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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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Rohren rauschte.
    Das war die letzte Nacht, die Tom Fletcher mit seinem Vater unter einem Dach verbrachte.
     
    Fletcher stand da und sah in den Nadelwald. Ein Pfad voll festgetretener brauner Nadeln führte hindurch.
    Er betrat ihn und roch beim Gehen den Duft der Nadeln, hörte das Knacken der Zweige unter seinen Sohlen und das durch die
     Bäume gedämpfte Rauschen der Autobahn. Die Bäume standen in exakt ausgerichteten Reihen, und am Ende des Pfades leuchtete
     ein Licht, auf das er geradeaus zuging. Nach wenigen Minuten erreichte er den Rand des Wäldchens. Auf dem freien Feld dahinter
     flackerte ein kleines Feuer in einem Ring nackter Erde. Vermutlich brannten dort Kiefern- oder Fichtenäste, denn der in der
     reglosen Luft hängende Rauch roch harzig.
    Er blieb in ein paar Metern Entfernung stehen, noch immer im Schatten der Bäume. Im Feuerschein sah er einen Mann, der, die
     Hände in den Hosentaschen, dastand, leicht gebeugt und den Kopf vorgestreckt. Die Flammen brannten nun ruhiger und zeigten
     ihn im Profil, ein verfilzter Haarschopf, unter dem kaum etwas vom Gesicht zu erkennen war. Plötzlich drehte der Mann sich
     zum Pfad um, und die Flammen beleuchteten ihn von vorn.
    Das Gesicht war von Falten durchzogen, die im Licht des Feuers noch tiefer wirkten. Zwischen den Augenbrauen war eine Furche
     eingegraben, und die Augen funkelten in einem Lichtreflex grün auf.
    Fletcher blieb im Dunkel des Waldrandes stehen, er wusste nicht, ob der Mann ihn sehen konnte. Ein kalter Windstoß fuhr zwischen
     den Bäumen hindurch und ließ das Feuer aufflackern. Der Mann warf ein weiteres Stück Kiefernholz hinein.
    Fletcher zog sich langsam zurück, vorsichtig, um nicht bemerkt zu werden. Dann drehte er sich um und ging über den Pfad zurück,
     bis ihm die Lichter von Wilber Court durch die Baumreihen entgegenleuchteten. Er stieg in seinen Wagen, saß eine Minute lang
     einfach da und sah zu den Fenstern hinauf.Der Rauch der brennenden Zweige hatte sich in seinen Kleidern festgesetzt. Er ließ den Motor an und suchte einen Radiosender.
     Er wollte irgendetwas, das ihm half, irgendetwas, das nicht aus ihm selbst kam. Schließlich schloss er sein MP 3-Gerät an und wählte das erste Stück.
    Seit er fünfzehn war, hatte Fletcher bei seinem Onkel gelebt, einem Berufssoldaten. Wenn sein Onkel im Ausland zu tun hatte,
     brachte er ihm oft etwas mit. Eines Tages war er aus Belize zurückgekehrt, der ehemaligen britischen Enklave in den Regenwäldern
     Mittelamerikas, und hatte ihm die Schallplatte eines jugendlichen Saxophonspielers mitgebracht, der nur diese eine Aufnahme
     gemacht hatte, bevor er bei einer Auseinandersetzung mit der Polizei ums Leben gekommen war. Fletcher hatte sie digitalisiert,
     das Knistern und Rauschen der alten Vinylplatte lag unter dem Tenor-Solo, als wäre es das Rauschen des Urwalds selbst.
    Er drehte auf volle Lautstärke. Er wusste, dass er nun drei Meilen nach Cambridge fahren und in seiner Mietwohnung schlafen
     würde. Drei Meilen Abstand zu seinem Vater. Er ließ sich minutenlang von der Musik umspülen. Die Straße vor ihm war leer,
     und hinter sich sah er nur ein einziges Paar Scheinwerfer, das nicht näher kam.
    Fletcher bog in die Northampton Street ein und dann in die Magdalene Street, das Seitenfenster weit offen, so dass die Klage
     des toten Saxophonisten in die heißen, menschenleeren Straßen Cambridges hinaushallte.
    Die Scheinwerfer in seinem Rückspiegel kamen jetzt näher, und als er auf der Brücke langsamer fuhr, erkannte er die Silhouette
     eines Omega neueren Baujahrs. Er trat auf die Bremse und blieb mit quietschenden Reifen mitten auf der Fahrbahn stehen. Die
     Augen auf den Rückspiegel geheftet, roch er den verbrannten Gummigeruch der Reifen. Zwanzig Meter weiter hinten hatte der
     Omega ebenfalls scharf gebremst, und zwar so, dass er außerhalb des Lichtkreises der Straßenlaterneblieb. Heute Abend war die Windschutzscheibe nicht regennass und bot keinen Sichtschutz. Der Wagen hatte noch immer dasselbe
     gefälschte Nummernschild. Fletcher stellte die Musik aus, und in der Stille hörte er den laufenden Motor des Omega. Motten
     umschwirrten den Wagen und prallten gegen die Scheinwerfer.
    Er stieg aus, ließ die Tür des Audis offen und ging auf den anderen Wagen zu, wobei er in der Manteltasche nach seinem Polizeiausweis
     griff und, obwohl er keinen Blickkontakt hatte, den ausgestreckten Zeigefinger der anderen Hand auf den Fahrer richtete.
    »Wer sind

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