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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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ihrem Handfeger auftaucht … «
    Aber draußen tauchte niemand auf .
    »Kreuz sieben.« – »Der gehört mir.« – »Du gibst … «
    »Einmal hat sie ihn dem Mann von der städtischen Müllabfuhr über den Schädel gehauen. «
    »Was? «
    »Sie ist mit ihrem Besen auf die Leute losgegangen, vor allem wenn sie ihr beim Putzen in die Quere gekommen sind. In der Beziehung war sie ganz fanatisch. «
    »Meine Frau hat mir erzählt, daß sie den ganzen Platz gekehrt hat. «
    »Gekehrt? Geschrubbt und gescheuert. Sie ist ständig auf den Knien herumgerutscht. Und einmal habe ich gesehen, wie sie aus einem Geschäft kam, ihren Kassenzettel sofort zur Mülltonne getragen und mühsam den Deckel aufgestemmt hat – sie war ja sehr klein –, obwohl sie ihre kleine Einkaufstasche in der Hand hatte und unter dem Arm den unvermeidlichen Handfeger. Sie war schon ein Unikum. Richtig schlimm wurde es immer, wenn es dunkel wurde, da hat sie angefangen zu kehren und zu wischen, als hinge ihr Leben davon ab. «
    »Franco?« Aus dem hinteren Teil der Bar tauchte eine Frau auf. Sie war so korpulent wie Franco und lächelte ebenso freundlich und gelassen. Eine große Brosche auf dem ausladenden Busen schmückte ihr Kleid, und sie rauchte eine Zigarette .
    »Pina, meine Frau«, sagte Franco. Offenbar hielt er es nicht für nötig, ihr den Maresciallo vorzustellen .
    »Ach, armes Ding … «
    Der Maresciallo faßte das als Bemerkung über Clementina und nicht als Begrüßung auf .
    »Ich setze mich einen Augenblick«, fuhr sie mit einem Seufzer fort. »Meine Füße sind geschwollen. Der Arzt sagt, ich soll mehr gehen, aber ich weiß nicht, woher ich die Zeit dafür nehmen soll.« Mit ihren beringten Fingern knallte sie ein Päckchen Zigaretten und ein Plastikfeuerzeug auf den Resopaltisch und ließ sich auf einen Stuhl sinken, der viel zu zerbrechlich für ihr Gewicht aussah. Franco machte Anstalten aufzustehen .
    »Ich hole dir ein Glas. «
    »Nein. Ich möchte nichts. Worüber habt ihr geredet ?
    Clementina, nehme ich an. «
    »Darüber, wie sie den Platz geputzt hat«, sagte Franco, »sogar nachts. «
    »Sie war schon eine merkwürdige Person. «
    »Hatte sie schon immer diesen Putzzwang?« fragte der Maresciallo .
    »Solange sie hier war, und das müssen zehn Jahre sein – stimmt’s, Franco? Man kann ja nie wissen, vielleicht ist sie so geworden, als sie ihren Mann verloren hat. Manche Frauen werden danach komisch. «
    »Und wann hat sie ihren Mann verloren? «
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich vermute auch nur, daß sie Witwe war, weil sie einen Ehering getragen hat. Jetzt, wo Sie danach fragen, kommt es mir auch komisch vor; obwohl sie auf ihre Art immer viel geredet hat, hat sie nie ein Wort über ihre Vergangenheit erzählt.« Pina zog ausgiebig an ihrer Zigarette, auf die ihr knallroter Lippenstift abgefärbt hatte. »Man kann jemanden Tag für Tag sehen, und am Ende weiß man doch nicht viel über ihn. Ich weiß allerdings, daß sie bis vor kurzem irgendeine Arbeit hatte. Weiß der Himmel, welcher gutmütige Mensch ihr die gegeben hat. «
    »Was für eine Arbeit? «
    »Putzen natürlich!« meinte Pina lachend. »Ich weiß, das hört sich nach der idealen Arbeit für sie an, die arme Haut, aber sie hatte ihre eigenen Vorstellungen vom Putzen, und die waren nicht nach jedermanns Geschmack. Ich zum Beispiel hätte nicht gewollt, daß sie meine Wohnung putzt, das kann ich Ihnen sagen. «
    Es stimmte, daß der Maresciallo in Clementinas Wohnung festgestellt hatte, daß sie zwar sauber, aber keineswegs blitzend und appetitlich war. Er hatte es darauf geschoben, daß alle Einrichtungsgegenstände uralt waren, aber vielleicht war die Wohnung insgesamt doch nicht so sauber gewesen. Diese dicke Staubschicht oben auf dem Schrank … »Bestimmt wollte ihr jemand was Gutes tun«, meinte Pina .
    »Obwohl ich nicht weiß, wer. Sie hatte keine Menschenseele, die sich um sie gekümmert hätte. «
    »Wo war denn diese Arbeit? «
    »In irgendeinem Büro, stimmt’s Franco? «
    »Stimmt. Nicht weit von hier, unten am Fluß. Wie die Firma geheißen hat, weiß ich nicht. «
    »Ich müßte es eigentlich wissen«, sagte Pina, »sie hat den Namen oft erwähnt, wenn sie hingegangen ist … Wie zum Teufel hat sie gleich wieder geheißen? «
    Der Maresciallo wollte sie weder drängen noch insistieren, daß der Name wichtig sei, weil er wußte, daß er ihr dann um so schwerer einfallen würde. Er konnte nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, daß er

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