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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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sagte ich.
    »Jedenfalls nicht in dieser Legion. Deswegen will ich ja wissen, was er außerhalb der Legion getrieben hat. Molon hat mir erzählt, daß er Mitglied von mindestens einer oder zwei Gesandtschaften zu den Galliern und den Germanen war.«
    »Paß auf, was dir dieser häßliche Zwerg erzählt«, warnte mich einer der älteren Männer. »Ein Sklave sagt nie die Wahrheit, wenn er auch mit einer Lüge durch kommen kann. Aber das ist richtig. Fast jedesmal, wenn der Prokonsul etwas mit den Barbaren zu verhandeln hatte, ist Vinius dabeigewesen. Er war Kommandant der Ehrengarde, und der militärische Rat des Ersten Speers ist immer gefragt. Das ist uralte Sitte.«
    »Hat Vinius je hier im Lager mit den ansässigen Galliern oder Germanen verhandelt?«
    Diese Frage löste allgemeines Gelächter aus. »Barbaren hier im Lager? Unwahrscheinlich mit Ausnahme der praetorianischen Auxilia.«
    Es entwickelte sich immer mehr zu einem dieser Alpträume, die ich manchmal hatte, in denen ich auf dem Weg zum Forum oder nach Hause durch seltsam menschenleere römische Straßen rannte, ohne je anzukommen, sondern statt dessen immer wieder in Sackgassen landete.
    »Also gut, dann berichtet mir, was ihr in der Nacht getan habt, als er ermordet wurde.«
    »Quadratus und ich hatten denselben Wachposten am Nordwall, an dem du uns vor ein paar Tagen abgelöst hast«, sagte Burrus. »Wir hatten immer dieselben Posten, wenn wir Nachtdienst hatten, und das war in letzter Zeit jede Nacht der Fall.« Er zählte die anderen sechs paarweise auf. Er und Quadratus hatten den östlichsten Posten gehalten, die anderen die nächsten drei in westlicher Richtung.
    »Wann habt ihr Vinius zuletzt gesehen?« fragte ich. »Bei der Abendparade vor Antritt des Nachtdienstes«, erklärte Burrus.
    »Er stand mit dem Legatus auf dem Inspektionsposten wie an den meisten Abenden.«
    »Caesar war nicht anwesend?«
    »Der Prokonsul zeigt sich nur zu formellen Paraden«, sagte einer der Veteranen. »Der Morgen- und der Abendappell werden oft auch nur von einem Tribun abgenommen.«
    »Und auf dem Wall habt ihr ihn in jener Nacht nicht gesehen?«
    »Das kommt nur äußerst selten vor«, sagte Quadratus.
    »Warum sollte er sich erst bis zum leitenden Centurio hochdienen, um dann wie ein gemeiner Legionär die ganze Nacht auf dem Wall rumzutrampeln?«
    »Gesprochen wie ein wahrer Soldat«, lobte ich ihn. »Man hat ihn in einer groben, dunklen Tunika gefunden wie die eines Sklaven. Hat einer von euch ihn je so gekleidet gesehen?«
    Sie sahen einander verlegen an, ein seltsamer Anblick bei solch abgebrühten Gestalten. »Nun ja,. Herr«, setzte einer der Veteranen an, »wir wußten alle, daß Vinius und diese germanische Frau ein paar eigenartige Spielchen gespielt haben, doch das geschah stets hinter herunter gelassenen Zeltplanen. Aber wir haben ihn immer nur wie einen Centurio gekleidet gesehen.«
    »Wenn er sich anders in der Öffentlichkeit gezeigt hätte«, führte Quadratus aus, »wäre er sehr schnell der Spott der ganzen Legion gewesen, noch schlimmer als du in deiner ParadeAufmachung.« Die Runde gluckste auf meine Kosten fröhlich vor sich hin. »Er hätte sich sämtlichen Respekt verscherzt, und das kann sich ein Centurio nicht leisten. Schon gar nicht der Erste Speer.«
    »Er wurde nur ein paar hundert Meter von eurem Wachposten entfernt getötet. »Habt ihr irgend etwas gehört?«
    »Nur die Barbaren, die ihren üblichen Krawall veranstaltet haben«, erwiderte Burrus. »Genau wie in der Nacht, als du Offizier der Nachtwache warst. Die hätten da draußen ein Dutzend Römer abschlachten können, ohne daß wir etwas davon mitbekommen hätten. Außerdem waren wir alle halbtot vor Müdigkeit.«
    »Das ist das einzig Gute daran, hier eingesperrt zu sein«, bemerkte Quadratus. »Trotz des Schlamms und allem haben wir in der letzten Nacht zum ersten Mal seit Wochen wieder durchgeschlafen.«
    Ich blickte auf. Über der Grube sah man nichts als blauen Himmel mit ein paar Wolken. »Ich werde sehen, ob ich Labienus überreden kann, dieses Loch mit einer Plane bedecken zu lassen.«
    »So schlimm ist es auch nicht«, sagte einer der Veteranen.
    »Kein Vergleich zu Libyen.«
    Ich verließ sie unter weiteren Beteuerungen, sie aus ihrer mißlichen Lage zu befreien und das drohende Unheil abzuwenden. Die jungen Männer wollten mir offenbar gerne glauben. Die anderen wußten längst, daß nur ein Tor etwas anderes erwartete als das Allerschlimmste.
    Auf dem Weg zurück

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