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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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mir, aber nicht so dicht, daß du mich dauernd anrempelst. Wir müssen genug Abstand halten, um im Notfall unsere Waffen ziehen zu können. Wenn du zurückfällst, melde dich, aber brüll nicht. Hast du verstanden?« Er nickte dumpf und mit ängstlicher Miene. Auf einmal war das Ganze kein spannendes Abenteuer mehr.
    »lonus, gib uns ein gutes Tempo vor, aber denk daran, daß wir keine erfahrenen Viehdiebe sind, die wie du im Dunkeln sehen können. Und nun laßt uns losgehen.« lonius lief los, und ich ließ ihm zehn Schritte Vorsprung. Wir bewegten uns nicht direkt im Laufschritt über die dunkle Ebene, aber auch nicht in jenem gleichmäßigen schwerfälligen Militärtrott, sondern in breitbeinigen Sätzen, um auf dem unebenen Grund nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Der Boden war weich, und ich war froh über das harte Training, zu dem Caesar mich verdonnert hatte, denn ich empfand unseren Marsch eher als eine Belebung denn als die erschöpfende Tortur, die er sonst hätte sein können.
    Nach etwa einer Stunde machten wir an einem kleinen Bach halt, fielen auf die Knie und leckten das kühle Wasser wie durstige Hunde.
    ,,Wie weit noch?« fragte ich.
    »Noch einmal genauso weit«, erwiderte lonus.
    »Das hatte ich befürchtet«, meinte Hermes. Er atmete schwer, schien jedoch in besserer Form zu sein als ich. Er war längst nicht mehr der verweichlichte Stadtjunge, der Rom mit mir verlassen hatte.
    »Das wird dir gut tun«, versicherte ich ihm. »Mein Vater hat mir immer erklärt, daß Leiden einen Mann adelt und daß die Jugend von heute nicht mehr weiß, was Leiden heißt, weswegen sie auch ein so degenerierter Haufen ist.«
    »Wenn es dir nichts ausmacht«, sagte Hermes, »kann dein Vater meinetwegen leiden, wenn es ihm so viel Spaß macht.«
    lonus lauschte uns mit einem Ausdruck der Verwunderung. Er hatte sein ganzes Leben so gelebt. Härte bedeutete für ihn etwas ganz anderes als für uns. Er lief barfuß, trug Hosen und einen kurzen Umhang, der nur seine Schultern und den oberen Teil seines Rückens bedeckte. Solcherart gewandet, schien er sich prächtig zu fühlen.
    Nach kurzer Rast gingen wir weiter. Die Nacht wurde kühl, doch die Anstrengung hielt uns warm. Ich spitzte die Ohren, um nahende Gallier oder das Husten oder Rascheln eines in einem Hinterhalt versteckt liegenden Kriegers zu hören, doch wir schienen vom Zauber der Unsichtbarkeit geschützt. Vielleicht waren die Gallier auch plötzlich zur Vernunft gekommen und hatten entdeckt, daß man nachts besser schlief, als bewaffnet im Dunkeln herum zu schleichen.
    Als wir den Fuß des Berges erreicht hatten, befahl ich eine weitere Rast. »Dies ist ein harter Aufstieg, und wir wollen nicht völlig entkräftet oben ankommen«, sagte ich. »Wenn sich oben jemand aufhält, könnten wir gleich in einen Kampf verwickelt werden.«
    Hermes und ich setzten uns keuchend. lonus hockte sich nur hin, eine Hand müßig auf dem Griff seines kurzen blattförmigen Schwertes. Mit seiner Farbe und dem dichten, in alle Richtungen abstehenden Haar sah er aus wie ein Waldkobold auf Besuch.
    Die nächtliche Kühle machte sich bemerkbar, und ich zog meinen Umhang über. Hermes tat das gleiche. »Warum leben Menschen an solchen Orten?« fragte er. Er konnte nicht verstehen, warum irgend jemand irgendwo anders als in Italien, genauer gesagt in Rom leben wollte, eine Ansicht, die ich weitestgehend teilte.
    »Ich bin sicher, im Sommer ist es angenehmer.« Ich ließ meinen Blick über die mondbeschienene Ebene wandern und wies auf eine Reihe von silbrigen Gipfeln, die sich vor dem Sternenhimmel abhoben.
    »Einer dieser Berge dort drüben ist angeblich der höchste der Welt.«
    »Ich dachte, der Olymp wäre der höchste«, sagte Hermes. »Der Olymp ist der höchste Berg in Griechenland. Wenn die Griechen hier gelebt hätten, hätten sie geglaubt, ihre Götter würden auf diesem Berg leben. lonus, wie nennt dein Volk diesen Berg?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin nicht von hier. Mein Volk lebt in der Ebene. Wenn es der höchste ist, ist es vielleicht der Wohnsitz des Taranis. Der macht den Donner.«
    »Muß ihr Name für Jupiter sein«, murmelte Hermes in seinen Umhang.
    »Das könnte sein«, sagte ich, obwohl ich das bezweifelte. Die gallischen Götter schienen sich deutlich von den uns vertrauten italischen und griechischen Gottheiten zu unterscheiden. »Trägt Taranis den Donnerschlag? Wird er von Adlern begleitet?«
    »Donner ja, aber keine Adler«, erhielt ich zur

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