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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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schnell.
    Ein Mann legte erst mir und dann Hermes eine Schlinge um den Hals. Sie erhängen ihre Opfer, dachte ich.

XII
    Wenn sie uns zurück auf die Lichtung geführt hätten, wäre ich wahrscheinlich vor Schreck tot umgefallen, doch statt dessen ging der Marsch über die Kuppe des Hügels Richtung Nordwesten. Während wir an unseren Stricken hinterdrein trotteten, musterte ich unsere Häscher genauer. Neben den üblichen Fell-Tuniken hatten die meisten von ihnen Fellgamaschen an, die bis knapp über das Knie reichten.
    Sie trugen die unterschiedlichsten Waffen bei sich. Die meisten hatten ein Gurtmesser mit einem groben Griff aus Holz, Geweih oder Knochen. Einige hatten auch einen Köcher mit Pfeilen auf dem Rücken. Jeder von ihnen trug eine Lanze, die meisten zusätzlich auch eine Reihe kürzerer Wurfspeere. Am meisten erstaunte mich, über wie wenig Metall sie offensichtlich verfügten. Bei den Galliern hatten die meisten Krieger einen Speer mit eiserner Spitze, einen eisenbeschlagenen Schild, und fast jeder Mann besaß ein kurzes oder langes Schwert.
    Zusätzlich zu dieser waffentechnischen Grundausstattung besaßen die wohlhabenderen Krieger oft noch einen Helm aus Eisen oder Bronze, die Häuptlinge sogar ein Kettenhemd. Ganz anders diese Germanen. Außer ihren Messern trugen die meisten mit Ausnahme eines Kupferarmbands und ein paar Nieten auf ihren breiten Ledergürteln überhaupt kein Metall am Körper.
    Nur der Anführer des Trupps hatte eine eiserne Speerspitze, die anderen mußten sich mit Knochen oder im Feuer gehärtetem Holz zufriedengeben. Ihre langen schmalen Schilde waren aus Holzplanken gemacht, die mit Eiche beschlagen und an den Rändern mit ungegerbtem Leder zusammen gebunden waren.
    Auch derart primitiv ausgestattet, wirkten sie kein bißchen weniger gefährlich. Man muß einfach fester zustoßen, wenn man den Feind mit einem Holzspeer durchbohren wollte, und diese Männer sahen kräftig genug aus, um diese Aufgabe zu bewältigen. Im Vergleich zu ihnen war ein römischer Soldat eine wandelnde Schmiede, doch diese Männer sahen aus, als ob sie diesen Unterschied mit bloßer Wildheit wettmachen könnten.
    Wir waren noch nicht lange marschiert, als sich uns eine weitere Gruppe von etwa zwölf Männern anschloß. Sie hatten mürrische Gesichter, und die Worte, die sie in ihrer knurrenden Sprache mit dem Anführer wechselten, waren offensichtlich keine Vollzugsmeldungen.
    »Keiner von ihnen ist blutbesudelt«, murmelte Hermes.
    »Vielleicht ist lonus entkommen.« Ein Krieger schlug ihm mit der Hand auf den Mund. Er schlug nicht besonders fest zu, doch aus Hermes' Mund sickerte Blut, und seine Lippen begannen anzuschwellen.
    Wir überquerten die Kuppe des Hügels und stiegen durch einen engen Paß in ein dunkles, zwischen dicht bewaldeten Hängen gelegenes Tal. Ich versuchte, mich zu erinnern, in welcher Richtung der Fluß lag, doch ich hatte die Orientierung verloren. Ich wußte, daß ich, falls mir die Flucht gelang, ins Lager zurückfinden würde, doch ich hatte keine Ahnung, wo wir uns gerade befanden.
    Hin und wieder flötete der Anführer leise; es klang wie ein Vogel. Jedesmal ertönte von irgendwo über uns eine Antwort.
    Als er das zweite oder dritte Mal flötete, blickte ich nach oben und konnte gerade noch die Gestalt eines Kriegers erkennen, der sich hoch oben zwischen das Blattwerk duckte.
    Es war später Nachmittag, als wir eine große Lichtung zwischen den Hügeln erreichten. Um den Rand der Lichtung waren primitive Hütten errichtet worden, sie bestanden aus kaum mehr als gebogenen und mit Baumrinde oder Strauchwerk bedeckten jungen Baumstämmen. Eine der Hütten war etwa drei- bis viermal so groß wie die anderen. Es sah ganz so aus, als sei das kleine Dorf eine noch junge Siedlung. Über allem hing der Geruch frisch geschnittenen Holzes. Frauen sah ich keine.
    Dies war also eine Bande von Kriegern, kein Stamm auf der Wanderschaft.
    Auf diversen Gestellen hingen Rehe und anderes Wild zum Ausnehmen bereit. Ich fragte mich, ob die Männer Jäger und nur zufällig über uns gestolpert waren, oder ob sie den speziellen Auftrag hatten, die Lichtung zu bewachen, was ich für wahrscheinlicher hielt.
    In der Mitte der Lichtung stand ein hoher Pfahl, der zu einer primitiven menschenähnlichen Gestalt geschnitzt worden war.
    Die starrenden Augen waren aus gehämmertem Kupfer, der grimmassierende Mund mit einer Reihe echter Tierzähne gespickt, und von dem grob angedeuteten Hals hing ein

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