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Tod eines Maechtigen

Tod eines Maechtigen

Titel: Tod eines Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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nicht.«
    »Das sehe ich auch so.« Landru nickte, zufrieden lächelnd.
    »Würde mein Schwur mich nicht an die heilige Stadt binden, so könnte ich fliehen -« Remigius sprach leise wie im Selbstgespräch. »So aber -« Er hob mutlos die schmalen Schultern und ließ sie wieder sinken, als koste ihn momentan selbst diese Bewegung mehr Kraft, als er erübrigen konnte.
    »Welcher Schwur?« hakte Landru nach. »Und von welcher Art ist - oder eher wohl: war euer seltsamer Bund?« Mit dem Kinn wies er zum nächsten der schlafenden Männer hin.
    »Wir schützten Jerusalem vor deinesgleichen und anderem Geschmeiß, auf daß die heilige Stadt nicht dem Bösen anheimfiel.«
    »Eine Aufgabe, die ihr alles andere denn bravourös gemeistert habt«, spottete Landru. »Wohl nirgends auf dieser Welt tränkte mehr Blut den Boden als im sogenannten Heiligen Land.«
    Remigius schüttelte milde lächelnd den Kopf. »Nicht die Kriege der Menschen untereinander waren es, denen unser Kampf galt -wir stellten uns nur dem Feind, dem der Mensch allein nicht gewachsen ist -«, sein Lächeln vertiefte sich plötzlich,»- und wir werden es weiter tun. Mit neuer Kraft, die uns stärker sein lassen wird als zuvor.« Sein Blick fing sich am Lilienkelch in der Hand des Hüters.
    »Welch lächerliche Idee!« rief Landru. »Früher oder später werdet ihr euch der Erkenntnis beugen müssen, daß ihr nicht länger Menschen seid und anderen Zwängen zu gehorchen habt: Und glaube mir - ihr werdet es lieben, dieses Leben jenseits der Erbärmlichkeit eines menschlichen Daseins.«
    »Du irrst schon jetzt«, sagte Remigius ruhig und wies dann auf den Kelch. »Tu es endlich. Und dann geh!«
    »Allein für deine Anmaßung gönne ich dir das Mißgeschick deiner Taufe.«
    Ohne weiteres Wort trat Landru auf Remigius zu, ritzte ihm mit dem Fingernagel - absichtlich ungeschickt und schmerzhaft - die Pulsader und fing das nun ebenfalls schwarze Blut im Gral auf. Diesmal füllte er ihn bis zum Rand.
    Schweigend wandte er sich dann um, ging zum ersten der insgesamt vier Männer hin und neben ihm in die Knie.
    Erst jetzt fiel ihm auf, wie sehr die Männer sich voneinander unterschieden: im Alter - der jüngste konnte kaum Zwanzig sein, der älteste mußte die Fünfzig bereits überschritten haben - sowie in der Charakteristik ihrer Züge. Offensichtlich kamen sie aus verschiedenen Ländern, und nur die Heimat des ältesten unter ihnen glaubte Landru erraten zu können: der dunkle Teint, das schwarze, von einzelnen Silberfäden durchwirkte Haar legte nahe, daß er dem Orient entstammte.
    Ein wahrhaft seltener Trupp, dem er hier begegnet war .
    Er schüttelte kurz den Kopf, als müsse er die müßigen Gedanken so vertreiben, dann flößte er dem Mann vor ihm den schwarzen Trunk ein. Der schluckte ihn mühsam, zugleich aber schien es, als wolle er keinen Tropfen missen, so gierig lechzten seine Lippen und Zunge danach.
    Sein Todeskampf ähnelte dem Remigius' .
    . und nicht anders war es bei den weiteren dreien.
    Landru erhob sich nach vollbrachtem Werk und harrte nun der Früchte seines Tuns.
    Remigius stand schweigend abseits. Erst als der jüngste seiner Leute, Pascal, sich zu regen begann und schließlich die Augen aufschlug, trat er zu Landru. Leise, fast lautlos, nur das Metall in seinem Gürtelbeutel klimperte sachte.
    Derweil richtete sich Pascal auf, erhob sich jedoch nicht ganz, sondern blieb auf den Knien. Vollkommene Entgeisterung und Fassungslosigkeit ließen den Blick seiner strahlend blauen Augen flackern, dann rannen ihm zwei einsame Tränen über die Wangen.
    Mit stillem Bedauern sah Remigius auf ihn hinab. Wie schlimm mochte die Erkenntnis um sein neues »Leben« diesen Jungen erst treffen, kam er selbst doch kaum damit zurande, obwohl sein bisheriges Leben schon Grund zum Verzweifeln gewesen wäre .
    Im Abstand weniger Minuten kam auch in die drei anderen Männer Bewegung. Geschwärztes Blut geriet in Fluß und trieb die Steife des Todes aus ihren Gliedern.
    Remigius nickte und wandte sich an den Hüter des Grals.
    »Und nun«, sagte er und streckte verlangend die Hand aus, »gib mir deinen verfluchten Kelch!«
    *
    Ein Laut entwich Landrus Lippen, der sich irgendwo auf halbem Wege zwischen Zornesruf und Lachen verirrte.
    »Bist du vollkommen närrisch geworden?« brauste er dann auf.
    »Hat die Taufe dir nicht nur das Blut geschwärzt, sondern den Verstand noch obendrein? Mir scheint, du weißt noch immer nicht, wem du gegenüberstehst -«
    »Doch«,

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