Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Gestalten, die in ihren Fellen eher an wilde Tiere als an Menschen erinnerten.
    Mit einem einzigen Satz tauchte lonus kopfüber ins Unterholz. Er wand sich wie eine Schlange und war im nächsten Augenblick verschwunden, ohne daß auch nur ein leises Rascheln seinen Fluchtweg verraten hätte.
    »Ich wünschte, ich könnte das auch«, sagte ich.
    »Er hat uns verlassen!« rief Hermes panisch.
    »Hättest du etwas anderes getan?« wollte ich wissen.
    Einer der nahenden Männer bellte den anderen etwas zu.
    Einige kamen auf uns zu, ohne sich länger um besondere Heimlichtuerei zu bemühen. Andere durchkämmten das Unterholz und stießen auf der Suche nach lonus mit ihren Speeren ins Gebüsch. Mindestens ein Dutzend von ihnen umzingelte uns mit gezogenen Waffen. Neben mir vernahm ich ein schnarrendes Geräusch und sah aus dem Augenwinkel, daß Hermes sein Schwert gezogen hatte. Ich schlug mit der Handkante auf sein Handgelenk, und er ließ die Waffe schreiend fallen.
    »Warum hast du das getan?« fragte er. »Sie kommen, um uns zu töten! Wir müssen kämpfen!«
    »Beruhige dich, du Idiot«, erklärte ich ihm. »Kämpfend kommen wir hier nie raus.«
    »Herausreden werden wir uns bestimmt auch nicht! Kannst du irgendeinen Zauber, der uns von hier forttragen wird?« »Nein.« Ich setzte meine hochmütigste Miene auf und sprach die Männer an. »Meine Herren, offenbar habt ihr den Eindruck, daß zwischen uns irgendwelche Feindseligkeiten herrschen. Ich bin Senator Decius Caecilius Metellus aus Rom, und Rom wünscht nur die allerfreundlichsten Beziehungen zu dem großen germanischen Volk.« In meiner Kleidung und Kriegsbemalung muß ich absolut albern ausgesehen haben, aber wenn es an Substanz mangelt, muß bloßer Stil eben genügen.
    Einer von ihnen sagte etwas in ihrer Wolfsrudel-Sprache, und die anderen lachten herzlich.
    »Du hast einen guten Anschein gemacht«, sagte Hermes zittrig. Einer der Männer trat auf ihn zu und schlug ihm mit seinem Speer auf den Kopf. Ein anderer tat das gleiche bei mir, und ich taumelte seitwärts. Dann wurde ich von hinten gepackt und rasch meiner Waffen entledigt.
    »Ja, es hat ganz den Anschein, als wollten sie uns nicht sofort umbringen«, sagte ich. »So weit, so gut.« Mir wurden die Hände hinter dem Rücken zusammen gebunden, und jemand zerrte Hermes auf die Füße und fesselte ihn genauso.
    Unsere Häscher waren große Männer, größer noch als die Gallier und von doppelt so wildem Aussehen. Die Gallier malten sich an, bleichten ihr Haar mit Limonen und frisierten es in spitzen, dornenartigen Strähnen nach oben, um bedrohlicher auszusehen. Diese Männer strahlten Wildheit und Bedrohlichkeit aus, wenn sie nur dastanden und atmeten.
    Ihr Haar und ihre Barte schienen in den verschiedensten Gelbschattierungen, und ihre Augen waren beängstigend blau.
    Durch ihre schweren Felle wirkten sie noch massiger, doch sie waren keineswegs Fleischpakete wie die Gladiatoren, die uns Römern so vertraut sind. Obwohl sie ungeheuer kräftig waren, hatten sie einen Körperbau wie Wölfe oder Rennpferde, mit schlanken Muskeln und langen Knochen. Außerdem hatten sie absurd schlanke Hüften und bewegten sich trotz ihrer Größe mit Anmut.
    »Oh, jetzt sind wir dran«, sagte Hermes. »Warum sind wir bloß nicht um unser Leben gerannt, als wir noch die Möglichkeit dazu hatten?«
    »Wir hatten nie eine Chance«, erklärte ich ihm. »Guck dir diese Raubtiere doch an. Meinst du, mit ihnen auf den Fersen hätten wir es zurück ins Lager geschafft?«
    Er musterte sie und zuckte ob ihrer haarsträubenden Bedrohlichkeit zusammen. »Wohl kaum.«
    »Also beruhige dich, dann kommen wir vielleicht lebend hier raus. Noch herrscht kein Krieg zwischen Römern und Germanen. Sie sind nur nicht besonders begeistert über Caesars Reaktion auf die helvetische Wanderung. Vielleicht nehmen sie uns als Geiseln und verlangen Lösegeld.«
    »Gibt es jemanden, der dafür bezahlen würde, dich zurück zu bekommen?« wollte er wissen.
    »Nein, aber es gibt einen besonderen Fonds für derartige Zwecke«, versicherte ich ihm, in der Hoffnung, daß es stimmte.
    Ich wußte, daß die Legionen im Osten einen Lösegeldfonds unterhielten, weil Lösegelder eine der Haupteinnahmequellen orientalischer Könige waren.
    Ein Germane knurrte etwas und stieß mir den Griff seines Speers in die Rippen. »Ich glaube, man will uns zu verstehen geben, daß wir die Klappe halten sollen«, keuchte ich. Hermes nickte bloß. Der Junge lernte

Weitere Kostenlose Bücher