Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
wichtig war, aber er hatte nach wie vor das Gefühl, daß jemand von »außerhalb« den Mord begangen hatte, daß er nichts mit den Leuten hier auf dem Platz zu tun hatte und daß jede Verbindung zwischen Clementina und einer Person außerhalb des Bezirks von Nutzen sein könnte .
    Nachdem Pina noch eine Weile angestrengt nachgedacht hatte, drückte sie ihre Zigarette aus und erhob sich schwerfällig von dem kleinen Stuhl .
    »Ich weiß, wer Ihnen den Namen sagen kann. Maria Pia! Pippos Frau«, erklärte sie dem Maresciallo. »Pippo haben Sie ja kennengelernt. «
    »Ja, Pippo habe ich kennengelernt. «
    »Also, wenn sich irgend jemand erinnern kann, dann sie. Sie vergißt keinen Namen und kein Gesicht. Ich ruf mal hinauf. «
    »Jetzt? «
    »Sie ist bestimmt noch nicht im Bett. Sie geht nie vor Mitternacht ins Bett. «
    Damit watschelte Pina langsam zur offenen Tür. Der Maresciallo sah, wie sie draußen auf dem Gehsteig kurz stehenblieb. Einer der Männer, die an den Tischen saßen, hatte mit gedämpfter Stimme etwas zu ihr gesagt. Wer es war, konnte er von drinnen nicht erkennen. Pina zuckte die Achseln und murmelte etwas, wovon der Maresciallo nur das Wort »Franco« verstand. Als er ihn ansah, lächelte dieser nur und sagte: »Sie kommt gleich wieder. Macht es Ihnen was aus, wenn ich kurz aufstehe und ein paar Gläser abspüle? Wir können ja weiterreden. «
    »Nur zu. «
    Sie hörten Pina draußen im Dunkeln rufen .
    »Maria Pia! Maria Pia! «
    Fensterläden quietschten und wurden aufgestoßen .
    »Was gibt’s denn? «
    »Kannst du dich erinnern, wie dieses Ding geheißen hat, wo Clementina gearbeitet hat? Diese Firma? «
    »Warum? «
    »Der Maresciallo ist hier und möchte es wissen. «
    »Aber sie ist schon seit einiger Zeit nicht mehr hingegangen. «
    »Das spielt keine Rolle. Er will es trotzdem wissen. «
    »Warte … es liegt mir auf der Zunge … «
    Warum erinnerte Franco, wie er so hinter der Bar stand, den Maresciallo an ein mechanisches Spielzeug? Er war ein Koloß, und sein kahler Kopf glänzte … und nun band er sich eine riesige Schürze um den dicken Bauch – aber es hatte nichts mit seinem äußeren Erscheinungsbild zu tun … Ja, das war es. Es lag daran, daß sein großer Kopf, egal ob er redete oder schwieg, arbeitete oder gar nichts tat, immer leicht auf und ab wippte, als säße er auf einer Feder. Das und das unablässige gütige Lächeln waren der Grund dafür, daß er wie ein Riesenspielzeug aussah .
    »Na also! Ich wußte doch, daß sie sich erinnern würde. «
    Pina kam siegesgewiß hereingewatschelt und lächelte den Maresciallo an. »Die Firma heißt ›Italmoda‹. Hat was mit Bekleidung zu tun, aber womit genau, weiß ich nicht. «
    »Hat sie längere Zeit dort gearbeitet? «
    »Soweit ich mich erinnern kann. Sie hat immer da gearbeitet, stimmt’s Franco? «
    »Solange sie hier gewohnt hat. Allerdings nur drei Vormittage in der Woche.« Franco hob einen dampfenden Drahtkorb voller Gläser aus dem Spülbecken .
    »Mach mir doch einen Kamillentee, Schatz, wenn du schon da bist. Und dann könnten wir eigentlich zumachen, was meinst du? «
    Franco nickte nur und lächelte. Er legte einen Beutel Kamillentee in eine Tasse und hielt sie unter die Düse, aus der kochendes Wasser kam .
    »Machen Sie bloß nicht früher zu, weil ich hier bin«, sagte der Maresciallo gelassen. Wie konnte er ihnen begreiflich machen, daß er ihre Gewohnheiten keinesfalls durcheinanderbringen wollte, ohne zuzugeben, daß er erraten hatte, wie sie aussahen? Es war im Gegenteil äußerst wichtig, daß alles so weiterlief wie sonst, also wagte er nur zu sagen: »Ich bin nicht hier, um Sie zu beobachten … «
    Wenn sie dazu übergingen, früh zuzumachen, würde er seine besten Wachhunde einbüßen. Am besten wäre es wohl, ihr Vertrauen zu gewinnen, indem er sie ins Vertrauen zog. Er war ziemlich sicher, daß er sich auf ihre Verschwiegenheit verlassen konnte, und außerdem hatte Franco ohnehin schon gesagt, er wisse, daß es kein Selbstmord war. Ihre liebenswerte handfeste Art und das Vertrauen, das sie im Bezirk genossen, überzeugten ihn. Selbst später, als die Geschichte beinahe ein tragisches Ende nahm, kam es ihm nie in den Sinn, sie dafür verantwortlich zu machen. Er war auch dann noch überzeugt, daß es richtig gewesen war zu sagen: »Es gibt etwas, was ich Ihnen gern anvertrauen würde, Ihnen beiden. «
    Er wartete, bis sich Franco die Hände abgetrocknet hatte und mit der Teetasse für seine Frau

Weitere Kostenlose Bücher