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Tod eines Lehrers

Tod eines Lehrers

Titel: Tod eines Lehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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folgt.«
    »Was reden Sie da für einen Unsinn? Jetzt kann es nur noch schlecht werden.«
    »Oder auch nicht«, entgegnete Brandt und ging mit Andrea und Kerstin zu seinem Wagen.
    »Ist Ihr Vater immer so?«, fragte er im Auto.
    »Das eben war noch harmlos. Sie haben ihn noch nicht erlebt, wenn er ausrastet.«
    »Kommt das öfter vor?«
    »Manchmal, wenn er seinen Willen nicht kriegt.«
    »Was heißt, wenn er seinen Willen nicht kriegt?«
    Sie ließ die Frage unbeantwortet. »Sie müssen einfach nur die Straße runterfahren, das letzte Haus ist es.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Ihr Vater mit Herrn Schirner gut bekannt war.«
    »Ist ja auch nicht so wichtig. Schirner kannte viele Leute in Langen.«

Samstag, 12.13 Uhr
     
    S ilvia war allein zu Hause, ihre Eltern hatten sich in den Einkaufstrubel gestürzt. Sie hatte wieder dieses laszivspöttische Funkeln in den Augen, als sie die Beamten und Kerstin ins Haus bat. Brandt war sich noch immer nicht darüber im Klaren, ob dies eine Demonstration von Selbstsicherheit war oder sie damit nur etwas überspielen wollte, denn ihr Blick wanderte unruhig von Brandt zu Andrea.
    »Was machst du denn hier?«, fragte sie Kerstin.
    »Keine Ahnung.«
    »Frau Esslinger, wir wollten Sie bitten, mit uns noch zu jemand anderem zu fahren.«
    »Und zu wem, wenn ich fragen darf?«, sagte Silvia misstrauisch.
    »Sie dürfen, aber eigentlich soll es eine Überraschung sein. Ziehen Sie sich doch einfach nur etwas über, umso schneller sind Sie wieder zu Hause.«
    Die Fahrt verlief schweigend, es herrschte wie immer um diese Zeit dichter Verkehr. Im Rückspiegel beobachtete Brandt das Gesicht von Kerstin, als er in den Rotkehlchenweg einbog. Ihre Miene versteinerte sich im selben Moment, doch als sie den Blick von Brandt bemerkte, wandte sie den Kopf zur Seite und schaute aus dem Fenster.
    »Endstation«, sagte Brandt und machte den Motor aus.
    »Und was sollen wir hier?«, fragte Silvia mit gespielter Lässigkeit.
    »Wir statten Ihrer Freundin Carmen einen kleinen Besuch ab. Ich hoffe, sie ist zu Hause. Sie warten aber bitte noch im Wagen, ich geh erst mal alleine vor.«
    Er ging zu dem Haus und klingelte. Helga Schirner kam an die Tür. Brandt fragte, ob Carmen zu sprechen sei.
    »Carmen«, rief Helga Schirner, »kannst du bitte mal kommen, hier ist wieder der Herr von der Polizei.«
    »Komme!«
    Carmen lächelte, als sie Brandt sah, und war schon im Begriff, ihn ins Haus zu bitten, als er sagte: »Ich bin nicht allein, wollte aber erst sehen, ob Sie überhaupt da sind.« Er gab Andrea mit der Hand ein Zeichen, sie stieg aus und kam mit Silvia und Kerstin auf ihn zu. Carmens Lächeln gefror von einer Sekunde zur andern, doch sie hatte sich schnell wieder im Griff.
    »Wieso sind Kerstin und Silvia … Ich verstehe nicht ganz, was …«
    »Gehen wir doch einfach rein, hier draußen ist mir das ein bisschen zu frisch. Ich werde Ihnen alles in Ruhe erklären.«
    »Hi«, sagte Silvia und ließ sich ihre Unruhe nicht anmerken. Sie war eine perfekte Schauspielerin, wie Brandt feststellte. »Lange nicht gesehen. Herzliches Beileid. Tut mir echt Leid, das mit deinem Vater. Einen besseren Lehrer werden wir nie wieder haben.« Sie umarmte Carmen, beide hatten Tränen in den Augen.
    »Danke.«
    »Mir tut es auch Leid, er war ein super Lehrer«, sagte Kerstin leise.
    »Wo können wir uns ungestört unterhalten?«
    »Im Wohnzimmer. Ich mach die Tür zu. Aber vielleicht erklären Sie mir, was das alles soll.«
    »In wenigen Minuten werden Sie es wissen.«
    »Mutti, würdest du uns bitte für einen Moment allein lassen?« Carmen sah ihre Mutter kalt an, ihre Frage klang wie ein Befehl.
    »Natürlich, Kind, ich muss sowieso nach oben und den Berg Bügelwäsche erledigen. Hallo, Silvia und Kerstin, wir haben uns ja lange nicht gesehen. Geht’s euch gut?«
    »Herzliches Beileid, Frau Schirner«, sagte Silvia auch zu ihr. »Wir werden Ihren Mann sehr vermissen.«
    »Wo immer er jetzt ist, er hat es bestimmt gehört und freut sich drüber«, erwiderte Helga Schirner und machte die Tür lautlos hinter sich zu, so lautlos wie ihr ganzes Leben verlief.
    »Ich schlage vor, wir setzen uns«, sagte Brandt.
    »Bitte. Aber ich habe nicht viel Zeit, denn ich muss noch mal in die Stadt, ein paar Sachen fürs Wochenende einkaufen.«
    »Wir halten Sie nicht lange auf.« Brandt und Sievers nahmen auf dem Zweisitzer Platz. Ihre Arme berührten sich, und Brandt musste unwillkürlich an die letzte Nacht denken und daran, dass

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