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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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Brustwarzen troffen von Apfelsaft.
     Einige Äpfel fielen herab und landeten rund und voll in ihrem Schoß. Von dort plumpsten sie auf den Boden und rollten Tau
     versprühend davon.
    Sie stieg bis ganz nach oben in den Baumwipfel.
    Dort erwartete sie schon, gegen einen Ast gelehnt, ihr geliebter Dorfbursche, ein Leuchten in den blauen Augen. Sie sagte
     seinen Namen in ihrer eigenen Sprache und klammerte sich mit den Füßen an den Ästen fest. Das Haar des Jungen war nass und
     besprühte sie mit kühlen Tropfen, als er ihre Handgelenke ergriff und ihre Hände um den Baumstamm legte. Sie spürte ihren
     Pulsschlag unter seinen Daumen, während er sie so festhielt, dass sie nicht abrutschen konnte.
    Dann ein Krachen. Sie wurde vom Baum heruntergezerrt, die Holzkeile rissen ihr tiefe Schrammen in die Haut, und ihr Mann warf
     sie sich über die Schulter, schleppte sie, gegen die Äpfel an den Zweigen stoßend, durch den Obstgarten zurück und sang dabei
     etwas auf Normannisch.
    Gleich darauf war er mit ihr am Seeufer und sie flog durch die Luft. Tau tropfte von ihren Fingernägeln. Die Welt kippte,
     Weizenfelder und Obstgarten stürzten, das Unterste zuoberst, und dann schlug ihr das schwarze, glänzende Wasser ins Gesicht.
    Es war kalt, und als sie unterging, drang ihr der Schlamm indie Augen. Die Ohren gingen zu und sie hörte nur noch das Hämmern ihres eigenen Pulses. Sie spürte Wasserpflanzen und die
     Aale, die gegen ihre Augenlider stießen und sich zwischen ihren Armen und Beinen hindurchschlängelten.
    Nur einmal noch schaffte sie es ans Licht. Sie schüttelte keuchend den Kopf und sah ihren Mann, der schweiß- und tauüberströmt
     am Ufer stand und ihr beim Ertrinken zusah, die Hände in die behaarten Hüften gestemmt. Sie spie einen Fluch gegen ihn und
     all seine Hurensöhne hervor: einen langen, komplizierten Fluch, der ihr den letzten Atem raubte. Ein letztes Mal sah sie das
     Dorf, das schräg zum Himmel kippte, und dann schlangen sich die Aale um ihre Schenkel und zogen sie wieder in die Dunkelheit
     hinunter.
     
    Sal Moresby erwachte im Licht der portugiesischen Sonne, die schräg durch die Lamellen einfiel. Sie blieb eine Weile liegen,
     bis ihr Atem ruhiger ging, und sah zu, wie feine Stäubchen langsam durchs Licht trudelten. Als sie aufstand, fühlte sie die
     kühlen Kacheln unter den nackten Füßen.
    Sie duschte ausgiebig und betrachtete ihre Zehen im warmen Wasser.
    Beim Auschecken erkundigte sie sich nach dem Weg zu der Golfanlage namens Parque da Pinta. Der Mann am Empfang erklärte ihr
     den Weg und gab ihr eine kleine Übersichtskarte mit. Dann sagte er:
Möge es ein guter Tag für Sie werden.
     
    Sie mochte Portugal. Die Fahrbahn war gut und der Straßenrand mit Eukalyptus und Pinien bewachsen, hinter Steinmäuerchen lagen
     Felder und Weiden, an den Zäunen verwehtes Eschenlaub und oben in den Bergen ein paar Häuser, deren Dächer rot aus der Landschaft
     herausleuchteten. Sie fuhr langsam – für ihre Verhältnisse – und legte sich zurecht, wie sie ihr Gespräch mit Billy Breakman
     führen wollte. Sie stellte sich das durchsetzungsfähige, selbstbewusste Gesicht aus demLandmaschinenkatalog vor, und dann dasselbe Gesicht, wie Jake Skerrit es vor einer Hintergrundstruktur aus Strohhalmen auf
     seine Zimmerwand gemalt hatte; und nochmals dieses Gesicht, wie es ausdruckslos aus den Zeitungsfotos herausschaute.
    Sie hielt kurz, um die Karte zu studieren. Am Straßenrand stand ein Schrein, eine Madonna hinter einem Glasfenster. Eine alte
     Frau, die Blumen dort hinstellte, sagte
: Möge es ein guter Tag für Sie werden.
    Sie nahm eine Straße, die aus dem Tal heraus in eine bergige Waldgegend führte. Nach zwanzig Kilometern fand sie das erste
     Hinweisschild zum Parque da Pinta, und kurz vor neun Uhr kam sie an.
    Die Golfanlage prunkte mit einem eindrucksvollen Eingang. Vor dem Tor überquerte man ein halbkreisförmiges Fliesenmosaik,
     in dem das Wort
Pinta,
in Buntglas eingelegt, in der Sonne funkelte. Mit demselben Schriftzug war auch die Jacketttasche eines gelangweilten Wächters
     bestickt, der sich, von Zigarettenmief umwabert, in Sals Auto beugte und sie fragte, zu wem sie wolle. Als er ihre Antwort
     hörte, zog er erstaunt die Augenbrauen hoch; nach einem Blick auf ihren Polizeiausweis sah er sie anders an. Er öffnete das
     schmiedeeiserne Tor und winkte sie durch.
    Sie sah im Rückspiegel, wie das Tor sich wieder schloss. Die Straße wurde zu einer Eukalyptusallee und

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