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Tod eines Lehrers

Tod eines Lehrers

Titel: Tod eines Lehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Sie wischte sich die Tränen ab, schnäuzte sich und sagte mit erhobenem Haupt: »Ich weiß, dass wir richtig gehandelt haben. Wären Schirner und Teichmann noch am Leben, wer weiß, wie viele noch unter ihnen gelitten hätten. Es gibt nichts, wofür ich mich schämen müsste. Das wollte ich nur noch sagen.«
    »Sie haben aber das Gesetz in die eigene Hand genommen, und das ist in unserem Land nun mal verboten.«
    »Es ist vieles verboten, aber die wenigsten halten sich daran. Wie gesagt, ich schäme mich für nichts. Kann ich jetzt wieder rüber zu meinen Freundinnen?«
    »Ja. Ich werde die Staatsanwältin anrufen, sie wird noch einige Fragen an Sie haben. Es wird also noch etwas länger dauern. Wenn Sie Hunger haben oder Durst, sagen Sie es einfach, wir lassen Ihnen etwas bringen.«
    »Cola wäre gut. Wann gibt es denn im Gefängnis was zu essen?«, fragte sie emotionslos.
    »Sie werden sich noch gedulden müssen, erst ist die Staatsanwältin dran. Vor zehn, elf sind Sie auf keinen Fall in Ihren Zellen.«
    »Haben wir eine Gemeinschaftszelle?«
    »Fragen Sie die Staatsanwältin, ob Sie eine bekommen können. Sie entscheidet ab sofort.«
    »Dann hätten wir doch gerne was zu essen. Können wir Pizza bestellen? Wir haben auch Geld.«
    »Kein Problem. Nicole, machst du das mal?«
    Eberl begleitete Silvia in den Nebenraum und telefonierte von dort aus mit der Pizzeria. Gleich danach kam sie zurück.
    »Auf diesen Prozess bin ich gespannt«, sagte sie. »Ich möchte da kein Richter sein.«
    »Und ich möchte im Augenblick kein Bulle sein.«
    Er nahm den Hörer ab und tippte die Nummer von Elvira Klein ein.
    »Ja?«
    »Brandt hier. Würden Sie bitte in mein Büro kommen, ich hab noch was für Sie.«
    »Dürfte ich vorher erfahren, was?«
    »Kommen Sie einfach her, Sie wollen doch immer auf dem neuesten Stand sein.« Er legte auf, ohne eine Erwiderung abzuwarten. Er war müde, erschöpft und ausgelaugt – und stinksauer. Die ganze Situation hatte ihn an seine Belastungsgrenze geführt.
    »Wärst du zu einem Mord fähig, wenn man Sarah oder Michelle so was antun würde?«, fragte Eberl, die zwei Cola aus dem Automaten gezogen hatte und Brandt eine reichte.
    »Diese Frage stelle ich mir die ganze Zeit. Ich habe es schon zweimal mit Kindesmördern zu tun gehabt, aber das war was ganz anderes. Der eine hat sein Baby aus lauter Wut, weil es zu lange geschrien hat, totgeschlagen, die andere hat ihr Kind einfach verhungern lassen, weil sie sich vergnügen wollte, du kannst dich bestimmt noch erinnern.«
    »Aber die vier sind keine Kindesmörder.«
    »Ich rede von Schirner und Teichmann, auch wenn die Opfer keine Kinder mehr waren. Für mich sind die beiden Mörder. Ich weiß nicht, ob ich zum Mörder werden könnte, aber soll ich dir was sagen, auch wenn du mich für verrückt hältst – ich kann die vier irgendwie verstehen. Jede Einzelne von ihnen. Die Russler von ihrem Vater missbraucht, die Schirner vergöttert ihren Vater und muss dann erfahren, was er so in seiner Freizeit treibt, die Abele …« Er zuckte hilflos mit den Schultern. »Und die Esslinger ist einfach nur eine beherzte Kämpferin für das Recht. Diehaben sich gesucht und gefunden oder sind durch irgendwelche glücklichen und unglücklichen Umstände oder vom Schicksal zusammengeführt worden.«
    Er hatte kaum ausgesprochen, als die Tür aufging und Elvira Klein hereingestürzt kam. Ihre Laune spiegelte sich auf ihrem Gesicht wider. Sie stützte sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch und fuhr ihn an: »Warum heute schon wieder? Gönnen Sie mir kein Wochenende?«
    »Sind Sie fertig mit Ihrem Selbstmitleid? Wenn ja, dann setzen Sie sich«, erwiderte Brandt mit kühler Gelassenheit. Elvira Klein zuckte für einen Moment zusammen, zog ihren Mantel aus und legte ihn über die Stuhllehne. »Sie können ab sofort den Fall übernehmen, wir haben unsere Arbeit getan.«
    »Heißt das, Sie haben die zweite Person?«
    »Ja und nein. Aber das können Sie sich in aller Ruhe selbst anhören, wir haben die vergangenen dreieinhalb Stunden mit Vernehmungen zugebracht. Ich werde jetzt aufstehen und nach Hause fahren, und Frau Eberl wird das Gleiche tun. Ich habe nämlich auch ein Privatleben.«
    »Was heißt ja und nein?«, fragte sie schroff.
    »Dort drüben sind drei junge Damen, die die Taten gestanden haben. Ich kann Ihnen nur viel Glück bei der Prozessvorbereitung wünschen.«
    »Drei? Heißt das, Frau Russler eingeschlossen, vier Frauen haben die Morde begangen?«,

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