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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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umschreiben zu lassen? Als Großgrundbesitzer wäre ich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich unabhängig.
    Die Landgüter lagen weit verstreut, und niemand würde je davon erfahren. Reichtum an Ländereien wurde nur äußerst selten hinterfragt. Wie jede andere Art von Reichtum auch.
    »Ist es nicht noch ein wenig früh, um sich aus dem Weinvorrat zu bedienen?«
    Ich fuhr herum. Im Eingang stand Labienus. »Ich habe die Erfahrung gemacht, daß Wein meinen Gedanken auf die Sprünge hilft«, erklärte ich ihm.
    »Gieß mir auch einen Becher ein«, sagte er. »Ein wenig Inspiration kann ich gut gebrauchen.« Er betrat das Zelt. »Ich muß erst mal eine Pause machen, bevor ich ein paar summarische Hinrichtungen anordne, deretwegen ich dann bei meiner Rückkehr nach Rom verklagt werden könnte. Bei den Göttern, ich hasse diese Geschäftsleute und Publicani aus der Provinz.« Er warf einen Blick auf die Urkunden neben der Truhe. »Haben die alle Vinius gehört? Eine Menge Papierkram für einen Centurio.«
    Ich reichte ihm einen Becher. »Er war selber ein kleiner Geschäftsmann.« »Tu dir einen Gefallen«, riet mir Labienus, »vergiß diesen Mord. Ich weiß, daß dieser Junge einer von deinen Klienten ist, aber davon muß deine Familie doch Tausende haben. Niemand wird ihn vermissen, und je schneller die acht hingerichtet werden, desto schneller wird diese Armee zur Normalität zurückfinden. Und zu Beginn eines Krieges braucht man vor allem Normalität.«
    »Ich kann diese Sache nicht ruhen lassen, bis mein Gerechtigkeitssinn befriedigt ist«, erklärte ich ihm. »Und der ist weit davon entfernt, befriedigt zu sein.«
    »Was ist denn das große Rätsel?« wollte er wissen. »Der Mann war ein brutaler Schläger und hat seine Männer wie Tiere behandelt. Dieses spezielle Contubernium hat die volle Wucht seines Stockes zu spüren bekommen, was sie zu einer törichten Verzweiflungstat getrieben hat. Völlig verständlich, wenn auch unverzeihlich. Laß sie für ihre Schuld bezahlen, und damit ist der Fall erledigt.«
    »Aber das Ganze ergibt keinen Sinn«, wandte ich ein.
    »Was ergibt keinen Sinn?« fragte er ungeduldig.
    »Zuerst einmal der Dolch.«
    »Der Dolch? Was ist damit? Eine gute und traditionelle Mordwaffe. Passiert ständig. Was meinst du?«
    »Wir haben acht Soldaten, von denen zumindest drei an dem Mord teilgenommen haben. Jeder von ihnen trägt Tag und Nacht ein Gladius. Warum sollte jemand einen Dolch benutzen, wenn er auch ein Gladius verwenden kann? Du weißt, wie die Stichwunde eines Gladius aussieht. Manchmal ist es, als habe jemand dem Opfer eine Schaufel in den Leib gerammt. Einen Dolchstoß kann man überleben, solange keine lebenswichtigen Organe getroffen werden. Ein Stoß mit dem Gladius hingegen bedeutet den sicheren Tod, deswegen haben wir das mörderische Ding überhaupt nur eingeführt.«
    »Da hast du allerdings recht«, räumte er ein. »Aber Menschen in Extremsituationen denken häufig nicht logisch. Und es war schließlich eine Verschwörung. Vielleicht wollte jeder von ihnen nur seinen Teil zum Mord beitragen, damit die Schuld gleichmäßig verteilt ist.«
    »Ein berechtigter Einwand«, gab ich zu, mich an meine rudimentäre Ausbildung zum Anwalt erinnernd. »Doch es fällt mir schwer zu glauben, daß die Mörder bei der Eliminierung eines so gefährlichen Mannes wie Titus Vinius derart unvorsichtig vorgegangen sein sollen.« Diese juristische Sophisterei half mir auch, meine Gedanken von dem Gold im Boden der Truhe loszureißen. Trotzdem standen Schweißperlen auf meiner Stirn. »Und dann die Geschichte mit der Würgeschlinge. Das ist ganz und gar unsoldatisch. Ich denke, diese Männer hätten saubere und schnelle Arbeit geleistet, wenn sie die Absicht gehabt hätten, ihn zu töten. Und dann ist da noch die Kleidung des Toten.«
    »Die war in der Tat äußerst seltsam.«
    »Die beschuldigten Männer behaupten, daß sie ihn das letzte Mal gesehen haben, als er bei der Abnahme der Abendparade neben dir stand. Hast du ihn danach noch gesehen?«
    »Laß mich überlegen... er kam zurück ins Praetorium, um eine Weile mit Caesar und ein paar Galliern zu konferieren...
    »Gallier? Was für Gallier?«
    »Ein paar von ihnen sind jetzt draußen. Sie haben Caesar bedrängt, in ihren Verfahren zu entscheiden, weil sie wissen, daß es, wenn der Krieg erst einmal angefangen hat, zu spät sein wird, noch Gerichtstage abzuhalten.«
    »Worum geht es in ihren Fällen?«
    »Das übliche«, erwiderte er

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