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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Stamm aus den Tiefen der Wälder, aber ich glaube, sie ist einfach die Tochter eines Kuhhirten, die er selbst satt hatte.«
    Freda knurrte irgend etwas und hieb ihm mit der Faust so heftig gegen den Kopf, daß er ein paar Schritte nach hinten taumelte.
    »Was hat sie gesagt?« fragte ich ihn. »Es klang ungewöhnlich gehässig.«
    Er grinste sein von zahlreichen Zahnlücken geziertes Grinsen.
    »Sie hat mir erklärt, wie froh sie ist, der Besitz eines so gutaussehenden und adeligen Römers zu sein, Herr.«
    »Und ich hatte schon fast angefangen, dir zu glauben. Doch sag mir eins: Warum hast du nie versucht, deine Freiheit auf dem Rechtswege zu erstreiten? Wenn dein Vater ein Bürger Massilias war und du von einem Trupp Freischärler über den Rhenus verschleppt worden bist, dann war deine Versklavung illegal und kann rückgängig gemacht werden.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Meine Mutter war bloß eine Konkubine. Mein Vater hatte noch einen legitimen Sohn von seiner Ehefrau und hat mich nie als sein Kind anerkannt. Meine Freiheit einzuklagen würde mir wenig nützen, und wozu auch.
    Freiheit ist ohnehin ein grandios überschätztes Gut. Für die meisten von uns bedeutet es nur die Freiheit, zu verhungern.«
    Ich erhob mich, als Hermes mit den Lampen zurück kehrte.
    Während er sie im Zelt aufstellte, beobachtete ich, wie Freda mich beobachtete. Völlig ohne Angst, mit kühl entschlossener Berechnung.
    »Bitte sehr«, verkündete Hermes, als er herauskam.
    »Erleuchtet wie eine Schmiede.«
    »Du und Molon, ihr macht es euch hier draußen bequem«, erklärte ich ihnen. »Freda, du kommst mit mir.« Ich duckte mich unter dem Eingang und setzte mich auf meine Pritsche. Die Seile unter mir quietschten, als ich an den Riemen meiner Stiefel zog. Freda trat ein. »Zieh die Plane hinter dir zu«, befahl ich ihr.
    Sie gehorchte, wobei ein leicht verächtliches Zucken die vollendete Schönheit ihrer Lippen beeinträchtigte. In der Ferne hörte ich eine Trompete, selbst in einem Legionärslager ein einsames Geräusch.
    Nachdem ich mich meiner Stiefel entledigt hatte, legte ich mich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Das sah lässiger aus und verbarg überdies das Zittern. »Komm näher«, sagte ich. Das Zelt war nicht besonders groß. Mit einem Schritt war sie bis auf wenige Zentimeter an mein Lager herangetreten.
    »Was willst du?« fragte sie in einem Tonfall, der ahnen ließ, daß sie ganz genau wußte, was ich wollte.
    »Zieh dich aus«, befahl ich ihr mit erstaunlich fester Stimme.
    Sie zögerte, ein Abbild des reinen Trotzes. »Freda«, sagte ich geduldig, »es gibt drei Männer, vor denen aus zuziehen sich eine Frau nie schämen sollte: ihren Ehemann, ihren Arzt und ihren Eigentümer. Also, leg diese barbarische Verkleidung ab.«
    Sie verzog ihren Mund noch ein wenig mehr, während sie mit einer Hand die Fibula löste, die ihre Tunika an der linken Schulter zusammenhielt. Die Rundung ihrer Brüste verhinderte, daß der Stoff nach unten glitt, so daß sie mit einem Zupfen nachhelfen mußte. Auch über ihre noch volleren Hüften mußte sie das Kleidungsstück schieben, bis es schließlich jenseits aller Widerstände in einem kleinen Haufen um ihre Knöchel landete.
    Für einen Menschen mit ausgeprägt vornehmen Empfindlichkeiten kann der Anblick des Körpers einer Barbarin schockierend sein. Hochgeborene Römerinnen entfernen sorgfältig jedes Härchen, das unterhalb ihrer Kopfhaut an ihrem Körper sprießt. Oft müssen sich sogar ihre Sklaven dieser Prozedur unterziehen. Selbst gallische Männer epilieren sich bis auf ihr Haupthaar und ihr Oberlippenbärtchen. Die Germanen hingegen glauben, daß man der Natur in diesen Dingen am besten nicht ins Gehege kommt. Im Gegensatz zu vielen römischen Männern fand ich Frauen in ihrem natürlichen behaarten Zustand nicht abstoßend. Ganz im Gegenteil sogar, und um so mehr in Fredas Fall. Sie sah aus wie ein junges wildes Tier, nicht wie eine polierte Marmorstatue.
    »Dreh dich um«, sagte ich, ohne daß man meiner Stimme die plötzliche Trockenheit meines Mundes angemerkt hätte.
    »Was immer mein Herr wünscht«, sagte sie und beschrieb langsam eine halbe Drehung. Ihre wallende goldblonde Mähne reichte bis zu der Spalte zwischen ihren Hinterbacken.
    »Halte dein Haar hoch«, befahl ich ihr. Sie hielt die Lockenpracht mit beiden Händen auf ihrem Kopf. Das Gewicht auf ein Bein gestützt stand sie in der klassischen Pose der Aphrodite Kallipygos da. Sie war

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