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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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ein leichtes Ziel für eine berittene Barbarenbande ab. Selbst ein einzelner ehrsüchtiger Krieger hätte problemlos einen oder zwei von uns niederstrecken können, bevor die anderen reagieren konnten.
    Die Römer haben Kämpfe bei Nacht stets verabscheut, und das aus gutem Grunde.
    Soweit ich es beurteilen konnte, bewegten wir uns in nördlicher Richtung auf den See zu. Bald begann der matschige Boden unter meinen Stiefeln zu quietschen, und ich wußte, daß wir uns in der Nähe des Ufers befinden mußten. Dies war das Sumpfgebiet, das Garbo auf Anweisung Caesars gegen gallische Eindringlinge schützen sollte. Vor uns hörte ich ein Gemurmel, und dann passierten wir einen Halbkreis leicht bewaffneter Auxilia. »Das ist die Stelle«, sagte Garbo. Wir standen am Wasser.
    Man hörte es leise ans Ufer schlagen, und auf der Oberfläche glitzerte der Widerschein der Sterne. Es roch feucht und modrig wie überall, wo Wasser und Land aufeinandertreffen.
    Warum waren wir mitten in der Nacht an diesen See gegangen?
    »Man sieht gar nichts«, bemerkte Caesar. »Jemand soll ein Feuer in Gang bringen und ein paar Fackeln anzünden.«
    »Dann können uns die Gallier meilenweit sehen«, merkte Labienus an.
    »Laß sie kommen!« erwiderte Caesar unwirsch. Offenbar gefiel es ihm genausowenig wie mir, zu einer solchen Stunde geweckt zu werden. Man hörte ein Geräusch wie das Zirpen von Grillen. Das waren die Auxilia. Jeder der Männer hatte die Utensilien ausgepackt, die er zum Entzünden eines Feuers bei sich trug, und sie unterbrachen die Monotonie ihrer langen Nachtwache durch einen Wettbewerb, wer von ihnen mittels eines Feuersteins und eines Eisens als erster ein Feuer in Gang brachte.
    »Ha!« rief einer der Männer mit der Befriedigung eines Menschen aus, der gerade Geld von seinen Kollegen gewonnen hat. Einem knienden Gallier war es gelungen, mit einem Funken ein wenig Brennholz zu entzünden, das er auf seinem Schild ausgebreitet hatte. Vorsichtig blies er in die Glut, bis eine Flamme aufloderte. Jemand hielt eine Fackel ins Feuer, und bald hatten wir ein einigermaßen annehmbares Licht.
    »Bringt die Fackeln hierher!« befahl Caesar. Er stand am Wasser, und jetzt konnte ich erkennen, daß irgend etwas unweit des Ufers im See trieb. Ich war sicher, daß es sich um einen Menschen handelte. Was sollte uns sonst zu dieser Stunde hierherlocken? Aber wer war es?
    »Der Gallier hatte recht«, sagte Labienus. »Muß Augen haben wie eine Nachteule, um ihn in der Dunkelheit zu erkennen.« »Zieht ihn aus dem Wasser«, sagte Caesar. »Decius Caecilius, komm zu mir.«
    Ich trat neben ihn, während zwei Männer der Hilfstruppen ins Wasser wateten, um die Leiche zu bergen. Es waren Gallier, und der römische Ekel im Umgang mit Toten ging ihnen ab.
    Kopfjäger dürfen nicht allzu pingelig sein.
    »Prokonsul?« sagte ich.
    »Decius, mir ist wieder eingefallen, warum ich dich in meiner Nähe haben wollte. Es war für Umstände wie diesen.«
    Die Leiche war jetzt aus dem Wasser gezerrt und lag auf dem Rücken am Ufer. Zwei Gallier hielten ihre Fackeln hoch, damit wir den Toten eingehend betrachten konnten. Seine Gesichtszüge waren leicht angeschwollen, offenkundige Anzeichen einer Erdrosselung mit der Schlinge, die deutlich sichtbar um seinen Hals lag. Trotzdem konnte man ihn noch erkennen.
    Es war Titus Vinius. Erster Speer der Zehnten Legion.
    Ich richtete mich auf. »Also gut, ich beteilige mich an dem Beerdigungsfonds, obwohl ich wette, daß man in diesen Breiten keine professionellen Klageweiber mieten kann.«
    »Versuche nicht, mich zu provozieren, Decius!« fuhr mich Caesar an. »Dies ist ein mehr als gravierender Verlust für die Legion. Die Stimmung der Männer ist ohnehin schon gedrückt genug, und jetzt wurde auch noch der Erste Speer ermordet! Das könnte katastrophale Folgen haben!«
    »Ich glaube eher, daß es die Moral der Truppe enorm hebt.«
    »Laß deine albernen Witze. Ich will, daß der Mörder gefunden wird, damit er unverzüglich hingerichtet werden kann.«
    »Wie kommst du darauf, daß es Mord war?« fragte ich. »Und was hat er überhaupt hier draußen gemacht? Wenn der Schwachkopf hier alleine rumgerannt ist, hat ihm wahrscheinlich ein Gallier aufgelauert und ihn getötet. Das war kein Mord, sondern die Tat eines Feindes.«
    Caesar seufzte. »Decius Caecilius. Ich dachte, solche Geschichten wären deine Spezialität. Selbst mir, dem es an deinem einzigartigen Talent mangelt, ist aufgefallen, daß Titus Vinius' Kopf

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