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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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mehrere Männer dem Henker ausliefern, und meine allseits bekannte Sympathie für Burrus und sein Contubernium stellte meine Unparteilichkeit als Ermittler ernsthaft in Frage. Jeder würde unterstellen, daß ich nach einem Sündenbock suchte, um meinen Klienten von jeder Schuld frei zu sprechen.
    Das Schlimmste dabei war, daß bisher alle Indizien auf eben dieses Contubernium wiesen. Sie hatten auf jeden Fall ein Motiv, Vinius zu töten. Ich hatte die Brutalität, mit der er sie behandelt hatte, mit eigenen Augen gesehen, und ich wußte, daß sie befürchteten, er wolle sie zu einer Meuterei provozieren, um sie dann hinrichten zu lassen. Sie hatten in der betreffenden Nacht am Nordwall Wachdienst gehabt und damit die Gelegenheit, ihn unbemerkt aus dem Lager zu schleifen und in dem Teich zu deponieren. Es waren acht Männer, alles harte, ausgebildete Soldaten, die durchaus in der Lage waren, selbst einen Mann wie Titus Vinius zu überwältigen und zu töten.
    Diese Theorie ließ zwar einige Fragen offen, doch die Argumentation hätte vor fast jedem römischen Gericht ausgereicht, sie zu verurteilen. Hier in Gallien lag ihr Leben in den Händen des Prokonsuls. Zumindest hatte ich es bei Caesar mit einem Anwalt zu tun, der die Feinheiten von Indizien zu würdigen wußte. Deswegen hatte ich überhaupt ein paar Tage Zeit bekommen, in dem Fall zu ermitteln. Viele Kommandanten hätten längst die Hinrichtung der Verdächtigen angeordnet.
    Außerdem glaube ich, daß ich Caesar belustigte. Irgend etwas an der Art, wie ich eine Ermittlung durchführte, fand er offenbar unterhaltsam. Doch wie viele Tage blieben mir? Ich wußte bereits, daß Caesar eine Armee mit nie dagewesener Geschwindigkeit bewegen konnte. Eine Reise über die Berge nach Italien und mit zwei Legionen zurück hätte bei den meisten Männern Wochen gedauert, selbst wenn die Soldaten auf der anderen Seite am Fuße des Passes auf sie gewartet hätten. Doch bei Caesar hatte ich das Gefühl, daß die Soldaten den ganzen Weg bis zum See Lemannus mit qualmenden Caliga zurück legen würden.
    Und was hatte ich sonst noch an Verdächtigen? Die Gallier?
    Die hätten ihn sicher getötet, wenn sie ihn dort draußen erwischt hätten, aber wie hätten sie das anstellen sollen? Und warum sollten sie seinen Kopf zurücklassen, der doch gewiß eine der wertvollsten Trophäen war, die es in diesem Krieg zu erbeuten gab?
    Molon? Ich wußte, daß er Vinius gerne verlassen hätte, doch Mord war fürwahr ein extremer Schritt, und er hätte zumindest einen Komplizen gebraucht. Freda war eine große, kräftige junge Frau, die möglicherweise in der Lage war, eine Schlinge zu werfen und Vinius so lange zu halten, bis Molon ihn mit dem Dolch erledigt hätte. Es war auch denkbar, daß die beiden ihn gemeinsam in den Teich geworfen hatten. Gnomenhafte Männer wie Molon sind oft sehr viel kräftiger, als sie aussehen. Aber wie hätten sie ihn aus dem Lager schaffen sollen?
    Außerdem wollte ich das germanische Mädchen nicht verdächtigen, obwohl ich keinen einzigen guten Grund dafür hatte.
    Ich schüttelte den Kopf. Diese Spekulationen führten nirgendwohin. Was ich mehr als alles andere brauchte, war Ruhe. Mit vollem Bauch und einem angenehmen Weinglimmer im Kopf ging ich in mein Zelt und brach zusammen.
    Es war schon nach Mittag, als die Trompeten mich weckten.
    Und just in diesem Moment kam auch Hermes zurück, schwitzend und mit keuchendem Atem. Mit seiner Hilfe legte ich meine Paradeuniform an. Wenigstens würde mich diesmal keiner deswegen auslachen. Nach Tagen, in denen ich nur in Feldmontur gelebt hatte, fühlte sie sich steif und unbequem an.
    Den Helm auf dem Kopf, mit wippendem Federbusch machte ich mich auf den Weg zum Praetorium.
    Als ich dort ankam, bestieg Caesar gerade sein Podium. Ich gesellte mich zu den Offizieren auf der tiefer gelegenen Plattform auf dem das Praetorium umgebenden Wall und ließ meinen Blick über die Legion wandern, die, alle zehn Kohorten in prachtvoller Rüstung, in strenger Formation aufmarschiert war. Alle bis auf eine.
    Die Erste Kohorte trug keinen Helmschmuck, und ihre Schilde waren noch immer bedeckt. Von ihnen getrennt stand die Erste Centurie, und mein Atem stockte, als ich sie sah. Sie standen unbewaffnet da, ihre Waffen auf die am Boden liegenden Schilde gestapelt.
    Vor dieser Centurie standen acht Mann, bis auf die Tuniken entkleidet, die Hände auf den Rücken gefesselt. Ich mußte nicht raten, um wen es sich handelte.
    Direkt vor dem

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