Tod eines Maechtigen
sich zur Seite fort, gelangte in die Nähe des Kelches und schnappte ihn.
Dann sprang er auf und floh, ohne daß jemand auch nur versucht hätte, ihn aufzuhalten.
Stolz und voll neuer Ehrfurcht betrachtete er den Gral der Alten Rasse. Der Kelch war soviel mehr als bloßes Taufgerät. Wieder einmal hatte sich dies gezeigt. Der Magie, die ihn bewohnte, schienen kaum Grenzen gesetzt zu sein. Wozu mochte der fähig sein, der sich ihrer ganz zu bedienen verstand? Oder würde die Kelchmacht dies gar nicht zulassen? Nach dem eben Erlebten war Landru nicht versucht, es auszuprobieren - schließlich lag ihm nicht daran, zu enden wie Remigius .
Nachdem Landru die unterirdischen Bezirke hinter sich gelassen hatte, verließ er eilends Jerusalem. Und nie kehrte er in die heilige Stadt zurück.
Bis .
*
... heute.
»So schön, diese Rose - und noch niemand hat sie je pflücken dürfen. Welche Ehre für mich.«
Landrus Worte drangen ihm tief aus der Kehle, und das Wissen, daß er mit Shulamith Gur eine echte Jungfrau vor sich hatte, berauschte ihn. So jung, so unverdorben - so köstlich würde sie ihm munden!
Aber noch nicht! Erst wenn ihr Blut in den Adern kochte vor Lust, würde er sich gestatten, davon zu nehmen. Ob nur ein wenig oder alles, darüber würde er zu gegebener Zeit entscheiden.
Um den Höhepunkt hinauszuzögern, ließ Landru seine Gedanken von neuem abschweifen. Er lenkte sich ab, indem er daran dachte, was seit seinem damaligen Besuch in Jerusalem geschehen war.
Wenig Erfreuliches, mußte er sich eingestehen. Und das meiste hätte er am liebsten für alle Zeit vergessen.
Nur einige Jahrzehnte nach jenem Jahr 1666 hatte er erfahren, wie die Amtsfolge der Kelchhüter wirklich geregelt war. Im Berge Ara-rat hätte ihn nach Ablauf von tausend Jahren sein Nachfolger erwarten sollen, aber Landru hatte sich geweigert, den Gral zu übergeben. Und damit hatte er Ereignisse ausgelöst, die zum Niedergang der Alten Rasse führten!
Der Kelch war ihm gestohlen worden, und fortan hatte es keinen vampirischen Nachwuchs auf der Welt mehr gegeben. Schließlich war noch das Balg der Hure Creanna angetreten, Lilith Eden mit Namen, um dem Volk der Vampire gleichsam den Todesstoß zu versetzen. Und stets hatte bei all dem er, Landru selbst, eine bedeutende und mitunter tragische Rolle gespielt .
Schließlich war Gottes Zorn über die Alte Rasse gekommen und hatte die meisten von ihnen hingerafft; nur die Sippenoberhäupter hatten die Seuche, die dem vergifteten Kelch entstiegen war, überlebt. Sie aufzuspüren und zu vernichten war fortan Lilith Edens gottgegebene Bestimmung gewesen - - doch die Dinge waren anders verlaufen, als der Ewige Feind unvermittelt auf den Plan getreten war!
Eine Inkarnation des Bösen wandelte seit einiger Zeit auf Erden, seinem Kerker, den die Menschen die Hölle nennen, entschlüpft durch ein mysteriöses Tor in den Tiefen eines italienischen Bergklosters und mittlerweile vom Knaben zum Jüngling gereift.
Gabriel nannte er sich, wohl in Verhöhnung eines der Erzengel, und er verfolgte ganz eigene, undurchsichtige Pläne. Selbst Landru, der sich dem Teuflischen notgedrungen unterworfen hatte, wußte nicht, welchem Ziel Gabriel letztlich nachging.
Er, Landru, war nicht mehr als ein Werkzeug des Leibhaftigen und ihm zu bedingungslosem Gehorsam verpflichtet. Was Gabriel auch von ihm verlangte, er konnte sich keinem Ansinnen verweigern.
Und so war Landru nach über dreihundert Jahren wieder nach Jerusalem gereist, das er sich niemals mehr zu betreten geschworen hatte. Der satanische Jüngling wußte hier jemanden, der ihm ein Dorn im Auge war. Aus welchem Grunde dem so war, das entzog sich Landrus Kenntnis. Wohl aber wußte er, um wen es sich bei diesem Jemand handelte - - und um so unliebsamer war ihm der Auftrag, den Gabriel erteilt hatte:
Sieg oder stirb!
Das hieß nichts anderes, als daß Landru diesen Jemand aus dem Weg zu räumen hatte, gegebenenfalls unter Einsatz seines eigenen Lebens. Und wenn er es dabei verlor, so würde es den Teuflischen nicht kümmern. Werkzeuge waren zu ersetzen, und manche ließen sich ohnehin nur zu einem bestimmten Zwecke gebrauchen und waren nach getaner Arbeit nutzlos ...
Nicht zuletzt des Ungewissen Ausgangs wegen schob Landru diesen Auftrag noch hinaus. Zuvor wollte er in Erfahrung bringen, was aus Remigius und seinen Getreuen geworden war. Ob sie die Zeit überdauert hatten, und wenn ja, in welcher Verfassung sie heute waren.
Heute nämlich fühlte er
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