Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod eines Lehrers

Tod eines Lehrers

Titel: Tod eines Lehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
Jungfrau, als sie gestorben ist«, sagte Sievers und beobachtete Kerstins Reaktion. Sie zuckte wieder, wie gestern schon, kaum merklich zusammen und nickte.
    »Ich nehme es an.«
    »Sie nehmen es an, wissen es jedoch nicht. Das klingt für mich aber sehr unwahrscheinlich, denn beste Freundinnen erzählen sich doch in der Regel alles. Als ich so alt war wie Sie, habe ich auch eine beste Freundin gehabt, und wir haben uns alles, aber auch wirklich alles erzählt. Vor allem, wenn es um Jungs ging.«
    »Sie hatte keinen Freund.«
    »Das haben Sie bereits gesagt. Aber ich kann Ihnen versichern, Maureen Neihuus war keine Jungfrau mehr, sie hatte sexuelle Erfahrungen gesammelt. Mich wundert nur, dass Sie mit Ihnen nicht darüber gesprochen hat. Oder hat sie es doch getan?«
    Kerstin sah für einen Moment in das Gesicht von Andrea Sievers und schüttelte den Kopf, ohne etwas zu erwidern.
    »Interessiert Sie das gar nicht, woher wir das wissen?«
    »Ist mir egal. Außerdem habe ich keine Lust mehr auf diese Fragen. Mir geht’s nicht gut, ich will allein sein.«
    »Wir sind gleich fertig. Kennen Sie eigentlich die Tochter von Herrn Schirner, ich komme jetzt nicht auf ihren Namen?«
    »Carmen.«
    »Sie kennen sie also. Seit wann und wie gut kennen Sie sie?«
    »Sie hat Maureen, Silvia und mir in der Elf Nachhilfe gegeben. Dabei haben wir uns auch ein bisschen angefreundet.«
    »Sind Sie immer noch befreundet?«, wollte Sievers wissen.
    »Wir sehen uns hin und wieder, wenn sie mal in Langen ist.«
    »Gut«, sagte Brandt und stand auf. »Sie haben uns sehr geholfen. Wirklich.«
    »Wie das denn?«
    »Einfach so. Noch eine Frage – was sind Ihre besten Fächer?«
    »Deutsch, Ethik, Englisch, Französisch und Mathe.«
    »Was heißt das in Punkten ausgedrückt?«, fragte Sievers.
    »Zwischen zehn und fünfzehn. Wenn Sie’s genau wissen wollen, Deutsch vierzehn, Ethik fünfzehn, Englisch vierzehn, Mathe dreizehn und Französisch zehn, im Augenblick jedenfalls. Und in den andern bin ich zwischen fünf und acht. Zufrieden?«
    »Und sind Frau Esslingers Leistungen genauso gut?«
    »Sie sind sogar noch ein bisschen besser.«
    »Würden Sie uns einen Gefallen tun und uns zu Ihrer Freundin Silvia begleiten?«, sagte Brandt völlig überraschend für Kerstin, die kaum merklich zu zittern begann.
    »Warum soll ich mit zu Silvia kommen? Ich hab doch schon gesagt, dass es mir nicht besonders gut geht.«
    »Ich verspreche Ihnen, es wird auch nicht lange dauern. Wir können Sie natürlich auch aufs Präsidium mitnehmen, aber ich glaube, das ist nicht notwendig, oder? Wir wollen ja schließlich kein Verhör durchführen.«
    »Wenn’s unbedingt sein muss«, murrte Kerstin und erhob sich. »Warten Sie draußen, ich zieh mir nur schnell was anderes an.«
    Brandt gab Andrea ein Zeichen, ihm zu folgen. Er flüsterte, als sie auf dem Flur standen: »Wir werden uns bei der Esslinger nicht aufhalten, sondern sie nur einladen und gleich weiter zu Schirners Tochter fahren. Und dann lass ich die Bombe platzen.«
    »Welche Bombe?«
    »Das Video.«
    »Du willst ihnen das Video zeigen?«
    »Quatsch, ich hab’s doch gar nicht dabei. Ich erzähl nur ein bisschen was über den Inhalt.«
    Kerstin kam nach zwei Minuten aus ihrem Zimmer. Sie hatte sich eine dicke Jacke übergezogen, an den Füßen trug sie weiße Tennisschuhe.
    Kerstins Vater war erstaunt, seine Tochter in Begleitung der Beamten zu sehen, und sagte: »Moment mal, wieso nehmen Sie meine Tochter mit? Was soll das alles?«
    »Wir fahren nur zu Frau Esslinger und setzen sie nachher wohlbehalten wieder hier ab. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    Abele begleitete sie zur Tür und meinte: »Ich hoffe, Sie finden diesen jämmerlichen Bastard bald, der die besten Lehrer, die diese Stadt jemals hatte, auf dem Gewissen hat. Und glauben Sie mir, sollte ich ihn vor Ihnen finden, dann bringe ich ihn eigenhändig um.«
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können, das würde dem Staat eine Menge Kosten sparen«, erwiderte Brandt ironisch. »Allerdings würde dann ein Verfahren wegen Mordes auf Sie zukommen.«
    »Ich glaube, Sie ahnen nicht einmal ansatzweise, was diese Morde für uns alle bedeuten. Herr Schirner war fast so was wie ein Freund des Hauses, und Herr Teichmann auch. Doch seit diesen Gräueltaten ist hier nichts mehr so, wie es einmal war.«
    »Aber vielleicht wird ja auch alles besser«, sagte Brandt trocken. »Sie als gebildeter Mensch wissen doch sicherlich, dass auf das Schlechte oftmals etwas Gutes

Weitere Kostenlose Bücher