Tod Eines Engländers
hatten und untersc h rieben wer d en m ußten. Sie brachte auch einen U m schlag mit zwei Flugtickets .
» Wir haben uns gedacht, daß Sie ge r n heute abend nach Hause fliegen würden, da doch m orgen Weihnachten ist. Die Linien m asc h ine ist leider schon weg; diese Tickets hier sind für einen C harterflug n ach Luton, aber von d o rt gibt es bestim m t ei n en Zubringerbus. Die Leiche wird über m orgen m i t der Lini e n m aschine heimtransportiert . «
Als sie ihre Mappe schl o ß, überrasch t e Jeffr e ys sie m i t der Be m erkung: » Ich bin froh, daß wir Sie kennengelernt haben. «
»War u m das ? « Sie lächelte .
» Weil ich sonst hätte anneh m en m üssen, daß alle Engländer, d ie hier leben, ein bißchen … «
» … verrückt sin d ? Geben Sie m ir noch zehn Jahre, ich bin erst seit zwei Jahren hier. «
» S ind denn wirklich alle verrückt ? «
» Nein, nein. Nur die, die unter sich bleiben, die Kolonie. Sie fallen einem sofort auf. Es gibt Hu n derte von Engländern, die hier arbeiten und studieren und sich anpassen. «
» S ie haben s ich ja schon sehr schön angepaßt. Ist das Ihr Schal ? «
» Vielen Dank . «
» Wenn Sie n icht im Begriff wären, u n s in ein Flu g zeug zu packen, w ü rde ich S i e fragen, was Sie h eute abend vorhaben. «
» Und ich w ürde Ihnen antworten, d aß ich zum E m pfang des Bürger m eisters gehe. Wenn Sie nicht bald abreisten, könnten Sie j a m i tkom m e n . «
» Ich komme wieder – um nachzusehen, ob Sie schon verrückt geworden sind. «
» Signorina!« Der Haupt m ann trat vor und gab ihr m it einer feierlichen kleinen Verbeugung, die sie ein wenig erröten ließ, die Hand. Jeffr e ys f and, daß der Haupt m ann ihre Hand m indestens eine Sekunde länger als unbedingt notwend i g hielt, und als der Leutnant, der gekom m en war, sie hinauszubeg l eiten, seinen Degen z urückschob und sich ebenfalls verbeugte und die beiden, angeregt auf italienisch m iteinander plaudernd, h i nausgingen, m ur m elte Jeffreys: » Großartig!« Er selbst hatte keine einzige Gelegenheit gehabt, ein italienisches Mädchen anzugucken. Bevor sie fuhren, fand er aber noch eine Gelegenheit, in der Wache Pitti anzurufen und Carabiniere Bacci zu sagen: »Was die Waffe betrifft … vielleicht sollten Sie sich m al das kleine Mädchen m it der roten W asserpistole vorneh m en. «
» Wissen Sie « , grübelte der Chef, während sie sich anschnallten, » ich könnte m e inen Urlaub ja m al in Florenz verbringen. Ich glaube, m einer Frau würden die Läden gefallen . «
» Das Essen haben S i e also gar nicht so schlecht gefunde n ? «
» Nein … « räu m te der Chef großz ü gig ein. » Ich kann eigentlich nicht sagen, daß mir irgend e t was nicht gesch m eckt hätte … « Ihre V o rurteile waren wieder zurechtgerückt, und die Hei m reise konnte beginnen .
» Übrigen s « , m u r m elte der Chef, nachdem sie beide ein wenig ged ö st hatten, » hat irgend je m and erw ä hnt, was aus der Waffe g e worden is t ? «
» Nein « , sagte Jeffr e ys m it geschloss e nen Augen, » aber sie wird inzwischen bestimmt aufgetaucht sein. «
Erst nachd e m ihre Mutter in Tränen ausgebrochen war und der Haupt m ann sie mit ernsten Worten er m a h nt hatte, erklärte sich Giovanna b e reit, Carabiniere Bacci, u n d nur ihn, zu ihrem Versteck zu führen, zur hintersten Ecke einer Spielzeugk o m m ode, wo sie ihren Schatz a u fbewahrte, eingewickelt in einen Co m ic .
Sie sah at e m los zu, wie der Carabiniere das Päckchen auswickelte und sie da n n anguckte. Stumm holte sie die Kugeln aus d er Tasche ihres Jogging an zugs .
Auf die Fr a gen des H a upt m anns, ob sie die g a nze Zeit gewußt hab e , wo die Waffe sei, ob sie gewußt habe, was der laute Knall bedeutete, ob sie nicht v on der Tür a ufgewacht sei, bevor sie ein zweites Mal den Kn a ll gehört habe – auf all diese Fragen reagierte sie m i t freundlichem Schweigen .
Signora Cipriani fragte den Haupt m a nn, als sie die beiden zur Tür br a chte: » Könnten Sie m ir … vielleicht Bescheid sage n ? Ich m eine, was m i t dem Treppenputzer passiert … Er schien so … ich weiß nicht, aber w e nn ich irgendwie helfen kann … der ar m e Kerl … und die arme Martha … ich m üßte eigentlich ins Krankenhaus, aber Vincenzo … er m ußte zu einem Mandanten … da h er … «
» Das ist sehr liebenswür d ig von Ihnen, Signora « , sagte der Haupt m ann, und insgeheim wünsc h te er Vincenzo in die Hölle.
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