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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Antwort. »Ihm gehört das Rad, mit dem das heilige Feuer geschürt wird. Wir entzünden das Feuer des Beltain immer mit einem Rad.«
    Ich erinnerte mich an die kleinen Räder, die ich als Verzierung auf den Helmen so vieler Gallier gesehen hatte, obwohl es mir ein seltsames Werkzeug zum Feuermachen zu sein schien.
    »Dann ist er auch nicht Jupiter«, erklärte Hermes mit der Gewißheit eines Pontifex. »Für das Entzünden von Feuern ist Vesta zuständig.«
    »Was wären die Götter ohne uns, die wir ihnen ihre Pflichten zuweisen?« sagte ich, mich erhebend. »Kommt, genug des philosophischen Geplauders. Vor uns liegt eine Menge Arbeit.
    Hermes, von jetzt an gehen wir langsamer und bleiben dichter zusammen. Wenn du etwas sagen mußt, tippe mir auf die Schulter und flüstere. Wir betreten jetzt die Wälder, und Feinde können, ohne daß wir sie sehen, ganz in der Nähe lauern. Wir haben keine Eile, es dämmert erst in etwa einer Stunde. Es ist absolut wichtig, daß wir uns leise bewegen, lonus, führe uns.«
    Und so begannen wir unseren Aufstieg. Wie beim letzten Mal wirkte der Wald bedrückend dicht, und der Tau tropfte von den Blättern auf uns herab. lonus ging mit lautlosen Schritten wie ein Geist voran. Dabei bewegte er sich in einer Zickzacklinie den Hügel hinauf, Hinterhalte witternd wie ein Jagdhund die Fährte des Wildes. Ich fand, daß auch ich mich recht leise bewegte, obwohl ich mich nicht mit dem Gallier messen konnte.
    Hinter mir schien Hermes einen unerhörten Lärm zu veranstalten. Wahrscheinlich war ich hyperkritisch, aber meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und jedes Rascheln, das er verursachte, dröhnte in meinen Ohren wie Trompetenschall.
    Diesmal trugen wir keine Fackeln, und auch das durch nichts begründete Selbstvertrauen, das sich in Begleitung einiger Kameraden stets einstellt, ging uns ab. Schritt für Schritt stiegen wir langsam den Hügel hinauf. Augen, Ohren und selbst die Nasen geschärft auf der Hut vor drohendem Unheil. Selbst in diesem Tempo dauerte es nicht lange, bis wir die Lichtung erreicht hatten. Ohne Fackeln und das Glimmern des Scheiterhaufens konnte ich fast nichts erkennen. lonus kauerte sich im Schutz der Bäume hin und spähte angestrengt auf die Lichtung. Auch ich starrte lange genug in die Dunkelheit, um zu entscheiden, daß wir noch eine Weile lang nichts von Nutzen erkennen würden, also zogen wir uns ein Stück zurück. Ich gab den anderen ein Zeichen, sich zu setzen, und wir hockten uns zum Warten hin. Ich hatte meine Kapuze hochgeschlagen, so daß die Geräusche der Nacht gedämpft klangen, mit Ausnahme der Tautropfen, die von den Bäumen auf die Wolle platschten.
    Hermes sah todunglücklich aus, sein Abenteuer hatte sich in öde Langeweile verwandelt, nichts als Warten in Kälte und Dunkelheit.
    Nach und nach nahm ich winzige Details meiner Umgebung wahr, die ich zuvor nicht gesehen hatte. Dann hörte ich, wie ein einzelner Vogel sein Lied anstimmte. Die Dämmerung zog herauf. Langsam, fast unmerklich, wurde der Wald um uns sichtbar, bis ich Bäume in hundert Schritten Entfernung erkennen konnte. Der Himmel über uns war bleigrau. Meine beiden Begleiter waren eingedöst, und ich stupste sie. an.
    Hermes gähnte und streckte sich. Dann wollte er etwas sagen, doch ich hielt ihm die Hand vor den Mund und schüttelte heftig den Kopf.
    Ich beugte mich zu lonus hinüber und flüsterte: »Erkunde die Lichtung für uns.« Er nickte, eilte gebückt los, schlich einmal um die Lichtung herum und kehrte wenige Minuten später zurück.
    »Alles klar.«
    Ich stand auf. »Komm, Hermes. Jetzt können wir sprechen, aber nur ganz leise. Und sei immer auf der Hut. lonus schiebt Wache, während wir schauen, ob wir was finden können.«
    Wir betraten die Lichtung. Der Scheiterhaufen war nur noch ein Häufchen kalter Asche. Ich blickte auf und sah, daß die Leichen samt der Stricke, an denen sie gehangen hatten, abgenommen worden waren. Das bestätigte nur meine Erwartung, doch ich war trotzdem erleichtert, daß sie weg waren. Es wäre zu unheimlich gewesen, wenn sie noch immer dort gehangen und uns stumm zugesehen hätten. Zumindest wäre es eine unerträgliche Ablenkung gewesen.
    »Wonach suchen wir?« wollte Hermes wissen.
    »Nach allem, was so aussieht, als wäre es nicht natürlich hier gewachsen«, erklärte ich ihm, ohne selbst eine Ahnung zu haben, was ich zu finden hoffte. Wir begannen das Gelände im zunehmenden Licht des Morgens zu durchkämmen. Der Boden war

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