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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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die Gallier sind bis auf ihre Schnurrbärte stets glatt rasiert. Außerdem waren sie weder tätowiert noch angemalt.
    Ich schloß zu Lovernius auf. »Wer sind diese Männer bei den Gesandten?«
    »Die Graubärte in den weißen Roben sind Druiden«, erklärte er mir. Ich hatte schon von diesen Priestern und Wahrsagern gehört, sie jedoch nie zuvor mit eigenen Augen gesehen. »Die anderen sind Germanen, Ariovistus' Männer.«
    »Ist das nicht der König der Germanen? Ich habe seinen Namen schon einmal in einer Senatsdebatte gehört. Was tun seine Männer auf dieser Seite des Rhenus?«
    »Ist das alles, was ihr in Rom wißt?« Er lachte bitter.
    »Hauptmann, Ariovistus und etwa einhunderttausend seiner Krieger leben schon etliche Jahre westlich des Rhenus?«
    »Was? Wie konnte das geschehen?« Große Angst senkte sich über mich wie ein Leichentuch.
    »Aber ihr wißt doch bestimmt, daß die Gallier in zwei Lager gespalten sind; das eine wird von den Aeduern, meinem Volk, angeführt, das andere von den Arvernern, die entlang des Rhenus leben.«
    »Das ist mir bekannt. Und ich habe gehört, daß die Aeduer auf der Siegerstraße waren, bis die Arverner in ihren Reihen germanische Söldner in die Schlacht geführt haben. Das war einer der Gründe, warum Caesar diesen außerordentlichen Oberbefehl erhalten hat. Aber niemand hat etwas von einhunderttausend Wilden und ihrem König erzählt! Was, um alles in der Welt, ist in die Arverner gefahren, sich auf so etwas einzulassen?«
    »Sie verlieren, und in einer solchen Situation tun die Menschen verzweifelte Dinge. Außerdem«, erklärte er, die Schultern unter seinem Kettenhemd zuckend, »sind sie mit den Germanen verwandt.«
    Vielleicht sollte ich an dieser Stelle etwas erklären. Wir Römer gingen davon aus, daß jeder westlich des Rhenus ein Gallier und jeder östlich des Rhenus ein Germane sein mußte.
    Das stimmt zwar grob, ist aber nicht völlig richtig. Tatsache ist vielmehr, daß sie bisweilen schwer zu unterscheiden sind. Sie hatten jahrhundertelang in engster Nachbarschaft gelebt, und in den Grenzregionen hatten sie sich vermischt und ihre Sitten angeglichen. In manchen Gegenden fand man Dörfer, wo die Leute bunte Kleidung, Tätowierungen und Schnurrbärte trugen, jedoch ausschließlich Germanisch sprachen. Umgekehrt gab es Gegenden, in denen die Gallier Bärte und Tierfelle trugen.
    Man kann dieses Phänomen überall in den Küstenregionen um unsere Meere beobachten, wo Menschen aus vieler Herren Länder im Laufe von vier Jahrhunderten die Sitten, Haartracht und Kleidung der Griechen angenommen haben. In jüngster Zeit trifft man überall nachgemachte Römer. Primitive Völker finden eine höherstehende Kultur oft faszinierend und wollen Teil von ihr werden, während jene, die das Gefühl haben, daß ihr Volk die Kämpfertugenden verloren hat, manchmal die Sitten einer primitiveren, aber wilderen und männlicheren Kultur annehmen.
    »Eine seltsam gemischte Gesandtschaft«, bemerkte ich.
    »Warum Druiden?«
    »Das müssen die Ratgeber der Helvetier sein. Sie werden in allen wichtigen Fragen konsultiert.« Ich lenkte mein Pferd an einem Schlammloch vorbei.
    »Wir tun dasselbe. Es ist nie verkehrt, die Auguren zu befragen und sicher zugehen, daß die Rituale ordentlich zelebriert werden, bevor man zu einer entscheidenden Aktion schreitet.«
    »Die Sache verhält sich ein wenig anders. Die Druiden dienen auch als Berater in weltlichen Dingen und pflegen die Geschichte, die Überlieferungen und die Tradition ihres Volkes.«
    Das war das erste Mal, daß ich davon hörte, daß die Druiden noch etwas anderes waren als Priester. »Haben sie auch politischen Einfluß?« Ich war mir nicht sicher, wie ein Gallier diesen Ausdruck interpretieren würde.
    »Die Könige hören auf sie.«
    »Sogar die germanischen Könige?«
    Er lachte. »Nie im Leben! Die Germanen kennen nur wilde Götter, die sie sehen: Sonne und Mond, Blitz, Donner und Sturm.«
    Dann stöberten wir einen weiteren Haufen gallischer Krieger auf, und die nächste Jagd begann.
    Als wir am Abend ins Lager zurückkehrten, sahen wir, daß eine Gruppe von Händlern eingetroffen war und ein veritabler Markt im Gange war. Auf dem Forum des Lagers waren Zelte aufgeschlagen, und die Soldaten durften dort, sofern sie keine Pflichten zu erledigen hatten, Kohorte für Kohorte Notwendiges für den alltäglichen Gebrauch kaufen oder ihr Geld nach Herzenslust verplempern. Ich entließ meine Ala, und die Männer, die die Köpfe

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