Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
einem gewissen Problem zu helfen versucht habe.«
    »Kannte?«, fragte Rider schnell, der sich über die Vergangenheitsform wunderte.
    »Sie ist tot.« Monk musste keine Trauer vorschützen. Und er empfand mehr als nur Schuld, dass er es nicht verhindert hatte; es war der Verlust eines Menschen voller Leidenschaft und einer Eindringlichkeit, an der er, auch wenn ihm das nicht bewusst war, Anteil genommen hatte.
    Rider war überwältigt, eine große Erschöpfung überkam ihn. »O Gott … das tut mir Leid«, sagte er leise. »Sie war stets so voller Leben. Ein Unfall?«
    »Nein.« Monk wagte es, die Wahrheit zu sagen. »Sie wurde umgebracht …« Er unterbrach sich, als er sah, wie schockiert Rider war.
    »Es tut mir Leid«, meinte Monk. »Ich hätte es Ihnen schonender beibringen sollen. Ich bin besorgt, denn ich fürchte, sie haben den falschen Mann verhaftet, und die Zeit, die Wahrheit herauszufinden, ist knapp.«
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Monk war sich nicht sicher, aber er stellte die offensichtliche Frage. »Wer war ihr Vater? Und wann ist sie hier weggegangen?«
    »Vor etwa zwei Jahren«, antwortete Rider und runzelte vor Konzentration die Stirn.
    »Und ihr Vater?«, hakte Monk nach.
    Rider sah ihn betroffen an. »Ich wüsste nicht, was das mit ihrem Tod zu tun haben sollte. Das ist lange her. Alle Betroffenen sind tot – sogar die arme Katrina. Lassen Sie sie in Frieden ruhen, Mr. Monk.«
    »Wenn sie tot sind«, wandte Monk ein, »kann man ihnen damit nicht mehr wehtun. Ich werde es niemandem sagen, außer wenn es notwendig ist, um das Leben eines Mannes zu retten, der sonst womöglich unschuldig gehängt wird.«
    Rider seufzte, sein Gesicht vor Bedauern zerfurcht. »Es tut mir Leid, Mr. Monk, ich kann das Vertrauen nicht brechen, nicht einmal das der Toten. Sie wissen aus dem Taufregister bereits mehr, als ich Ihnen gesagt hätte. Abgesehen von meiner persönlichen Achtung, waren diese Menschen meine Gemeindemitglieder, und ihr Glaube war mir anvertraut. Wenn der junge Mann unschuldig ist, wird das Gesetz dies feststellen und um der armen Katrina willen den Schuldigen finden. Vielleicht auch um seinetwillen, obwohl es nicht an uns ist zu urteilen.« Er atmete tief durch. »Es tut mir aufrichtig Leid, zu hören, dass sie tot ist, Mr. Monk, aber ich kann Ihnen nicht helfen.«
    Monk drängte ihn nicht weiter, er sah in Riders freundlichem, traurigem Gesicht, dass er in seiner Überzeugung nicht wanken würde.
    »Es tut mir Leid, dass ich Ihnen solche Neuigkeiten gebracht habe«, sagte er leise. »Vielen Dank, dass Sie mir Ihre Zeit gewidmet haben.«
    Rider nickte. »Guten Tag, Mr. Monk, und möge Gott Sie bei Ihrer Suche leiten.«
    Monk zögerte, wappnete sich und drehte sich noch einmal um.
    »Mr. Rider, hatte Katrina eine Freundin namens Emma?« Sein Herz klopfte wild. Er sah die Antwort in Riders Miene, bevor dieser etwas sagte.
    »Nicht dass ich wüsste. Es tut mir Leid. Meines Wissens waren da nur sie, ihre Mutter und ihre Tante, Eveline Austin. Doch die starb vor zehn oder zwölf Jahren. Aber ich werde ihren Tod natürlich nächsten Sonntag in der Kirche erwähnen, und es wird sich zweifellos herumsprechen.« Er lächelte traurig. »Das haben schlechte Nachrichten so an sich.«
    Monk schluckte, sein Mund war trocken. Er spürte, dass alles Kostbare ihm wie Wasser zwischen den Fingern zerrann, und er konnte nichts tun, um es festzuhalten.
    »Alles in Ordnung, Mr. Monk?«, fragte Rider besorgt. »Sie sehen ein wenig unwohl aus. Es tut mir Leid, dass ich so … so wenig helfen kann.«
    »Nein!« Monk nahm sich zusammen. Es war eine Ausflucht, denn noch war er alles andere als frei. »Vielen Dank. Sie haben mir nur die Wahrheit gesagt. Vielen Dank für Ihre Zeit. Guten Tag.«
    »Guten Tag, Mr. Monk.«

11
    Der mit Squeaky Robinson abgemachte Plan klappte so weit wie am Schnürchen. Zwar war es ein ziemliches aufwändiges Unterfangen, mit den vielen Betten, Möbeln, Medikamenten und Geräten vom Coldbath Square zur Portpool Lane umzuziehen, aber die von ihren Schulden befreiten Frauen waren über die neue und geradezu bewundernswerte Art, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, hocherfreut. Lügen oder Ausflüchte hatten sie von nun an nicht mehr nötig. Vorbei war auch die Angst, die eigene Vergangenheit verheimlichen zu müssen und den moralischen Maßstäben der Hausherrin nicht zu genügen.
    Squeaky beklagte sich heftig, aber, so vermutete Hester, wahrscheinlich nur, weil er glaubte, es würde von ihm

Weitere Kostenlose Bücher