Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
erschöpfen, damit ich nicht aufwachte, wenn sie zu ihrer heimlichen Flucht aufbrachen? Das wollte ich nicht glauben, doch mir war klar, daß das eine rein gefühlsmäßige Reaktion war. Die streng logische Abteilung meines Verstandes sagte mir, daß sie genau das getan hatten.
    Doch meine Hermes gegenüber geäußerten Einwände waren ebenso gültig. Wie konnten die beiden annehmen, ihre Lage durch eine Flucht zu verbessern?
    Auch unsere Suche im Lager der Auxilia verlief wie erwartet ergebnislos. Ich versuchte, eine fröhliche Miene auf zu setzen, als ich ins Legionärslager zurück kehrte, doch ich war nieder geschlagener, als ich es seit meiner Ankunft in Gallien je gewesen war. Wenn das Glück sich mir nicht bald gewogener zeigte, würde ich am Ende noch zusammen mit Burrus und seinen Freunden hingerichtet werden.
    »Willst du eine Nachricht aushängen, daß sie geflohen sind?«
    fragte Hermes, als wir zu meinem Zelt zurückkehrten.
    »Nein, ich bin fürs erste genug gedemütigt worden.
    Außerdem würde es einen schlechten Eindruck machen, einen Aufstand wegen zwei entlaufener Sklaven anzuzetteln, während das ganze Land kurz vor einem Krieg steht.«
    »Wenn du meinst«, sagte er skeptisch. »Das heißt aber nicht, daß ich nicht die Wachen loshetzen würde, falls du fliehen solltest. Das wäre etwas anderes.«
    »Du vertraust mir nicht!« entrüstete er sich. »Ich kenne dich nur allzugut.« Müde und mit bleischweren Knochen öffnete ich mein Zelt und trat ein. »Ich werde ein wenig schlafen. Weck mich nur im Notfall oder falls die beiden zurück kommen.«
    Ich legte meine Rüstung und meine Stiefel ab und ließ mich auf die Pritsche fallen, die ich verlassen hatte, als ich geweckt worden war, um in die Berge zu reiten. Selbst durch den Nebel meiner Müdigkeit beschäftigten mich die jüngsten verwirrenden Entwicklungen. Ich konnte den Gedanken nicht verdrängen, daß Molon und Freda nach wie vor zwei Hauptverdächtige für den Mord an Titus Vinius waren. Wenn sie befürchtet hatten, entlarvt zu werden, war ihre Flucht ein logischer Ausweg. Doch wenn sie es gewesen waren, warum dann der DruidenHokuspokus? Und wie hing das Ganze mit den drei erhängten Männern zusammen? Wenn beides überhaupt etwas miteinander zu tun hatte.
    Es war die ärgerlichste Situation meiner keineswegs ereignisarmen Karriere. Was war bloß aus den Politikern geworden, die sich gegenseitig aus absolut vernünftigen und nachvollziehbaren Motiven umbrachten? Warum mußten sich noch Armeen, Barbaren der unterschiedlichsten Sorte sowie Priester mit ihren widerlichen Opferritualen einmischen?
    Ich warf mich unruhig hin und her, todmüde, aber unfähig einzuschlafen. Mir war klar, daß ich etwas unternehmen mußte, bevor ich Ruhe fand. Aus meiner langen Erfahrungen wußte ich, daß es, wenn die Dinge erst einmal bis zu diesem schrecklichen Punkt gediehen waren, nur eine Möglichkeit gab. Ich mußte etwas kolossal Törichtes tun.
    Ich stand auf, kramte herum, bis ich ein Wachstäfelchen fand, und klappte es auf. Mit einem Stilus kratzte ich meine Nachricht hinein und rief Hermes.
    »Lauf und bring das zu Lovernius. Sag ihm, daß er damit sofort einen seiner Männer zu Garbo schicken soll.« Er mußte irgend etwas in meinem Gesicht gelesen haben.
    »Was hast du vor?«
    »Ich werde heute nacht ausgehen und möglicherweise getötet werden. Wenn du deinen Botengang erledigt hast, solltest du auch versuchen, ein wenig zu schlafen. Du kommst nämlich mit.«
    Ich ließ mich zurück auf meine Pritsche fallen, selbstmörderisch mit mir versöhnt. Endlich hatte ich eine Entscheidung getroffen, und bald darauf war ich eingeschlafen. Als ich meine Augen wieder aufschlug, war es draußen dunkel. Ich fühlte mich gestärkt wie sonst nur selten direkt nach dem Aufwachen. Dann fiel mir mein Plan wieder ein, und mir wurde klar, daß es die schiere Angst war, die mich so munter machte. Hermes lag friedlich schnarchend auf seiner Pritsche, und ich stieß ihn an, um ihn zu wecken. Dann schickte ich ihn los, mir eine Schüssel Wasser zu holen.
    Währenddessen suchte ich mein Schwert und band ein Stück Stoff um die Scheide, damit die Aufhängungsringe beim Gehen nicht klimperten. Dann steckte ich noch meinen Dolch ein und legte meinen Schwertgürtel an. Ich zog ein Paar ZivilistenSandalen an, weil Nagelschuhe nicht nur eine Menge Lärm machen, sondern beim Gehen auf Fels auch Funken schlagen, die in einer dunklen Nacht weithin sichtbar sind. Ich rollte meinen

Weitere Kostenlose Bücher