Tod einer Verrückten
hinter dem Tresen hervorkam .
»Setzen Sie sich einen Augenblick.« Er schaute sich um, aber der Fernseher flimmerte vor leeren Stühlen, und niemand spielte an dem Computerspiel, das irgendwo außer Sichtweite piepste. Alle waren draußen und hofften auf eine kühle Brise, die jedoch ausblieb .
»Wer ist dran mit Geben?« – »Der gehört mir. Noch ein Spiel, dann verzieh ich mich ins Bett … «
Der Maresciallo beugte sich leicht zu dem Paar hinüber, das ihm an dem runden Tisch gegenübersaß, behielt dabei jedoch die Tür im Auge, um sicherzugehen, daß nicht unvermittelt jemand auftauchte .
»Clementina hat nicht Selbstmord begangen. Davon bin ich überzeugt. «
»Da hast du’s! Genau das hast du auch gesagt, Franco. «
»Der Maresciallo weiß, daß ich es weiß. Ich habe es ihm gesagt. «
»Ich muß allerdings zugeben«, gestand der Maresciallo, »daß ich nicht die leiseste Ahnung habe, wie Sie dahintergekommen sind. Sie haben sie nicht einmal angesehen. «
»Das war auch nicht nötig. Sobald Pippo sagte, er hätte sie mit dem Kopf im Herd gefunden, wußte ich Bescheid. Das Gas in der Gasflasche hätte nicht ausgereicht, um einen Spatzen umzubringen. Ich habe gestern selber nachgesehen. Ihr ist nämlich immer das Gas ausgegangen. Die liefern einem nur sehr ungern eine einzelne Gasflasche, und manchmal hatte sie nicht genug Geld für zwei. Gestern, als wir bis über beide Ohren mit den Vorbereitungen für das Fest beschäftigt waren, hat sie mir andauernd damit in den Ohren gelegen. Sie dachte, ich hätte vielleicht noch eine Flasche übrig, aber ich hatte keine, und da zwei Feiertage bevorstanden, hat sie befürchtet, das Gas würde ihr ausgehen. Irgendwann hatte ich eine Minute Zeit, um hinaufzugehen und nachzuschauen. Ich habe ihr erklärt, zum Kaffeekochen würde es noch reichen, abends würde sie ohnehin unten mit uns essen und für den zweiten Abend, also heute, bekäme sie etwas von den Resten oder irgendwas anderes. Da das Geschäft morgen wieder offen hat, war ich sicher, daß sie zurechtkommen würde. Keine große Hexerei, wie Sie sehen. Nicht mal sie war so verrückt, daß sie versucht hätte, sich mit Gas umzubringen, obwohl die Flasche fast leer war. «
»Nein. Da haben wir’s. Die Tatsache, daß jemand sie mit dem Kopf im Backrohr liegengelassen hat, kann nur bedeuten, daß der Betreffende einen Selbstmord vortäuschen wollte. «
»O Gott, Franco, stell dir das vor. «
»Wie hat er sie denn umgebracht? «
»Das weiß ich nicht. Es wird eine Obduktion geben. Also …« Er sah sie nacheinander an. »Sie hatten recht damit, daß das besser nicht nach außen dringen sollte. Ihnen beiden habe ich es nicht nur gesagt, weil Sie bereits so etwas vermutet haben, sondern weil ich glaube, daß Sie mir weiterhelfen können, und weil ich vermeiden möchte, daß jemand anderer hier Nachforschungen anstellt. «
»Sie glauben doch wohl nicht, daß jemand von hier … «
»Nein«, versicherte der Maresciallo Franco, »ich glaube nichts dergleichen. Aber wenn die Leute es erfahren, werden es die Zeitungen erfahren und so weiter. Ich ziehe es vor, den Täter in dem Glauben zu lassen, daß er uns Sand in die Augen gestreut hat. Das ist im Augenblick der einzige Vorteil, den wir ihm gegenüber haben. «
Franco sann ein paar Minuten darüber nach, wobei sein glänzender Schädel sanft auf und ab wippte. Pina beobachtete ihn, während sie mit zierlichen Bewegungen ihren Tee trank .
»Wenn es niemand aus unserem Bezirk ist«, meinte Franco, »verstehe ich nicht, wie wir Ihnen helfen können – nicht daß wir nicht wollen, Sie verstehen schon, aber … «
»Machen Sie sich keine Gedanken, ich erwarte nicht, daß Sie irgendwas unternehmen. Halten Sie nur die Augen offen. Wenn ich hier anfange, Fragen zu stellen, macht die Geschichte bald die Runde, aber Sie können mit Ihren Gästen unverfänglich plaudern, und nach dem, was passiert ist, ist es nur natürlich, daß alle über Clementina reden. Vielleicht schnappen Sie ja was auf, zum Beispiel irgend etwas Merkwürdiges aus den letzten Wochen, das mit ihr zu tun hat. «
»An Clementina war alles merkwürdig«, warf Pina ein .
»Aber vielleicht hatte sie in letzter Zeit Besuch von einem Fremden. «
»Soweit ich weiß, nicht.« Franco legte die Stirn in Falten .
»Wann hat sie aufgehört zu arbeiten, wissen Sie das? «
»Das kann ich Ihnen sagen«, antwortete Pina, »weil es an meinem Geburtstag war. Das war der fünfzehnte Juli. Ich habe ihr was zu
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