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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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deine Männer einen Schritt zurück treten könntet, während ich meine Befragung durchführe.
    Ich muß ungestört mit den Verdächtigen sprechen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Kommt überhaupt nicht in Frage, Herr. Wenn es einem der Männer gelingt, Selbstmord zu begehen, muß einer von uns seinen Platz einnehmen. Wenn sie dir etwas antun, kommen wir alle in die Grube. Sprich einfach leise, und wir versprechen, nicht zu lauschen.«
    Ich stieg die Leiter hinab, und Burrus sprang auf, um mich zu begrüßen. Die übrigen Männer hockten niedergeschlagen auf dem schlammigen Boden, an ihren Knöcheln wie ein Arbeitstrupp von Sklaven aneinandergekettet. Männern in ihrer Lage muß man mangelnde Begeisterung nachsehen.
    »Patron!« rief Burrus. »Was ist los? Die Wachen dürfen nicht mit uns sprechen.«
    »Zunächst einmal hat man mich beauftragt, den Mord an Vinius zu untersuchen.«
    Er drehte sich zu den anderen um. »Seht ihr? Ich habe euch doch gesagt, daß mein Patron uns hier rausholen wird! Er ist berühmt dafür, Verräter und Mörder aufzuspüren! Wir sind schon so gut wie frei!«
    Sein Glaube an mich rührte mich, obwohl ich fürchtete, er könne ein wenig übertrieben sein. Ich betrachtete das restliche Contubernium, und sie schienen meine Skepsis zu teilen.
    Quadratus schenkte mir ein säuerliches Lächeln und ein kurzes Nicken. Die anderen musterten mich argwöhnisch. Sie waren typische Soldaten, die meisten von ihnen älter als Burrus, einige sogar Veteranen mit silbergrauen Bartstoppeln. Diese Mischung hielt man in der Armee für nahezu ideal, da die Veteranen die Beständigkeit und Durchhaltekraft, die Rekruten die für einen Angriffskrieg notwendige jugendliche Kühnheit beisteuern sollten. Eine Einheit, die ausschließlich aus Veteranen besteht, ist oft übervorsichtig, eine allein aus Rekruten zusammengesetzte hingegen neigt zu rücksichtslosem Vorgehen und gerät bei Widrigkeiten leicht in Panik. Es war diese Kombination gewesen, mit der wir ein Weltreich erobert hatten.
    »Ich bin der einzige Mensch in ganz Gallien, der euch retten kann«, erklärte ich kühn. »Ich glaube nicht, daß ihr Titus Vinius getötet habt, doch selbst ich muß zugeben, daß ihr so schuldig erscheint wie Ödipus.«
    »Wer ist Ödipus?« fragte einer von ihnen. »Er war ein Grieche, der es mit seiner Mutter getrieben hat«, erklärte einer der Veteranen.
    »Typisch Grieche«, meinte ein anderer. »Was hast du erwartet?«
    Ich sah, daß wir vom Thema abkamen, und nahm mir vor, auf jegliche Metaphorik zu verzichten. »Hört zu. Wenn ich beweisen soll, daß ihr Vinius nicht getötet habt, muß ich alles wissen, was ihr über ihn wißt. Ihr müßt mir nicht erzählen, wie bösartig er war, das weiß ich bereits. Aber hat er beispielsweise Geschäfte außerhalb der Legion getätigt?«
    »Welcher leitende Centurio tut das nicht?« gab Quadratus zurück. »Natürlich hatte er Abmachungen mit den hiesigen Händlern und Lieferanten. Der Erste Speer und der Lagerpräfekt schieben sich doch gegenseitig die fetten Brocken zu. Das war schon immer so bei der Legion.«
    »Ich bin auf der Suche nach ernsthafteren Vergehen als der üblichen, institutionalisierten Kleinkorruption. Wie hat Vinius es angestellt, so reich zu werden?«
    Ein Veteran kratzte sich am Kinn. »Ich hatte keine Ahnung, daß Vinius reicher war als die anderen Männer seines Ranges.
    Wir haben ihm bezahlt, was wir konnten, um dem Latrinendienst oder anderen Bestrafungen zu entgehen, aber davon allein wird kein Mensch reich. Wir haben immer gesagt, daß er die meisten seiner Bestechungsgelder für neue Stöcke ausgegeben haben muß.« Die anderen quittierten diese Bemerkung mit Gelächter. Es waren offenbar Männer von lobenswert unverwüstlicher Moral.
    »Ich habe etwas über Vinius in Erfahrung gebracht«, sagte ich, meine Stimme senkend, »und ich möchte, daß ihr es für euch behaltet.«
    Quadratus wies auf die umstehenden Wachen. »Meinst du, wir würden es überall im Lager herum erzählen, oder was?«
    »Im vergangenen Jahr«, fuhr ich fort, »hat Titus Vinius massiv in italische Landgüter investiert. Er hat etwas mehr als eine Million Denaru ausgegeben, und ich wüßte gerne, wie er in den Besitz einer derartigen Summe gekommen ist.«
    »Das ist mir völlig neu«, sagte Quadratus, und auch die anderen sahen ähnlich verblüfft aus. »Er hat seine finanziellen Transaktionen natürlich nicht mit uns besprochen.«
    »Ich wette, daß er sich niemandem anvertraut hat«,

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