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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Geschäften beteiligt hatte, doch das bezweifelte ich. Und wenn Caesar etwas zu verbergen hatte, hätte er mich bestimmt nicht mit dieser Ermittlung betraut, weil er mich als leidenschaftlichen Schnüffler kannte.
    Zu guter Letzt schleppte ich die unfaßbar wertvolle Truhe nach draußen und verstaute sie unter der Plane, die Molon über Vinius' andere Sachen gebreitet hatte. Entweder war sie dort sicher oder eben nicht; ich hatte jedenfalls vor, unverletzt und lebendig zu bleiben. Doch die Versuchung nagte noch immer an mir. Der plötzliche Anfall von Gier, der mich übermannt hatte, hinterließ ein unschönes Gefühl. Fast hätte ich Männer wie Crassus beneidet, die ihre ganze Karriere auf blanke Gier gegründet hatten und sich trotzdem absolut prächtig fühlten.
    Jedenfalls taten sie in der Öffentlichkeit so. Vielleicht wachten sie ja wie viele Männer mit schlechtem Gewissen nachts schreiend auf, im Traum von Furien gehetzt.
    Unter derart beunruhigenden Gedanken verließ ich das Praetorium und stieß mit einem weiß berobten Mann zusammen, der draußen vorbeiging. Ich wollte gerade eine Entschuldigung stammeln, als ich erkannte, daß es der jüngste der drei Druiden war, die ich bei dem Treffen der gallischen und germanischen Gesandten mit Caesar gesehen hatte. Ich wechselte vom Lateinischen ins Griechische, eine Sprache, die er vermutlich eher verstehen würde. »Verzeihung, mein Herr. Ich war mit meinen Gedanken woanders.«
    Er führte eine Hand an seine Brust und riß seinen Stab mit einer würdevollen Geste zur Seite. »Der Fehler lag ganz bei mir«, sagte er in einem stark gallisch eingefärbten, aber verständlichen Griechisch. »Ich habe die Standarten bewundert und nicht auf den Weg geachtet.« Er wies mit dem Kopf auf den Adler und die niederen Standarten, die in glänzender Pracht dastanden, bewacht von Männern, gehüllt in Löwenfelle, unweit der Grube, in der die vorläufig verurteilten Männer darauf warteten, daß ich sie rettete.
    »Ich bin Decius Caecilius Metellus der Jüngere«, informierte ich ihn und streckte meine Hand aus. Er ergriff sie unbeholfen wie jemand, dem diese Geste unvertraut ist. Seine Hand war weich wie die einer patrizischen Dame. Diese Druiden führten offenbar ein sehr angenehmes Leben.
    »Caecilius Metellus? Ist das nicht eine der bedeutenden römischen Familien?«
    »Wir sind nicht ohne eine gewisse Vornehmheit«, bestätigte ich großsprecherisch.
    »Ich bin Badraig, Novize der Singenden Druiden«, stellte er sich vor.
    »Bist du zum Gerichtstag hergekommen?« erkundigte ich mich.
    »Ja. Wir hatten erwartet, Caesar hier anzutreffen«, erklärte er verärgert. Offenbar hatte Labienus recht gehabt, was Caesars List anging.
    »Gaius Julius kann unberechenbar sein«, sagte ich mitfühlend.
    »Ich habe gedacht, er würde uns etwas mehr schätzen.
    Während der Verhandlungen hat er uns mehrfach einzeln eingeladen, um sich über unsere Religion und unsere Gebräuche zu informieren.« Er begriff offensichtlich nicht, daß Caesar nur Material sammelte, das er später gegen sie verwenden konnte.
    »Sei nicht erzürnt. Bei Abwesenheit des Prokonsuls hat sein Legatus alle Vollmachten. Was immer er entscheidet, wird der Senat unterstützen. Was habt ihr Druiden denn vor Gericht zu tun, wenn du mir die Frage erlaubst?«
    »Es gibt etliche Grenzschwierigkeiten zu klären, die unsere Anwesenheit erforderlich machen.«
    »Ich kenne mich nicht gut aus mit euren Sitten und Gebräuchen, aber ich dachte immer, Druiden dürfen kein Land besitzen.« Er schloß sich mir auf meinem Weg zum Zelt an, und ich hatte gegen solch ungewöhnliche und interessante Gesellschaft nichts einzuwenden. Außerdem würde er meine Gedanken von dieser leidigen Truhe ablenken.
    »Das dürfen wir auch nicht, obwohl wir die Heiligen Orte unseres Volkes verwalten. Doch nach alter Sitte müssen Druiden zugegen sein, wenn eine Entscheidung in Grenzstreitigkeiten gefällt wird. In den Zeiten vor der römischen Präsenz in dem Gebiet, das ihr die Provinz nennt, hätten solche Entscheidungen in unserer Hand gelegen.« In seinem Ton lag mehr als nur eine Spur von Unwillen.
    »Na, dann habt ihr jetzt um so weniger Ärger«, tröstete ich ihn. »Ah, da sind wir. Dies ist mein Zelt. Leistest du mir bei einer Erfrischung Gesellschaft?«
    »Es wäre mir eine Ehre«, erklärte er mit einer weiteren eleganten Geste. Wie immer die anderen Gallier sein mochten, ihre Druiden waren gut erzogen.
    »Molon! Einen Stuhl für meinen

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