Tod Eines Engländers
schön! Aber Sie sind ja n och jung. Ich finde, jeder sollte eine Sp r ache lernen, und zwar so früh wie m öglich – m eine Französis c hlehrerin hat im m er gesagt… «
Er hatte es auch m it Italienisch probiert, ebenso d e r Haupt m ann, aber selbst dessen stren g er Versuch hatte nicht viel m ehr produziert als ein »Si, si! Si, si! « . Sie hatte alles übersetzen lassen, sch ö n, wenn die Italiener sich dafür interessierten, konnte ab e r nach f ü nf z ehn Jahren i m Lande kein Wort sprechen, wuß t e nicht, waru m , es war einfach so – viel zu alt, u m noch zu lernen, das war es, in jungen Jahren m uß m an anfangen, k ein einziges Wort – naja, » si ! « natürlich, das war ein W ort und » wo« war ein z weites, aber das war nicht viel nach fünf ze h n Jahren – und sie wollte hier nur Ferien m achen … Carabiniere! Schweigend gingen sie die Treppe hinunter. Der Wachtposten im Parterre salutierte .
» Und dann ? « Wacht m ei s ter Guarnac c ia saß aufre c ht im Bett, sein Fieber hatte etwas nachgelassen. Die kleine La m pe brannte noch, und daneben, auf dem Nachttisch, stand ein Suppenteller m it dem Rest einer l eichten klaren Brühe. Signora Bellini hatte sie vorbeigebracht, die Frau des Gärtners, die Schwester d es kleinen Treppenputzers, der die Leiche gefunden hatte .
» Der Haupt m ann ist dann zu Ces a rini gegangen, dem Antiquitätenhändler, um in seinem Laden m it ihm zu sprechen. «
» Und Sie hat er in Sch m ach und Schande na c h Hause geschickt, ja ? «
» Er hat gesagt, ich soll etwas essen u n d m ich ausruhen …« Carabiniere Bacci, das erschöpf t e Gesicht bleich und abgespannt, war gekrä n kt .
» Und haben Sie sich was zu essen b e sorg t ? «
»Ich habe im Grilli m b iß auf der Piazza ein belegtes Brötchen g e gessen u n d e in Glas Wein getrunken. «
Der Wacht m eister konnte sich gut vorstellen, wie e r, ein so proletarisches Leben nicht gewohnt, ungelenk auf einem hohen Ho c ker am T r esen saß, vor den a u fgespießten Hähnchen, die sich zischend im g roßen Hol z kohlengrill drehten und knusprig w u rden, und s o rgsam darauf achtete, daß seine Uniform kei n en Spritzer abbekam und er selbst nicht die bekannten Witze des fröhlichen Neapo l itaners m it der fettigen Schürze auf sich lenkte .
» S ie hätten in die Kantine gehen sollen – und ich hoffe, Sie wollen nicht wieder unten im Büro schlafe n ? «
» Ich habe dem Haupt m a n n gesagt, d a ß ich unten schlafen werde, für d en Fall, daß nachts das T elefon klingelt. Sie sind nicht gesun d , und so n st h at er nie m a n d. Der Serg e ant, den e r geschickt hat, hat jetzt gleich Feierabend. «
» Es liegt doch nicht jede Nacht eine Leiche vor Ihrer Tür, verdam m t n och m al! So krank bin ich gar nicht, nach dieser Suppe geht es m ir eigentlich schon besser. Das Fieber scheint immer für ein paar Stunden zu ko mm en und dann wieder zu gehen. Solange ich gesund genug bin, daß ich m orgen mit dem Zug fahren kann …« Er sah quer durch das Zimmer auf ein Foto, das im Halbdunkel auf einem Toilettentis c h m it Marmorplatte stand: zwei dickliche kleine Jungen, der e n Augen fast so groß waren wie die s einen. Die einzige Passion des Wacht m e isters war seine Fa m i lie, der Wunsch, n a ch Hause, nach S y rakus versetzt zu werden. Seine Frau k onnte seine Mutter dort unten un m ö glich allein lassen oder m i t ihr, in i hrem Alter, in eine fre m de Stadt ziehen … Er seufzte und l ehnte sich in die Kissen z urück .
»Carabiniere Bacci … ? «
» Ja, bitte ? «
» S ie sind ein dummer Junge.« Er dachte eine Weile darüber nac h . »Aber trotzdem … Sie haben Köpf ch en . «
Da Carabin i ere Bacci nicht wußte, was er darauf erwidern sollte, erwiderte er auch nichts. Der Wacht m eister, der die Augen inzwischen gesc h lossen hatte, grübelte d e rart lange vor sich hin, daß der Carabiniere gla u bte, er sei i n zwischen wieder eingeschlafen. Trotzdem wartete er. Nach einer Weile schlug der W acht m eister die Augen wieder auf .
» Der Haupt m ann ist ein ernster Mann, ein gründlicher Mann, der s e ine Pflicht tut. Er ist auch ehrgeizig, in vielerlei Hinsicht, a b er sein Ehr g eiz geht in eine andere Richtung als Ihrer – er will zum Beisp i el kein berüh m ter Detekt i v sein .
Sie brauchen deswegen nicht rot zu werden, C a rabiniere Bacci. Ich mache m ich nicht über Sie lustig, ich w i ll Sie nur darauf auf m erksam machen, daß er seinen Job z war gewisse n haft
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