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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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den Zehen.
    Sal blickte sich im Apartment um. In den Ecken und Winkeln hatte sich Müll angesammelt: leere Packungen von Fertiggerichten,
     Wein- und Ginflaschen. Sie fragte sich, ob Breakman wirklich etwas wusste – ob er wirklich bei etwas mitgemacht hatte, das
     nun sein Gewissen belastete – oder ob dieses Gerede nur daher kam, dass ein paar von diesen Flaschen vor kurzem noch voll
     gewesen waren.
    »Mr Breakman, haben Sie jemals überlegt, ob Sie Hilfe benötigen?«
    »Die Putzfrauen weigern sich, hier hereinzukommen.«
    »Ich meine einen Therapeuten. Ich glaube, eine Therapie würde Ihnen guttun. Mir scheint, dass Ihr Gewissen seit einem Vierteljahrhundert
     mit etwas Schrecklichem belastet ist, das Sie nun, nachdem Jake Skerrit Ihnen auf die Schliche gekommen ist, maßlos quält.
     Heraus damit, wobei haben Sie mitgemacht? War es ein Verbrechen? Und hat es mit
The Wake
zu tun?«
    »Ach so. Jetzt verstehe ich.« Breakman nickte. »Sie wissen gar nichts, stimmt’s? Sie haben überhaupt keine Ahnung. Allmächtiger,
     nicht die allergeringste Ahnung. Ich habe meine Meinung geändert, Sergeant Moresby. Fahren Sie nicht nach Lissabon – das Verdi
     würde Ihnen sowieso nicht gefallen. Fliegen Sie nach Thinbeach zurück und reden Sie mit ihr, mit der Braut von Thinbeach.«
    »Strohpuppen reden nicht, Mr Breakman.«
    Sal stand auf, klopfte sich den Staub von der Hose und wandte sich zur Tür. Vielleicht gab es ja eine karitative Organisation,
     die sich um solche Leute kümmerte: im Ausland lebende alkoholkranke Landmaschinenhändler.
    »Ich frage Sie ein letztes Mal, Mr Breakman. Entlasten Sie Ihr Gewissen und machen Sie reinen Tisch. Was ist damals geschehen?«
    Billy Breakman griff nach der Ginflasche und schütteltesie. Er hatte die Lippen zusammengepresst. Das Gespräch war beendet.
    »Leben Sie wohl, Mr Breakman. Schließen Sie Frieden mit den Putzfrauen. Möge es ein guter Tag für Sie werden.«
    Als sie sich umdrehte, rief Breakman ihr mit lauter, deutlicher Stimme nach: »Wenn Sie wissen wollen, was damals passiert
     ist, Sergeant, kann Ihnen nur die Braut weiterhelfen. Mit der Braut müssen Sie reden. Die Braut verkörpert Thinbeach, verstehen
     Sie? Die Braut, das sind all die Frauen, die bei einem Mann festsitzen, den sie verabscheuen, und nicht loskommen können.
     Chretien de Minchins junge Frau, Olga, die an Crispin gekettet ist, und Judith Denton, die mit Thomas in diesem verdammten
     Haus in den Fens hockt. Irgendwann werden diese Frauen sonderbar. Sie werden grausam und sind zu allem fähig. Genau das steckt
     in der Braut. Die Braut ist blind und taub, und jedes Jahr versuchen die Männer, sie zu ertränken. Sie geht auch tatsächlich
     unter, aber dort unten, im Wasser,
lebt sie weiter.
Sie lebt da unten, und sie streckt die Hände nach mir aus, ich sehe ihr Gesicht, wenn ich ins Waschbecken schaue. Sie wird
     ewig leben. Sie stirbt einfach nicht. Sie stirbt verdammt noch mal einfach nicht.«
    Sal machte die Tür hinter sich zu.
     
    Sal klopfte an eine Bürotür, die hinter dem Empfangsbereich lag. Der Clubmanager war ein gelangweilt wirkender Mann in den
     Dreißigern. Um den Hals hatte er ein Kruzifix, sein Schnauzbart war gepflegt. Er sprach ausgezeichnet Englisch und war Kettenraucher.
    Mit einer Handbewegung wischte er etwas Asche vom Schreibtisch, warf einen Blick auf ihren Polizeiausweis und schüttelte mitfühlend
     den Kopf, als sie auf Breakman zu sprechen kam. Billy sei früher ein feiner Mann gewesen, ein richtiger Gentleman, sagte er.
     Jetzt dagegen breche er viele Regeln –sowohl die von Parque da Pinta als auch die Konventionen englischer Höflichkeit.
    »Wann hat das angefangen?«
    »Das ist noch gar nicht so lange her, im April oder so. Es kam ganz unerwartet.« Mit einem Fingerschnippen demonstrierte der
     Clubmanager die Plötzlichkeit des Zusammenbruchs. »Kurz zuvor hatte er Besuch.«
    »Können Sie den Besucher beschreiben?«
    »Ein junger Engländer, Anfang zwanzig. Sehr bescheiden gekleidet. Er war eine Stunde oben bei Breakman, und als er runterkam,
     wirkte er sehr zufrieden. Danach war Breakman nie wieder derselbe.«
    Es stimmte also. Jake war nach Lissabon geflogen, um Billy mit seinem Wissen über die Braut von Thinbeach zu konfrontieren.
     Er war mit den Taschen voller Banknoten weggegangen, oder vielleicht auch mit einer Zahlungsanweisung für Breakmans Bank in
     Ely.
    Sal lehnte die angebotene Marlboro ab. Der Clubmanager verstreute neue Asche auf der

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