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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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stets siegreichen Volkes von Helvetia, immer gerecht im Umgang mit anderen Nationen, wachsam im Frieden, wild im Krieg, von ansehnlicher Gestalt und ebensolchem Antlitz, von volltönender Stimme, großzügig, erhaben und stolz.« Man kann sich vorstellen, wie langwierig und mühsam die Wiedergabe des genauen Wortlauts wäre.
    »Rom hört.« Einen lebhafteren Kontrast als Caesars Erwiderung in jenem knappen, lakonischen Stil, der uns allen nur zu vertraut werden sollte, hätte man sich nicht denken können. Nammius war verdutzt. Er hatte etwas ein wenig Ausführlicheres erwartet.
    »Erhabener Caesar, ein letztes Mal protestiere ich gegen deine ungerechte und unangemessene Intervention gegen unsere Wanderungen. Wir sind eine Nation wahrer Männer, und nur ein Mensch, dem es an Männlichkeit und Mut mangelt, kann für immer an einem Ort leben, das Land auslaugen und gegen immer dieselben Nachbarn kämpfen. Nach der in Ehren gehaltenen Tradition unserer Vorfahren wollen wir die Dörfer und Gehöfte hinter uns abbrennen und durch das Land der Allobroger und deine Provinz weiterziehen in das jenseits liegende Land, an dem Rom und seine Verbündeten kein Interesse haben.
    Wir geloben, daß diese Wanderung friedlich vonstatten gehen wird und wir in den Ländern, die wir durchqueren, keinerlei Schaden anrichten werden. Niemand wird getötet oder versklavt, kein Eigentum wird gestohlen oder in irgendeiner Weise beschädigt werden. Auch von unnötigen Plünderungen werden wir absehen, weil wir unsere gesamte Habe auf Wagen mit uns führen. Wir werden weder Futter noch Vorräte brauchen, weil wir alles Getreide, das wir benötigen, mit auf den Marsch nehmen werden. Du mußt uns den Zug erlauben, Caesar. Schon steigt der Rauch unserer Dörfer, Oppida und Gehöfte gen Himmel. Schon sind die Wagen beladen, und das Volk hat sich entlang des Flusses versammelt. Die Jahreszeit, in der wir unsere Wanderung antreten müssen, rückt näher, weil wir sonst zu spät an unserem Ziel eintreffen werden.
    Caesar, bei unserem letzten Gespräch hast du um Bedenkzeit gebeten. Das erschien uns vernünftig, und wir haben dir diese Zeit gewährt. Jetzt müssen wir feststellen, daß du sie genutzt hast, um einen großen Damm zu errichten, ein Bauwerk, für das ihr Römer überall auf der Welt bekannt seid. Ich weise dich nachdrücklich auf die Nutzlosigkeit dieses Unterfangens hin, denn wir sind keine Griechen, die man mit einer Mauer einschüchtern kann. Wenn die Helvetier sich auf einen einmal beschlossenen Weg machen, wird kein kleiner Erdhaufen oder ein paar Pfähle sie bremsen oder aufhalten, weil sie jedes Hindernis beiseite fegen werden wie Spreu im Wind. Caesar, wir fordern dich ein letztes Mal nachdrücklich auf, uns den Weg freizumachen.« Mit diesen Worten nahm der Gesandte wieder Platz.
    »Verehrter Nammeius, ich habe den Vorschlag deiner Nation mit großer Geduld erwogen trotz der zahlreichen Provokationen, die ich und die Freunde Roms von deinen Kriegern hinnehmen mußten. Zunächst einmal finde ich eure Gründe für diese Wanderung ganz und gar uneinsichtig.
    Aneas, Sohn der Göttin Venus, deren Sohn Julus der Gründervater meines Hauses war, führte sein Volk aus einer Stadt, die die Feinde niedergebrannt hatten. Er hatte sie wohlgemerkt nicht selbst in Brand gesteckt.« Das war typisch Caesar, er ließ keine Gelegenheit aus, an die göttlichen Ursprünge seiner Familie zu erinnern. »Romulus, ein Abkömmling des Julus, hat vor sechshundertfünfundneunzig Jahren Rom gegründet. Seither haben wir uns nicht von der Stelle gerührt und fühlen uns deswegen kein bißchen weniger männlich.« Er lächelte und die anwesenden Römer lachten über diese geistreiche Bemerkung. Wahrscheinlich hätten die Gallier eingewendet, daß wir einfach unser Staatsgebiet ausgedehnt und Kolonien gegründet hatten, anstatt umherzuziehen, doch sie waren jetzt nicht an der Reihe.
    »Deine Zusicherung, daß du eine Bewegung derartiger Völkerscharen durch das Gebiet etlicher anderer bewerkstelligen kannst, ohne Schaden anzurichten, ist unglaubhaft. Ihr seid, wie du so redegewandt dargestellt hast, eine Nation von Kriegern, und auch wenn du deine Krieger führen kannst, so kannst du sie doch nicht ununterbrochen in Schach halten. Sie werden eine Streitmacht im Land der Feinde ihrer Vorväter darstellen, und du wirst sie nicht von Plündereien, Vergewaltigungen und Gemetzeln abhalten können.
    Was die Mickrigkeit meines Walls angeht, so ist es richtig, daß ein

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