Tod eines Fremden
nach seinem Tod finanziell versorgt?«
Riders Stimme wurde immer leiser, bis er kaum noch zu verstehen war. »Nein, Sir, das waren sie nicht.«
»Waren sie nicht?«, wiederholte Runcorn.
Rider griff nach dem Geländer. »Nein. Arrol Dundas starb, während er wegen Betrugs im Gefängnis saß, von dem ich persönlich nicht glaube, das er ihn begangen hat. Aber die Beweise schienen damals unstrittig zu sein.«
»Aber sein Testament?«, hakte Rathbone nach. »Sicher wurde es doch wunschgemäß vollstreckt?«
»Vermutlich. Die Vorkehrungen für Pamela und Katrina müssen mündlich getroffen worden sein, möglicherweise aus Rücksicht auf die Gefühle seiner Frau. Vielleicht hat sie davon gewusst, vielleicht auch nicht, aber da ein Testament eine öffentliche Angelegenheit ist, wäre es zutiefst verletzend für die beiden gewesen, darin erwähnt zu werden«, antwortete Rider. Er schaute auf seine Hände hinunter. »Es war eine kleine Notiz, so sagte er mir zumindest. Ein persönlicher Auftrag an seinen Testamentsvollstrecker.«
»Und der war?« Rathbone starrte ihn an und drehte sich nicht einen Augenblick zu der Zuschauergalerie um, wo Monk saß, bleich und angespannt.
»Sein Schützling, William Monk.«
»Nicht der Kollege, von dem Sie vorhin sprachen?«, fragte Rathbone.
»Nein. Er traute einzig und allein Mr. Monk.«
»Verstehe. Dann ging das ganze Geld an Dundas' Witwe?«
»Nein. Nicht einmal sie bekam mehr als ein paar Pfennige«, antwortete Rider. »Dundas war zur Zeit des Verfahrens ein reicher Mann. Als er ein paar Wochen später starb, besaß er kaum genug, dass es für ein kleines Haus und eine Jahresrente für seine Witwe reichte, die mit ihrem Tod endete.«
Im Saal breitete sich empörtes Raunen aus. Mehrere Leute drehten sich um und starrten Monk wütend an. Beschimpfungen und Pfiffe wurden laut.
»Ruhe!«, rief der Richter und klopfte mit seinem Hammer laut auf den Tisch. »Solch ungehörigen Lärm dulde ich hier drin nicht. Sie sollen zuhören und keine Kommentare abgeben. Wenn Sie nicht Ruhe geben, lasse ich den Saal räumen.«
Der Lärm verebbte, nicht jedoch die Wut, die in der Luft hing.
Hester rückte näher zu Monk, aber sie wusste nichts zu sagen. Sie spürte seinen Schmerz, als strahlte er aus wie Hitze.
Auf ihrer anderen Seite legte Margaret in einer Geste großzügiger Freundschaft ihre Hand zärtlich auf Hesters.
»Ich nehme an, wenn sie keine Hilfe von anderer Seite erhielten, lebten Pamela und Katrina Harcus nach Dundas' Tod in äußerst bescheidenen Verhältnissen?«, fragte Rathbone unbarmherzig.
»Äußerst«, antwortete Rider. »Ich fürchte, es gab sonst niemanden, der ihnen half. Ihre Tante, Eveline Austin, war damals bereits tot.«
»Verstehe. Nur noch eines, Mr. Rider. Wären Sie so freundlich, uns Katrina Harcus zu beschreiben?«
»Sie beschreiben?« Zum ersten Mal schaute Rider ratlos drein. Bis hierher hatte er alles verstanden, aber jetzt kam er nicht mehr mit.
»Wären Sie so freundlich? Wie sah sie aus? Beschreiben Sie sie so genau wie möglich.«
Rider quälte sich ein wenig. Es war ihm offensichtlich unbehaglich.
»Sie … war … sie war ziemlich groß … für eine Frau, meine ich. Sie war hübsch, sehr hübsch, auf unkonventionelle Weise …« Er wusste nicht weiter.
»Welche Farbe hatte ihr Haar?«, fragte Rathbone.
»Hm … irgendwie dunkel, dunkelbraun, und glänzend.«
»Ihre Augen?«
»Also … ja, ihre Augen waren ungewöhnlich, sehr schön, in der Tat. Goldbraun, sehr hübsch.«
»Vielen Dank, Mr. Rider. Ich bin mir bewusst, dass das für Sie in der Tat sehr schwer war, sowohl weil es um den tragischen Tod einer Frau geht, die Sie seit ihrer Kindheit kannten, als auch, weil Sie öffentlich über Dinge sprechen mussten, die Sie sehr viel lieber vertraulich behandelt hätten.« Er drehte sich zu Fowler um, doch Monk oder Hester sah er immer noch nicht an. »Ihr Zeuge, Sir.«
Fowler betrachtete Rider und schüttelte langsam den Kopf. »Eine traurige, aber keineswegs ungewöhnliche Geschichte. Hat sie in irgendeiner Weise etwas damit zu tun, dass Michael Dalgarno Katrina Harcus vom Balkon ihrer Wohnung gestürzt hat?«
»Das weiß ich nicht, Sir«, antwortete Rider. »Ich hatte angenommen, dass wir das hier entscheiden müssen. Nach dem, was ich von Sir Oliver gehört habe, könnte es durchaus sein.«
»Also, nach dem, was wir von Sir Oliver gehört haben, ist es einfach ein sehr bewegendes, aber völlig belangloses tragisches
Weitere Kostenlose Bücher