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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zerreißen sich das Maul darüber, dass Anacrites der Liebhaber unserer Mutter ist.«
    Ich hatte genug von Junias welkem Grünzeug gegessen und genug von ihrem unverantwortlichen Dreck geschluckt. Ich stand auf. Ohne mich anzusehen, sammelte Helena bereits Julia ein.
    Als Geste der Verabschiedung konnte ich mich nur dazu durchringen, Apollonius aus alter Freundschaft zuzunicken. Ich zahlte die Zeche und ließ ihm ein großzügiges Trinkgeld da. Es würde einige Zeit vergehen, bevor ich mir erlaubte, nach dieser Sache das Flora wieder zu betreten.
    »Ich bin beeindruckt von deinem Riecher für Klatsch, Junia. Du hast mir eine Menge zu denken gegeben. Und es ist schon lange her, seit ich etwas so derart Lächerliches gehört habe.«
    »Tja, machen wir uns nichts vor, Marcus«, erwiderte meine Schwester herzlos, »du magst dich ja Ermittler nennen, aber wenn es darum geht, Informationen zu sammeln, bis du absolut nutzlos!«
    »Ich sammle keinen unverantwortlichen Tratsch!«, gab ich zurück, und wir gingen.

XL
     
     
    Wir waren schon fast zu Hause, als ich mitten auf der Straße stehen blieb und explodierte. Helena wartete geduldig, bis ich zu toben aufhörte.
    »Ich glaub es einfach nicht.«
    »Warum machst du dann so ein Theater, Marcus?«
    »Ich lasse nicht zu, dass meine Mutter beleidigt wird.«
    Wir standen jetzt vor dem Geflügelhändler in der Brunnenpromenade. Niemand beachtete uns. Die Leute waren an mich gewöhnt. Außerdem war es ein heißer Mittag im August. Alle, die konnten, waren aufs Land geflüchtet. Die das nicht konnten, lagen platt auf dem Bauch und wünschten, sie könnten ebenfalls abhauen.
    Mir lief der Schweiß hinunter. Die Tunika klebte mir am Rücken.
    Helena sagte langsam: »Du weißt nicht, ob es stimmt. Aber du solltest einer Frau im Alter deiner Mutter – in jedem Alter – zugestehen, dass sie Gefallen an männlicher Gesellschaft hat. Bei so vielen Kindern kann sie nicht von vornherein ein abweisendes Wesen gehabt haben. Sie hat jetzt schon so lange ohne deinen Vater gelebt, Marcus. Sie könnte eventuell tatsächlich jemanden fürs Bett haben wollen.«
    »Du bist genauso widerlich wie Junia.«
    »Wenn es ein Mann mit einem jungen Mädchen wäre, würdest du vor Neid platzen«, blaffte Helena, nahm unsere Tochter und stapfte zu unserer Wohnung. Sie ließ mich einfach stehen.
    Ich musste ihr folgen, blubberte über vor weiteren wütenden Fragen. »Was weißt du von der ganzen Geschichte? Stimmt es? Was hat Mama dir erzählt? Habt ihr beide zusammen über diese süße Romanze gekichert?«
    »Haben wir nicht. Hör mal, gut möglich, dass da überhaupt nichts dran ist.«
    »Mama hat nichts gesagt?«
    »Das würde sie nie tun.«
    »Frauen tratschen doch dauernd miteinander.«
    »Über die Männer in ihrem Leben? Da irrst du dich, Marcus. Diejenigen, die das tun, reden wahrscheinlich über Männer, die sie gern als Liebhaber hätten, aber nicht kriegen können, oder über Männer, die sie verloren haben. Und manche verlieren nie ein Wort darüber. Maia zum Beispiel. Oder ich«, sagte Helena. Sie drehte sich auf der Treppe zu mir um.
    »Du hast nie mit anderen Frauen über mich geredet?« Ich schaffte es, mich so weit zu beruhigen, dass mir ein schwaches Grinsen gelang. »Ich war’s wohl nicht wert, was?«
    Helena entspannte sich ebenfalls. »Zu wichtig«, sagte sie. Und damit mir das Kompliment nicht zu Kopfe stieg, fügte sie hinzu: »Wer hätte es mir denn überhaupt geglaubt?«
    »Jeder, der uns zusammen gesehen hat, Liebste.«
    Da kniff mich Helena plötzlich in die Nase. »Na, mach dir keine Sorgen. Wenn du abhaust und mich verlässt, wie dein Vater deine Mutter verlassen hat, werde ich dich vermutlich ersetzen – aber genau wie deine Mutter werde ich wahrscheinlich zwanzig Jahre warten und sehr diskret sein.«
    Das war kein Trost. Ich konnte mir vorstellen, dass Helena genau das tun würde.
     
    Ich hätte auf der Stelle zu Mama laufen können, was bestimmt in einer Katastrophe geendet hätte. Zum Glück wurden wir von einem Balkon hoch oben auf der anderen Seite der Gasse fröhlich begrüßt. Um unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen, schmiss Petronius Longus auch noch einen alten Stiefel herunter, den er für diesen Zweck oben liegen hatte. Helena ging nach drinnen, während ich wartete. Typisch für Petro ließ er sich Zeit, sobald er gesehen hatte, dass ich stehen blieb.
    »Spielst du immer noch den Tribun, Petronius? Komm schon! Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.«
    »Was ist denn los

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