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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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nichts!«
    »Die meisten würden eher uns als einen der Barbaren töten.
    Nicht ein einziger römischer Bürger in dem ganzen Haufen. Und die Reiterei besteht auch nur aus Galliern. Wie können wir dieser Horde von Wilden vertrauen?«
    Ich wußte, daß es keinen Sinn hatte, gegen derartige Vorurteile anzugehen.
    »Zu welcher Kohorte gehört ihr?« fragte ich.
    »Zur ersten«, sagte der eine der Männer. »Die erste Kohorte hat stets die Ehre, den zum Feind hin gelegenen Wall und die rechte Flanke der Gefechtsformation zu verteidigen.«
    Dort waren sie feindlichen Aktionen von der Seite schutzlos ausgeliefert. Natürlich galt der Ort, an dem sich jeder vernünftige Mensch als allerletztes aufhalten würde, als Ehrenplatz. Nicht, daß sich ein vernünftiger Mensch überhaupt auf einem Schlachtfeld herumtreiben würde. Aber mittels solcher verlogener Definitionen wurden Männer häufig dazu veranlaßt, wider ihren eigenen Interessen zu handeln.
    »Irgendwelche Aktivitäten auf sehen der Barbaren?« fragte ich.
    »Noch kein Mucks, Hauptmann. Aber sie sind da draußen, da kannst du sicher sein. Es kann nicht mehr lange dauern, bis wir uns vor ihren Pfeilen, Wurfspeeren und Steinen ducken müssen.
    Der Damm ist einfach zu wenig bewacht; selbst wenn die Hilfstruppen irgendwas taugen würden, es sind nicht genug Männer. Allein oder zu zweit können die Wilden problemlos durchschlüpfen. Nicht daß sie ernsthaften Schaden anrichten würden, aber sie können uns das Leben ganz schön schwer machen.«
    »Das hält uns auf den Beinen«, meinte der andere phlegmatisch.
    Etwa in der Mitte des Nordwalls fand ich zwei Wachposten leise murmelnd in ein Gespräch vertieft.
    »Wenn ihr so weiter tratscht, hört ihr die Barbaren nie kommen«, sagte ich, als ich mich ihnen auf gut drei Meter genähert hatte. Sie fuhren ziemlich ungelenk herum und hoben ihre Waffen.
    »Parole!« forderte einer von ihnen mich kaum mehr flüsternd auf.
    »Herkules unbesiegt«, erwiderte ich ebenso leise. Schließlich wollte ich einem möglicherweise mithörenden Feind nicht das Losungswort offenbaren.
    »Patron!« sagte daraufhin der Soldat. »Ich wußte nicht, daß du heute nacht den Offiziersdienst der Wachen hast.«
    »Burrus? Ist dies eine Einheit der ersten Centurie?«
    »Heute nacht schon. Theoretisch hat jeder Soldat jede dritte Nacht Wachdienst. Jetzt, seit die Wachen verdoppelt wurden, bekommt niemand mehr besonders viel Schlaf.« Er wies mit dem Kopf auf den anderen Mann. Ein Pilum in einer, ein riesiges Scutum in der anderen Hand schränkten seine Gestikulierfähigkeit deutlich ein. »Das ist Marcus Quadratus. Er ist in meinem Contubernium.«
    Der Helm des anderen Mannes wippte auf und ab. »Guten Abend, Senator. Burrus erzählt mir ständig, daß seine Familie Klient der Meteller ist.«
    »Du kommst aus Arpinum?« riet ich seinem Akzent nach.
    »Das ist richtig. Die Heimatstadt von Cicero und Gaius Marius.«
    »Was schreibt Homer über Ithaka?« sinnierte ich. »>Ein kleiner Ort, der hervorragende Männer hervorbringt.<« Der Mann bewegte sich genauso steif wie Burrus, aus demselben Grund, wie ich vermutete. »Wie Burrus scheinst auch du die persönliche Aufmerksamkeit deines Centurio zu genießen.«
    Quadratus warf einen raschen Seitenblick auf Burrus, der ihm zunickte.
    »In den letzten drei Tagen hat er fünf Stäbe auf meinem Rücken zerbrochen. Sein Optio hat sich angewöhnt, immer ein ganzes Bündel unter dem Arm zu tragen, damit er dem Centurio jedesmal einen neuen reichen kann, wenn er den alten auf dem Rücken eines Rekruten zerschlagen hat.«
    »Behandelt er die ganze Centurie so?« fragte ich. Dieses Verhalten war selbst für einen altgedienten Centurio reichlich extrem.
    »Er ist überhaupt sehr streng«, sagte Burrus, »aber unser Contubernium hat er für besondere Strafaktionen auserkoren.«
    »Aber warum? Wegen dieser Frau? Liegt euer Zelt seinem am nächsten, so daß ihr häufiger Gelegenheit habt, ihre Schönheit zu bewundern?«
    Quadratus brachte ein reumütiges Lächeln zustande. »Nein, sie ist nur ein Vorwand. Sonst findet er beim Morgenappell eben einen Rostfleck an unserem Kettenhemd, oder irgend jemand marschiert nicht in der Reihe. Obwohl die Frau noch der beste Grund ist, geschlagen zu werden. Da bekommt man wenigstens etwas für die Strafe, die man einstecken muß.«
    »Warum hat er es dann ausgerechnet auf euer Contubernium abgesehen?«
    »Denk nicht, daß wir uns das nicht auch schon gefragt haben, Herr«, erwiderte

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