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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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führte zwischen Rasenflächen
     hindurch, auf denen Rasensprenger Regenbogen ins Sonnenlicht malten. Weiter unten ging dieser Rasen in einen hügeligen Golfplatz
     über. Bunt gekleidete Menschen zeichneten sich vor dem Green und dem hellen Sand der Bunker ab. Dann kam die Hotelanlage selbst
     in Sicht: Apartmenthäuser mit Kuppeldächern, halbkreisförmig angeordnet vor dem Blau des Himmels.
    In der Empfangshalle konnte sie nach der blendenden Helligkeit draußen zunächst kaum etwas sehen, doch dann stelltesie fest, dass der Empfangstisch aus Mahagoni nicht besetzt war. Sie fragte zwei vorbeikommende Männer in Golfkleidung nach
     Billy Breakmans Apartment. Die beiden tauschten einen Blick und sahen sie misstrauisch an. Sie musste ihre Frage in schärferem
     Tonfall wiederholen, bevor sie eine Antwort bekam.
    Das Apartment lag im obersten Geschoss am Ende eines angenehm kühlen Korridors. Der Marmorboden wurde gerade von einer Frau
     gewischt, die Sal nachstarrte, als sie sich Breakmans Tür näherte. Anscheinend hatten hier alle ein bisschen Angst vor Billy
     Breakman.
    Sal läutete, wartete ab und läutete noch einmal. Sie hörte die Türglocke und hatte das Gefühl, dass jemand sie beobachtete
     – nicht die Putzfrau, sondern jemand, den sie hinter der mit einem Spion ausgerüsteten Tür zu hören meinte. Dann ging die
     Tür ein paar Zentimeter auf, wurde aber noch von einer Sicherheitskette gehalten.
    »Was wollen Sie?«
    Die Stimme war tief und feindselig. Sie konnte den Sprecher nicht richtig erkennen, weil sie gegen das Licht blickte.
    »Ich suche Mr Breakman.«
    Sie hielt ihm ihren Polizeiausweis hin. Gleich darauf ging die Tür ein Stück weit zu, die Kette wurde entfernt und danach
     musste sie die Tür selbst aufschieben. Beim Eintreten stellte sie fest, dass alles ganz anders war, als sie erwartet hatte.
    Das Apartment sah aus, als lebte dort jemand im Belagerungszustand. Überall lagen Zeitungen, Unterlagen und Bücher herum,
     alles war total verstaubt, und neben der Tür türmten sich leere Versandtaschen und -kartons. Aus der Küche drang ein ekliger
     Geruch, sie sah, dass sich dort Töpfe und Pfannen in der Spüle stapelten, während ein überquellender Mülleimer die Fliegen
     anlockte.
    Billy Breakman hatte ihr den Rücken zugekehrt. Er schlosseine Jalousie, durch deren Lamellen noch Lichtschäfte schossen und das Chaos beleuchteten. Als er sich umdrehte und seine
     Frage, was sie wolle, wiederholte, brauchte sie ein paar Sekunden für eine Antwort. Das Apartment war nicht so, wie sie es
     erwartet hatte, und sein Bewohner war es ebenso wenig. Er war zweifellos derselbe Mann, den sie von den Fotos kannte. Er war
     noch immer groß, und auch ein Vierteljahrhundert später waren die ausgeprägten, energischen Gesichtszüge deutlich zu erkennen.
     Doch etwas an diesem Mann hatte sich verändert: Er stand mit krummen Schultern da und betrachtete sie aus tief in den Höhlen
     liegenden Augen. Der Stoppelbart war grau durchsetzt. Er trug zerknitterte Golfkleidung und schmuddelige Pantoffeln.
    Sie fragte ihn, wann er nach Thinbeach zurückkehren wolle. »Gar nicht. Ich lebe jetzt hier.«
    »Sie wissen über Olga, die Frau Ihres Sohnes, Bescheid?«
    Billy Breakman nickte. »Ich wusste, dass sie ihn unglücklich machen würde. Warum sollte ein Mädchen einen Mann heiraten, der
     doppelt so alt ist wie sie selbst?« Einen Moment lang hatte Sal den Apfelbaum vor Augen, und eine Leiter, die von Holzkeilen
     gehalten wurde. Billy stand am Fenster und sah sie an. »Nein, ich bleibe hier. Hier bin ich sicher.«
    »Fürchten Sie sich vor irgendetwas Bestimmtem, Mr Breakman?«
    »Sie haben mir immer noch nicht gesagt, was Sie von mir wollen.«
    »Mr Breakman, in Thinbeach geht etwas vor sich. Die Ereignisse vom Januar 1979 sind plötzlich für viele Menschen sehr bedeutsam
     geworden, und zu diesen Menschen gehöre auch ich.«
    Breakman schlang sich die Jalousienkordel um die Finger wie ein Fadenspiel. Dann schüttelte er die Schnur von den Händen und
     begann von vorn, ohne hinzusehen. Das musste er ziemlich oft geübt haben.
    »Hören Sie«, sagte er plötzlich. »Sie könnten doch nach Lissabon fahren. Ich besorge Ihnen einen Tisch im Verdi, dem besten
     Restaurant am Platz. Ich habe noch immer Kontakte.«
    »Ich möchte, dass Sie mir von
The Wake
erzählen. Soviel ich weiß, waren Sie der Vorsitzende.«
    Billys tiefliegende Augen schlossen sich. Er sagte: »War ich das? Kann schon sein, ja.«
    »Warum

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