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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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trinken angeboten, um anzustoßen – sie mochte ganz gern mal einen Schluck, wenn sie einen bekam –, und da hat sie gesagt: ›Auf diesen Bastard, den bin ich Gott sei Dank los‹, und ich habe gesagt: ›Was soll das heißen? Hast du deine Arbeit sausen lassen?‹ Um ehrlich zu sein, mir erschien es wahrscheinlicher, daß man sie rausgeworfen hatte, vermutlich weil sie ihrem Chef mit dem Handfeger eins übergebraten hatte, aber das habe ich nicht gesagt. Jedenfalls meinte sie darauf nur: ›Ich kenne meine Rechte, und was er sagt, stimmt einfach nicht! Ich denk nicht dran zu gehen!‹ Aber was nicht gestimmt hat, weiß ich auch nicht. «
    »Ich werde es schon herausfinden. «
    »Davon gehe ich aus, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand das tun würde – Sie wissen schon … , nur weil sie sich nicht ohne weiteres hat rauswerfen lassen. Na ja, Sie kennen sich mit diesen Dingen besser aus als ich. «
    »Aber Sie können die Dinge hier im Bezirk besser im Auge behalten. Bestimmt ist Ihnen ebenso klar wie mir, daß es keinen Sinn hätte, einen Mann in Zivil hier einzusetzen, wo jeder jeden kennt. «
    »Der würde auffallen wie ein verbundener Daumen«, stimmte Franco ihm zu. »Ich verstehe, was Sie meinen, und Sie haben völlig recht. Einmal hat man aus irgendeinem Grund einen Mann in Zivil hierhergeschickt, und sofort wußten alle Bescheid.« Sein Blick wanderte zu seiner Frau und dann wieder zurück zum Maresciallo. »Sie glauben doch nicht, daß der Kerl zurückkommt, oder? «
    »Dann sind wir ja nicht mehr sicher in unseren Betten!« rief Pina .
    »Das sind Sie bestimmt«, versicherte ihr der Maresciallo .
    »Machen Sie sich keine Sorgen. «
    »Da läuft es mir kalt den Rücken hinunter, das können Sie mir glauben«, sagte Pina. »Schließlich war Clementina auch nicht sicher in ihrem Bett – meinen Sie, sie hat geschlafen, als es passiert ist? «
    »Sehr wahrscheinlich. «
    »Ich wette, daß sie geschlafen hat«, sagte Franco, »denn wenn sie die Möglichkeit gehabt hätte, auch nur einen Schrei loszulassen, hätte sie mit ihrer Stimme ganz Florenz aufgeweckt. «
    »Wissen Sie«, sagte Pina nachdenklich, »es war ein Schock für uns. Ich meine, niemand rechnet damit, daß ein Mensch, den man kennt, ermordet wird, aber ich glaube, noch mehr hätte es mich überrascht, wenn sie sich das Leben genommen hätte. Egal, was für Fehler sie hatte, sie gehörte nicht zu den Leuten, die sich selbst bemitleiden. Zugegeben, sie hat dem einen oder anderen ihren Besen über den Schädel gezogen und geflucht wie ein Fuhrknecht, sie hat an dem Essen, das wir ihr gegeben haben, herumgemäkelt, als wäre sie in einem Restaurant, aber sie wollte nie Mitleid und hat sich nie selber leidgetan. Von dem Moment an, in dem sie aufgestanden ist, bis zu dem Augenblick, in dem wir sie abends dazu überreden konnten, wieder nach Hause und ins Bett zu gehen, war sie auf den Beinen; sie hat geputzt, gestritten, Karten gespielt, geflucht, sich nichts gefallen lassen … Sie hätte nie im Leben Selbstmord begangen, egal, was für Probleme sie hatte. Habe ich recht, Franco? «
    »Ich glaube schon. So, wie ich die Sache sehe, ist es nur gut, daß sie verrückt war. So arm, wie sie war – und dann diese jämmerliche Wohnung und nicht einen einzigen Menschen –, hätte sie ein elendes Leben geführt, wenn sie normal gewesen wäre und zurückgezogen gelebt hätte. Es war ganz gut, daß sie so war, wie sie war. «
    »Da mögen Sie recht haben«, meinte der Maresciallo .
    »Jedenfalls, lassen Sie Ihre Gäste ungeniert reden, und sollte sich herausstellen, daß jemand in letzter Zeit etwas Ungewöhnliches bemerkt oder jemand Fremden gesehen hat, sagen Sie mir Bescheid. «
    »Dann kommen Sie also wieder?« fragte Franco .
    »Irgendwann. Ich rufe Sie in ein paar Tagen an, wenn ich es nicht schaffe herzukommen. Und jetzt mache ich mich auf den Weg und lasse Sie in Ruhe.« Damit stand er auf .
    »Sie können sich auf uns verlassen«, versprach Franco .
    Nur die Hälfte der Tische vor der Bar waren noch besetzt. An einem leuchtete Pippos weißes Hemd gelblich im Schein der Straßenlaterne .
    Er hielt beim Kartengeben inne, um eine Spur wichtigtuerisch zu sagen: »Gute Nacht, Maresciallo. Sehen wir Sie wieder? Ich nehme doch an, daß es eine Untersuchung gibt. «
    Der Maresciallo brummte etwas Unverbindliches und fügte dann hinzu: »Gute Nacht allerseits. «
    4
    Die Schublade klemmte, so daß er ziemlich heftig ziehen mußte, bis sie aufging

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