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Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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winzigen Funken Stolz. »Ich muss in dieser Sache noch einmal nach Liverpool.«
    »Ach …«
    Dann erzählte er ihr im Gegenzug, was Runcorn gesagt hatte.
    »Das ist kein Beweis, nicht wahr?«, sagte sie. »Aber sie müssen die Strecke doch aus irgendeinem Grund umgeleitet haben, und Miss Harcus sagte, sie erwarteten einen riesigen Gewinn, der geheim bleiben musste.« Sie blickte ihn fest an. »Was hast du vor?«
    Das machte es leichter für ihn, da sie sowieso davon ausging, dass er etwas tun würde.
    »Noch einmal nach Liverpool fahren«, antwortete er, »und versuchen herauszufinden, welche Fehler Arrol Dundas begangen hat, dass er erwischt wurde.« Er sah, dass sie große Augen machte, und hörte, wie sie nach Luft schnappte und ausatmete, ohne etwas zu sagen. »Wegen dieses Falles«, meinte er. »Nicht wegen der Vergangenheit.«
    Sie entspannte sich und lächelte.
    Er quartierte sich wieder in derselben Pension ein, wo er sich inzwischen vertraut, ja sogar willkommen fühlte. Als Erstes musste er herausfinden, ob Katrina Harcus hier geboren worden war. Ihrem Alter nach schloss er, dass das um 1830 herum gewesen sein musste, kurz vor der standesamtlichen Geburtenregistrierung, was hieß, dass er in einer örtlichen Kirche nach dem Eintrag ihrer Taufe suchen musste. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als von einer Gemeinde zur anderen zu gehen. Um Rathbone davon zu unterrichten, schickte er ihm ein Telegramm.
    Monk brauchte vier beschwerliche und ermüdende Tage, um den Eintrag in den Büchern einer kleinen gotischen Kirche am Stadtrand von Liverpool zu finden. Katrina Mary Harcus.
    Ihre Mutter war Pamela Mary Harcus. Ihr Vater war nicht aufgeführt. Die Schlussfolgerung war offensichtlich. Eine uneheliche Geburt war ein Stigma, von dem sich nur wenige erholten. Er empfand Mitleid, als er den einsamen Eintrag las. Er stand in dem staubigen Seitenschiff, wo die Sonne in leuchtenden Streifen durch die Buntglasfenster fiel, und sah den Gemeindepfarrer auf sich zukommen. Vielleicht war es gar nicht überraschend, dass Katrina ihr Zuhause verlassen hatte und nach London gezogen war, wo man sie nicht kannte und wo sie keine Freunde hatte, um eine bessere Zukunft zu suchen und den Makel, ein uneheliches Kind zu sein, hinter sich zu lassen.
    »Haben Sie es gefunden?«, fragte der Geistliche hilfsbereit.
    »Ja, vielen Dank«, antwortete Monk. »Lebt Mrs. Harcus noch in der Gemeinde?«
    Das sanfte, freundliche Gesicht von Reverend Rider wurde traurig. »Nein«, sagte er leise. »Sie ist vor etwa drei Monaten gestorben, die arme Frau.« Er seufzte. »Sie war eine so charmante Person, voller Leben, voller Hoffnung. Sah stets das Beste in allem. War nicht mehr dieselbe nach dem …« Er besann sich, bevor er fortfuhr. »Nachdem ihr Wohltäter gestorben war«, endete er.
    War das ein Euphemismus für ihren Liebhaber, Katrinas Vater?
    »War es danach schwer für sie?«, fragte Monk besorgt. Er trug um des Vikars willen Mitleid zur Schau, das er normalerweise auch empfunden hätte, aber im Augenblick konnte er die Energie, die es ihn gekostet hätte, nicht aufbringen.
    »Ja … ja.« Rider schürzte die Lippen und nickte. »Allein zu sein bei schwindender Gesundheit und ohne Geld, ist immer hart. Die Menschen können sehr herzlos sein, Mr. Monk. Unsere eigenen Schwächen betrachten wir im Allgemeinen mit viel Nachsicht und die der anderen mit sehr wenig. Ich nehme an, weil wir wissen, wie heftig die Versuchungen sind, und alle inneren Gründe kennen, warum wir so leicht vom Weg abkommen. Bei anderen Menschen erkennt man nur das Äußere, und selbst das entspricht nicht immer der Wahrheit.«
    Monk wusste sehr genau, was der Vikar meinte, genauer, als dieser sich vorstellen konnte. Auf diese Weise beurteilt zu werden war äußerst schmerzlich. Er spürte, wie sich über ihm die Drohung zusammenbraute, auf Unrecht reagieren zu müssen, das in einer Zeit begangen worden war, an die er sich nicht erinnerte, und das ihm vorkam, als hätte es ein Fremder begangen.
    Aber er hatte keine Zeit, seinen eigenen Gefühlen nachzuhängen, wie sehr sie ihn auch bestürmten.
    »Ja«, sagte er, um nicht schroff zu erscheinen. »Diese Engstirnigkeit ist den meisten Menschen gemein. Vielleicht wäre es heilsam, für kurze Zeit von anderen beurteilt zu werden, statt selbst zu urteilen.«
    Rider lächelte. »Sehr weitsichtig von Ihnen, Mr. Monk.«
    »Wissen Sie, wer ihr Wohltäter war? Vielleicht der Vater ihrer Tochter, die ich kannte und der ich bei

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