Tod eines Centurio
ich nichts tun konnte, sie zu verbessern. Wie Caesar gesagt hatte, war ich kein Bewunderer des langatmigen, verschnörkelten, asiatischen Stils, doch im Vergleich zu Caesars Prosa war meine Redeweise so mariniert wie eine Rede von Quintus Hortensius Hortalus. Nicht ein einziges Mal verwendete er auch nur ein überflüssiges Wort, und ich fand nirgends einen Ausdruck, den man streichen konnte, ohne des Sinn des Ganzen zu beeinträchtigen.
Mittlerweile hat der Erste Bürger Caesar (und damit qua Verwandschaftsbeziehung auch sich selbst) zum Gott erklärt.
Doch Caesar war kein Gott, auch wenn die Götter ihm ein paar außergewöhnliche Streiche gespielt haben. Wie ein Mann, der nur mit Mühe lesen und schreiben konnte, die schönste und makelloseste lateinische Prosa erschaffen konnte, die je geschrieben wurde, ist mir ein Rätsel, das mich bis heute plagt.
Ich hatte ein paar seiner Jugendwerke gelesen, Kritzeleien, die so erbärmlich waren wie die Arbeiten der meisten Anfänger.
Sein gereifter Stil hätte genauso gut das Opus eines völlig anderen Menschen sein können.
Als ich noch über derlei Dinge sinnierte, fiel ein Schatten auf meinen Tisch. Ich blickte auf und sah die germanische Sklavin, stolz und selbstsicher wie eine Prinzessin. Ich war in meinen wollenen Umhang gewickelt und fror noch immer, während sie in ihrer spärlichen Tunika vor mir stand, ohne daß die Kälte auf ihren nackten Gliedmaßen auch nur eine Gänsehaut hinterließ.
»Äh, Freda, habe ich recht?«
»Freda«, sagte sie, meine Aussprache korrigierend. Dieser einfache Name klingt im Germanischen fast genauso wie seine Wiedergabe in lateinischen Buchstaben. Nur der erste Konsonant war stimmhafter, da er zwischen der oberen Zahnreihe und der Unterlippe gebildet wurde, während der zweite Konsonant mit einem leichten Summen erklang, weil die Zungenspitze dabei zwischen die obere und untere Zahnreihe geschoben wurde, anstatt den vorderen Gaumen zu berühren.
»Für Caesar von Titus Vinius«, sagte sie. Ihre Stimme war tief und heiser und weckte beunruhigende Gefühle.
»Du meinst für den Prokonsul von deinem Herrn?« sagte ich und tat verärgert über ihren beiläufigen, respektlosen Ton. In Wirklichkeit wollte ich sie nur noch einmal sprechen hören.
»Für Euer Gnaden von ihm selbst, wenn du dich dann besser fühlst.« Sie brachte den archaischen Sklavenjargon mit einem Sarkasmus hervor, um den Hermes sie beneidet hätte.
»Warum schickt der Erste Speer eine persönliche Sklavin, um eine Botschaft zu übermitteln? Normalerweise setzt man Soldaten als Boten ein.« Es war eine blöde Frage, doch ich wollte sie nicht gleich wieder gehen lassen.
»Das ist mir egal - und dir auch«, sagte sie, zu gleichen Teilen Verachtung und einen verführerischen Moschusduft verströmend.
»Dein Ton gefällt mir nicht, Mädchen.«
»Na und? Du bist bloß ein weiterer Römer. Wenn du mich bestrafen willst, mußt du mich von Titus Vinius kaufen. Ich bezweifle, daß du über das nötige Geld verfügst.«
»Eine derartige Unverschämtheit habe ich noch nie gehört!«
Was für ein Lügner ich doch in jenen Tagen war.
»Decius Caecilius«, sagte auf einmal Caesar hinter mir, »wenn du Freda ihren Auftrag erledigen lassen würdest, könnte sie sich wieder ihren sonstigen Pflichten widmen und wir uns den unsrigen.«
Eine Peinlichkeit kommt scheinbar selten allein. Sie ging dicht an mir vorbei, und ich konnte riechen, daß sie keinen künstlichen Duft trug. Keine rossige Stute hat für einen Hengst je besser gerochen. Ich drehte mich nicht um, als sie Caesar ihre Botschaft überreichte, und sie würdigte mich keines Blickes, als sie ging. Von hinten war sie genauso schön wie von vorne, vor allem in Bewegung.
Caesar trat hinter mich und blickte auf mich herab.
»Ich habe noch nie einen Mann gesehen, dem es gelungen ist, im Sitzen so sehr einer Priapus-Statue zu gleichen wie du jetzt.
Trotz Rüstung und schwerem Umhang.«
»Wenn Titus Vinius ein so eifersüchtiger Mann ist«, sagte ich, »warum läßt er sie dann halbnackt durch das ganze Lager spazieren?«
»Es ist durchaus üblich, seine besonderen Besitztümer auszustellen, Decius. Wenn du ein großartiges Kunstwerk dein eigen nennst, stellst du es doch auch dort auf, wo die Leute es bewundern und dich um deinen Besitz beneiden können. Viele Männer genießen es, beneidet zu werden.« Er drehte sich um und verschwand wieder in seinem Zelt.
»Freda«, murmelte ich, die Laute übend. Später
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