Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
wollen.«
    Caesar beugte sich in seinem prokonsularischen Klappstuhl vor, die Arme auf den kunstvoll geschnitzten Lehnen ruhend.
    »Verehrter Gesandter, diese Neuigkeit mißfällt mir. Sie mißfällt Rom. Es gibt zwei Grundprinzipien römischer Außenpolitik, an denen nicht gerüttelt werden darf, und ich bin hier, sie durchzusetzen: Die gallischen Stämme haben gefälligst innerhalb der Grenzen des Landes ihrer Vorfahren zu bleiben, und die Germanen dürfen das Westufer des Rhenus nicht betreten.«
    »Caesar, wir befinden uns bereits auf dem Westufer, und das schon seit mehreren Jahren, und wir haben auch nicht vor, wieder zu verschwinden.« Trotz all seiner barbarischen Attribute sprach Eintzius mit derselben selbstverständlichen Autorität wie ein Gesandter des Senats, der irgendeinem orientalischen Despoten befiehlt, von den Aktivitäten abzulassen, die Rom gerade mißfallen. Ich spürte, daß mit ihm und Caesar zwei unerbittliche Kräfte aufeinander prallten, von denen keine nach geben würde. Auf einmal kamen mir die Helvetier gar nicht mehr so bedrohlich vor. Sie konnten einem fast leid tun, so wie sie zwischen die Mühlsteine Roms und Germaniens geraten waren.
    »Darum werde ich mich kümmern, wenn die Sache der Helvetier geregelt ist«, sagte Caesar.
    Jetzt erhob sich auch der andere Germane. »Dann geh und besorg dir mehr Männer. Was du hier vor Ort postiert hast, wird nicht einmal reichen, uns einen Vormittag zu vertreiben.« Für einen in Fell gekleideten Wilden war Eramanzius unglaublich arrogant. Dabei war es natürlich hilfreich, daß er gut zwei Meter groß war. Derart große Menschen neigen dazu, ihre eigene Bedeutung zu überschätzen.
    Nichtsdestoweniger waren beide auf eine Art einschüchternd, die den bunten Galliern abging. Zum Teil lag das bestimmt an ihrer exotischen Sitte, Felle zu tragen. Gallier und Römer, die Gegenden mit kaltem Klima bereisen, tragen manchmal Felle unter ihrer Kleidung. Doch die Germanen tragen sie offen, als wollten sie die Erscheinung eines ihrer Totemtiere imitieren.
    Unter zivilisierten Menschen tut man dergleichen nur aus Gründen des Rituals, wie beispielsweise die ägyptischen Priester oder griechischen Bacchanten mit ihren LeopardenfellUmhängen. Es war irritierend, Menschen zu begegnen, die Tierfelle als Alltagskleidung trugen.
    Caesar betrachtete den Mann kühl. »Provoziere mich nicht. Es gibt auf der Erde keine Macht, die Rom vergleichbar wäre.
    Legionen wachsen aus dem italischen Boden wie Getreide nach einem Frühlingsregen. Wenn du es wirklich wünschst, werde ich für eine Zerstreuung sorgen, die deine kühnsten Erwartungen übertrifft, obwohl uns das Vergnügen, hinterher deinen Beifall zu hören, leider versagt sein wird.«
    Das waren mutige Worte von einem Mann, der nur über eine Legion und ein paar Hilfstruppen verfügte, aber Römer lieben derart martialische Rhetorik. Selbst in Kenntnis der tatsächlichen Lage spürte ich, wie ein Schuß eisernen römischen Kampfgeistes mein leicht nervöses Rückgrat stärkte.
    Nammeius stand auf, und mit ihm erhob sich das gesamte gallische Kontingent. »Wir haben alles erreicht, was mit Worten zu erreichen war, und das ist gar nichts. Deshalb sollen nun die Waffen sprechen.«
    Die Gallier und die Germanen rauschten aus dem Zelt. Als letzte gingen die Druiden, die die ganze Zeit kein einziges Wort gesagt hatten. Caesar sah der Gesandtschaft wütend nach, doch sein feindseligster Blick galt nicht den Häuptlingen, sondern den Druiden. Als sie verschwunden waren, wandte er sich an seine Offiziere.
    »Meine Herren, wir müssen uns von jetzt an auf ernsthafte Feindseligkeiten gefaßt machen. Doch die Arbeiten am Damm sind fast abgeschlossen, und wir erwarten täglich Verstärkung aus den Provinzen, die die Befestigungen entlang des Walls besetzen werden. Die Legionärswache wird ab sofort verdoppelt. Und jetzt kehrt zu euren Einheiten zurück, und bereitet euch auf den Ernstfall vor.«
    Ich stand auf, um mit Lovernius zu gehen, doch Caesar hielt mich zurück.
    »Einen Moment, Decius Caecilius.«
    Ich wartete, bis die anderen Offiziere gegangen waren. Titus Vinius schenkte mir ein häßliches Lächeln, als er mit seinem noch häßlicheren Sklaven hinausging. Caesar begab sich in sein Zelt, und ich folgte ihm. Es war in zwei abgetrennte Bereiche unterteilt, einen kleineren mit Caesars Schlafquartier und einen größeren mit einem langen Tisch für Stabssitzungen, die bei schlechtem Wetter nicht im Freien abgehalten

Weitere Kostenlose Bücher