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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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lange wie du gebraucht hast, deinen Stoß anzusetzen und dein Ziel zu verfehlen, hatte dein Barbar nicht nur reichlich Zeit, dir den Arm abzuhacken, sondern es sind auch noch ein paar seiner Freunde vorbei geschlendert, um sich ebenfalls zu versuchen.
    Laß uns das Ganze noch einmal probieren, und versuch diesmal, nicht einen völligen Trottel aus dir zu machen, ja?«
    Ich war, wenn ich das unbescheiden feststellen darf, ein guter Schwertkämpfer, jedoch aus der Übung und von dem Drill am Pilum schrecklich ermattet. Außerdem hatte ich in der letzten Nacht nicht geschlafen. All das zusammen ließ mich aussehen wie ein absoluter Anfänger. Man muß sich vergegenwärtigen, daß ich all diesen Ertüchtigungen in voller Legionärsausrüstung nachging: Helm, Kettenhemd, Scutum, bronzener Hüftpanzer und so weiter, zusammen bestimmt gut vierzig Pfund schwer.
    Um die Wahrheit zu sagen, sind die meisten römischen Legionäre bestenfalls leidliche Schwertkämpfer. Ein Soldat hat eine große Bandbreite von Pflichten zu erfüllen und diverse Waffen zu beherrschen, so daß der Schwertkampf nur einen geringen Teil seiner Ausbildung in Anspruch nahm. Schlachten werden durch Menschenmassen in enger Formation gewonnen, die zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle maximalen Druck auf die feindlichen Linien ausüben. Nahkampf der homerischen Art kommt nur relativ selten vor, das Gladius wird weit häufiger benutzt, einem bereits verwundeten Feind den Rest zu geben, als im offenen Duell mit einem ebenfalls mit einem Schwert bewaffneten Gegner zu kämpfen.
    Gladiatoren hingegen tun den ganzen Tag nichts anderes, als den Nahkampf zu üben. Sie müssen keine Zelte aufschlagen, Gruben ausheben, Wache stehen oder eine der hundert anderen Pflichten eines Soldaten erfüllen. Deswegen waren die besten unter ihnen veritable Künstler mit dem Schwert, und dieser Lehrer würde sich erst zufrieden geben mit einem Grad an Perfektion, der dem seinen nur unwesentlich nachstand.
    Und so schleppte sich der endlose Vormittag dahin, bis ich mir vorkam wie eine Wachspuppe, die langsam in der Hitze schmolz. Auch einem Großteil meines Publikums war das mitleiderregende Spektakel langweilig geworden, und sie hatten sich auf die Suche nach einer anderen Ablenkung begeben. Als der Lehrer meinen Qualen schließlich ein Ende bereitete, ließ ich den Schild fallen, steckte das Schwert in die Scheide und zog meinen Helm ab, woraufhin eine Dampfwolke in die kühle Luft aufstieg wie Rauch über einem Altar.
    Als ich hinter mir ein mädchenhaftes Kichern vernahm, drehte ich mich um. Schweiß rann mir über das Gesicht, so daß ich zuerst gar nichts erkannte. Ich wischte ihn weg und sah Freda, die mich beobachtete. Neben ihr stand der häßliche kleine Sklave Molon.
    »Es ist uralte Sitte«, sagte ich, »die Brutalität von Rekrutenausbildern zu ertragen, die das Recht haben, ihre Schüler ungeachtet ihres Ranges zu tadeln. Unverschämtheit von Sklaven hingegen wird ungleich seltener toleriert. Du solltest deine privilegierte Stellung als persönlicher Besitz des Ersten Speeres nicht überschätzen.«
    »Kein Grund zur Bescheidenheit, Senator«, erwiderte der erbärmliche Molon. »Bald wirst du es mit deinem Sklavenjungen aufnehmen können.« Er wies auf Hermes, der die germanische Sklavin verliebt anstarrte und die Demütigung seines Herren komplett ignorierte. Ich hätte Molon umgebracht, wenn ich es geschafft hätte, mein Schwert zu heben.
    »Und was gibt dir das Recht, in diesem Ton mit einem Senator zu sprechen?«
    »Nach allem, was ich höre, gibt es sechshundert von deiner Sorte, und nicht viele taugen etwas.«
    Das war leider verdammt wahr. »Aber ich bin eine Ausnahme.« Was für ein Lügner ich war. Ich hoffte, das germanische Mädchen wäre beeindruckt, obwohl ich es für unwahrscheinlich hielt, daß sie wußte, was ein Senator war.
    Der Zwerg runzelte seine mißgestalteten Brauen. »Wirklich?
    Aus einer großen Familie?«
    »Willst du vielleicht behaupten, daß dir das Gens Caecilia kein Begriff ist?«
    Er zuckte mit seinen buckligen Schultern. »Ich bin nie in Rom gewesen. Aber wenn ich darüber nachdenke, hat es mal einen Caecilius oder auch zwei gegeben, die hier in Gallien zuständig waren.«
    »Da! Siehst du?« Es mag merkwürdig erscheinen, daß ich in meinem eigenen Schweiß ertrinkend dastand und mit einem grotesk aussehenden und unverschämten Sklaven müßig schwatzte. Ich kann nur entgegnen, daß ich mich in meiner Lage ein wenig vom

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