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Tod eines Lehrers

Tod eines Lehrers

Titel: Tod eines Lehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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eine solche Ausdauer zu besitzen, worauf er recht stolz war. Nein, ich bin nicht zu alt, Nicole sagt das auch, und wenn Andrea will … Ich bin nur auf die Augen von Sarah und Michelle gespannt, wenn ich mit einer neuen Frau ankomme. Ich muss es ihnen schonend beibringen, damit sie mich auch verstehen. Und außerdem, wo werden wir wohnen? Ihre Wohnung ist hübsch, aber viel zu klein für vier Personen, meine dagegen ist viel zu groß für drei. Mensch, Peter, du machst dir Gedanken über Dinge, über die sie bestimmt noch nicht einmal im Traum nachgedacht hat. Er trocknete sich ab, kämmte sich und ging zurück ins Wohnzimmer. Andrea hatte den Wein eingeschenkt und saß am Tisch.
    »Du siehst müde aus«, sagte sie. »Wir machen heute auch nicht so lange wie gestern.«
    »Ich bin nicht müde«, was nicht einmal gelogen war, denn die Müdigkeit war wie weggeblasen, »es war nur ein harter Tag.«
    »Hat sie die Morde begangen?«, fragte sie beim Essen.
    »Sie war zumindest beteiligt. Eine junge Lehrerin in deinem Alter. Je länger ich darüber nachdenke, desto wütender werde ich. Hattest du eine schöne Kindheit?«
    »Ich kann mich nicht beklagen. Warum fragst du so komisch?«
    »Erzähl mir von deinem Vater. Wie war er so?«
    »Ich kann mich nicht an ihn erinnern, ich kenne ihn nur von Fotos und aus den Erzählungen meiner Mutter. Aber er muss etwas ganz Besonderes gewesen sein. Ich hätte ihn gerne näher gekannt.«
    »Frau Russler hat auch einen ganz besonderen Vater. Pfarrer, angesehen, und er hat sie über Jahre hinweg missbraucht. Ihre Kindheit war vorbei, als sie acht war. Sie ist eine ehemalige Schulkameradin von unserer Staatsanwältin. Sie hat mir ihre ganze Geschichte erzählt, und wenn du so was hörst, willst du eigentlich nur noch hingehen und diesen so genannten Vater eigenhändig erwürgen oder breitbeinig über einen Stacheldrahtzaun ziehen.«
    »Weiß Elvira schon davon?«
    »Sie hat sogar schon mit ihr gesprochen. Ich bin nur gespannt, wie sie sich verhält, wenn sie im Prozess die Anklage vertreten sollte.«
    »Du musst doch auch aussagen, oder?«
    »Klar. Und ich werde versuchen, die Dinge aus meiner Sicht darzustellen. Die Russler hat nur getan, was sie für richtig gehalten hat. Sie wollte die Mädchen vor weiteren Übergriffen beschützen und hat zu dem einzigen in ihren Augen adäquaten Mittel gegriffen, indem sie Schirner und Teichmann umgebracht hat.«
    »Aber sie hat mindestens einen Komplizen oder eine Komplizin, das geht eindeutig aus der Obduktion von Teichmann hervor.«
    »Sie wird den Namen nicht verraten, selbst wenn man ihr mit dem Tod drohen würde. Aber es kann meiner Meinung nach nur eine von den drei jungen Damen sein, auch wenn ich der Klein weisgemacht habe, es könnten sechs Personen infrage kommen. Auf welche würdest du denn tippen?«
    Andrea zuckte mit den Schultern. »Wenn du mich so fragst,entweder Silvia oder Carmen. Kerstin ist nicht abgebrüht genug, die ist mir zu introvertiert und zurückhaltend.«
    »Wieso bist du dir da so sicher?« Brandt hatte aufgegessen und lehnte sich zurück, das Glas Wein in der Hand.
    »Wieso stellst du mir diese Frage in diesem merkwürdigen Ton?«
    »Weil die Russler zu der Zeit, als sie den Missbrauch erlebt hat, bestimmt auch so zurückhaltend und introvertiert war. Das hat sich erst geändert, nachdem sie auf eigenen Beinen stand und sich für einen Beruf mit Verantwortung entschied. Und Lehrer tragen nun mal eine große Verantwortung.«
    »Das heißt, du würdest Kerstin einen Mord zutrauen?«
    »Sagen wir es so: Nein, weil sie eben so still ist und auf den ersten Blick kein Wässerchen trüben kann. Ja, wenn sie selbst Opfer ist. Für das Ja könnte auch sprechen, dass sie die Geschichte ihrer Freundin Maureen kennt und die Letzte war, die sie lebend gesehen hat. Allein schon deswegen müssen eine Menge aufgestauter Aggressionen in ihr sein oder zumindest gewesen sein. Die Angst, die sie jetzt zeigt, könnte damit zusammenhängen, dass sie sich bewusst geworden ist, was sie getan hat.« Er trank aus und winkte plötzlich ab. »Aber das sind alles nur Spekulationen. Und außerdem können wir den Abend besser verbringen, als Theorien über potenzielle Mörder aufzustellen.«
    »Du wirst das schon machen«, sagte Andrea, räumte den Tisch ab, faltete die Kartons und warf sie in den Müllbeutel. Als sie zurückkam, saß Brandt auf der Couch. Sie setzte sich zu ihm und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Da war wieder der Duft ihrer

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