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Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Theaterstück«, sagte Fowler trocken. »Die arme Frau ist tot … beide sind tot! Und Arrol Dundas und seine Frau ebenso, und außer Katrina sind alle gestorben, bevor das Verbrechen, das uns hier zusammengeführt hat, verübt wurde.«
    »Kann ich annehmen, dass Sie ihm keine Fragen stellen wollen, Mr. Fowler?«, fragte der Richter.
    »Ach, eine Frage habe ich tatsächlich, Euer Ehren, aber ich bezweifle, dass Mr. Rider sie beantworten kann«, sagte Fowler in scharfem Ton. »Meine Frage lautet … wann wird Sir Oliver die Verteidigung seines Mandanten angehen?«
    »Ich gehe die Sache auf einer höheren Ebene an, aber es dient dem gleichen Ziel, Euer Ehren«, sagte Rathbone, und vielleicht war Hester die Einzige im Saal, die die Anspannung in seiner Stimme hörte. Bei aller Angst und aller Sorge um Monk wusste sie, dass auch Rathbone Angst hatte. Er spielte sehr viel höher, als zu verlieren er sich leisten konnte – um den Preis von Monks Leben. Rathbone schien irgendwie blindlings vorzugehen.
    Sie spürte eine Hitzewelle durch sich hindurchschießen, dann fröstelte sie.
    »Wahrheit«, endete Rathbone. »Ich versuche, die Wahrheit aufzudecken.« Und als Fowler nur noch ein höhnisches Schnauben zustande brachte, fuhr er fort: »Euer Ehren, ich rufe William Monk in den Zeugenstand.«

12
    Es dauerte einen Augenblick, bis Monk überhaupt begriff, was Rathbone gesagt hatte.
    »William!«, flüsterte Hester ängstlich.
    Monk stand auf. Sicher bemerkte er die Feindseligkeit im Saal. Hester konnte sie förmlich in der Luft spüren, sah sie in den Augen und Mienen derjenigen, die sich umdrehten und zusahen, wie er durch den Saal stolperte und langsam die Stufen zum Zeugenstand hinaufging.
    Rathbone sah ihn ausdruckslos an, als kontrollierte er sich mit sehr viel Mühe, damit ihm nicht auch gewöhnliche Verachtung anzusehen war.
    »Ich habe nur wenige Fragen an Sie, Mr. Monk. Ich möchte, dass Sie dem Gericht sagen, wie Katrina Harcus gekleidet war, wenn Sie sie bei den verschiedenen Gelegenheiten trafen, bei denen Sie ihr von Ihrem Fortschritt auf der Suche nach Beweisen für einen Betrug berichteten.«
    »Euer Ehren!«, sagte Fowler in einem Wutausbruch. »Das ist absurd!«
    Auch Monk war völlig verwirrt. Sein Gesicht war so weiß wie das von Dalgarno in der Anklagebank, und die Geschworenen starrten ihn an, als würden sie ihn gerne dort neben dem Angeklagten sitzen sehen.
    »Wenn ich bitten darf!«, sagte Rathbone eindringlich, am Ende brach seine wachsende Panik sich doch Bahn. »War sie gut gekleidet oder ärmlich? War sie jedes Mal gleich angezogen?«
    »Nein!«, sagte Monk schnell, als erwachte er endlich aus seiner Erstarrung. »Sie war sehr gut gekleidet. Ich wünschte, ich könnte meiner Frau solche Kleider kaufen.«
    Hester schloss die Augen, innerlich völlig zerknirscht vor Zorn, Mitleid und Hilflosigkeit. Weil er sich um so etwas Banales sorgte und es auch noch öffentlich sagte, war sie wütend auf ihn. Das ging niemanden etwas an.
    »Und sie hat Sie angemessen für Ihre Arbeit bezahlt?«, fuhr Rathbone fort.
    Jetzt blickte Monk überrascht auf. »Ja.«
    »Haben Sie eine Ahnung, woher sie das Geld hatte?«
    »Nein … nein.«
    »Vielen Dank. Das ist alles. Mr. Fowler?«
    »Ich finde mich ebenso wenig zurecht wie alle anderen«, sagte Fowler mit wachsendem Unmut.
    Der Richter sah Rathbone grimmig an. »Dies wirft weitere unbeantwortete Fragen auf, Sir Oliver, aber ich sehe nicht, welche Relevanz es für den Tod der armen Frau haben sollte.«
    »Es wird deutlich, Euer Ehren, wenn wir die Aussage meiner letzten Zeugin hören. Ich rufe Hester Monk auf.«
    Sie glaubte es nicht. Es ergab keinen Sinn. Was, um alles in der Welt, hatte Rathbone vor? Monk sah sie an. Auf der anderen Seite saß Margaret, ganz blass vor Angst, die Lippen rot, da sie draufgebissen hatte. Ihre Loyalität war einer schweren Zerreißprobe ausgesetzt, und sie konnte sich kaum noch beherrschen.
    Hester erhob sich mit zitternden Knien. Sie ging unsicher zwischen den Reihen der Menschen hindurch und spürte deren vernichtende Blicke, weil sie Monks Frau war. Sie war wütend auf die Leute wegen ihres vorschnellen Urteils, aber sie hatte nicht die Macht, sie zurechtzuweisen oder ihn zu verteidigen.
    Sie durchquerte den Saal und ermahnte sich ein ums andere Mal, Rathbone zu vertrauen. Niemals würde er Freunde hintergehen, nicht für Dalgarno, nicht, um einen Fall zu gewinnen, für gar nichts.
    Aber was, wenn er Dalgarno wirklich für

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