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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Graben und ein Erdhaufen für einen sportlichen jungen Mann kein Hindernis sind. Und auch die hölzernen Palisaden auf dem Wall sind nichts, was beherzte Krieger nicht überwinden könnten. Doch dahinter wirst du auf die ultimative Grenze stoßen: den römischen Soldaten. Sämtliche Nationen der Welt haben erfahren, daß sein Schild der festeste aller Wälle ist, und alle Feinde sinken vor seinem Schwert darnieder.
    Großsprecherei wird dir wenig nützen, wenn du versuchen solltest, mit ihm die Waffen zu kreuzen.«
    Jetzt erhob sich der andere helvetische Gesandte. »Ich bin Veruclpetius, Kriegshäuptling des helvetischen Kantons der Tiguriner. Ich fürchte die Römer nicht, genausowenig wie mein Volk sie fürchtet. Als der Konsul Lucius Cassius gegen uns marschiert ist, haben wir ihn getötet und seine Armee unter unser Joch gezwungen!«
    Caesars Gesicht lief rot an, doch seine Stimme war leise und kalt. »Vor neunundvierzig Jahren war ganz Gallien unterwegs, nicht nur ein einzelnes Volk. Dies war einer der Gründe, warum wir beschlossen haben, nie wieder derartige Truppenbewegungen in der Nähe unserer Grenzen zu dulden.
    Du wirst feststellen, daß sich unsere militärische Organisation seither deutlich verbessert hat. Mein Onkel Gaius Marius hat sich persönlich um diese Verbesserungen gekümmert und sie im Kampf gegen eure Verwandten getestet.«
    Auf den Namen Marius reagierten die Gallier, als hätte man sie geohrfeigt. Zwei gallische Nationen hatten aufgehört zu existieren, nachdem sie sich mit Marius angelegt hatten, und diversen anderen war es übel ergangen. Sein Name war eine Drohung, mit der die Gallier ihre kleinen Kinder erschreckten. Einer der Germanen gab zu verstehen, daß er das Wort wünschte. Caesar nickte, und der Mann erhob sich. Seine Wolfsfell-Tunika war mit bronzenen Nägeln besetzt, so daß sie, als er aufstand und seine Daumen unter das Fell hakte, vernehmlich quietschte.
    »Erster Speer«, sagte Caesar, »laß deinen Übersetzer rufen.«
    Vinius klatschte in die Hände, ein Geräusch wie von einem riesigen Katapult, das ein Geschoß abfeuert. Ich lächelte erwartungsvoll, weil ich hoffte, das germanische Sklavenmädchen wiederzusehen. Entsprechend groß war meine Enttäuschung, als statt dessen der häßliche Gnom mit dem Fuchshaar, den ich im Eingang von Vinius' Zelt hatte stehen sehen, durch die bewachte Öffnung im Wall um das Praetorium kam. Er stellte sich neben den Gesandten, der ihn über seine lange germanische Nase hinweg wie eine Kröte oder ein anderes niederes und unansehnliches Wesen musterte, bevor er etwas in einer Sprache sagte, die klang, als würden Wölfe um die Anführerschaft ihres Rudels kämpfen.
    Der Sklave übersetzte mit einem unverschämten Grinsen, das eine Reihe von Zahnlücken präsentierte, die sich mit der Zahl der noch vorhandenen Zähne in etwa die Waage hielten: »Gehört sich so was? Mein Volk ertränkt solche Kreaturen sofort nach der Geburt.«
    Caesar lachte herzlich. »In einer wahrhaft wohlgeordneten Welt würde man die Existenz eines so häßlichen Wesens sicher nicht ertragen. Doch wir leben nicht in Platos, sondern in der realen Welt. Manchmal muß man aus Nützlichkeitserwägungen über Unattraktivität hinwegsehen. Molon war viele Jahre lang ein Sklave östlich des Rhenus, so daß er eure Sprache fließend spricht. Und er fürchtet die Peitsche zu sehr, um deine Rede zu verfälschen. Er wird sie absolut wortgetreu übersetzen. Bitte fahre fort.«
    Danach benahmen sich die Germanen, als ob der Sklave gar nicht anwesend wäre. »Ich bin Eintzius, Neffe des Königs Ariovistus, begleitet werde ich von meinem Bruder Eramanzius.« Wie schon gesagt, dies sind bestmögliche Annäherungen an ihre wirklichen Namen. »Der König steht schon seit einiger Zeit in Kontakt mit den Ältesten der Helvetier, und man hat sich darauf geeinigt, daß unsere Vettern, die Haruder und die Sueben, in das von den Helvetiern verlassene Land übersiedeln sollen. Diese Stämme sind bereits auf dem Weg und bereiten sich darauf vor, den Rhenus zu überqueren.
    Wenn den Helvetiern ihre Wanderung verwehrt wird, wird große Not entstehen, und die Haruder und Sueben werden sehr erzürnt sein.«
    Ich hörte ein Zischen neben mir, und Lovernius murmelte: »Das habe ich mir gedacht! Die Helvetier wollen nicht wandern, weil es ihnen in den Füßen juckt, sie werden vertrieben! Die Germanen haben ihnen gesagt, sie sollen verschwinden, wenn sie nicht ausgelöscht werden

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