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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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bekümmerte Familie zu finden.« Vibia, Lysa und Diomedes bissen sich auf die Lippe und sahen tapfer zu Boden. Lucrio, der Freigelassene des Toten, blieb unbewegt. »Chrysippus verbrachte seine letzten Augenblicke in dieser Bibliothek. Vielleicht können wir durch unser heutiges Zusammensein am selben Ort jemandes Gedächtnis nachhelfen.«
    »Spürt der Mörder, wie ihm ein Schauer über den Rücken läuft?«, fragte Petronius halb laut. Während ich den milde gestimmten Typen gab, warf er böse Blicke in die Runde, um allen ein unbehagliches Gefühl zu verursachen. Seine Bemerkung ging natürlich von der Voraussetzung aus, dass der Mörder bereits unter uns weilte.
    Ich nahm den Faden wieder auf. »In der Tat gibt es im Umkreis des Skriptoriums sogar zwei Todesfälle. Avenius, der ein anerkannter Historiker war, wurde traurigerweise erhängt am Pons Probus aufgefunden. Darüber werde ich als Erstes sprechen.«
    »Erfordert das unsere Anwesenheit?«, platzte Vibia heraus und sprang auf. »Er ist kein Verwandter. Außerdem wurde mir gesagt, er habe Selbstmord begangen.«
    »Bitte haben Sie Geduld.« Sanft hob ich die Hand und wartete, bis sie wieder auf ihren Stuhl gesunken war; ihre Finger zupften nervös an dem schicken Stoff ihres Gewandes. »Ich möchte, dass Sie alle während der gesamten Vernehmung hier bleiben. Durch die Aussage einer Person könnte sich jemand anders an ein vergessenes Detail erinnern. Um auf Avenius zurückzukommen – zwei Todesfälle in einem kleinen Bekanntenkreis könnten ein Zufall sein, aber sie könnten auch miteinander in Verbindung stehen.«
    »Sie meinen, der Historiker hat meinen Mann getötet?«
    Ich spitzte die Lippen. »Das ist eine Möglichkeit.«
    »Tja, Sie können Avenius nicht bitten, ein Geständnis abzulegen!« Als Witz war dieser Einwurf von Vibia nicht nur geschmacklos, sondern auch fast hysterisch. Vibia Merulla schien ziemlich überreizt zu sein. Das war gut; ich hatte noch kaum begonnen.
    Ich wandte mich an die Reihe der Autoren.
    »Reden wir über Ihren unglücklichen Kollegen. Als Chrysippus starb, war Avenius der Erste, der zu mir zur Vernehmung kam. Nach meiner Erfahrung kann das Verschiedenes bedeuten. Entweder war er unschuldig und wollte sein normales Leben weiterführen, oder er war schuldig und versuchte diese Tatsache zu verschleiern. Vielleicht wollte er auch nur herausfinden, wie viel ich wusste. Desgleichen ist mir bewusst, hier in der Gesellschaft von Schriftstellern, dass er eine Mordermittlung vielleicht sogar aus beruflichen Gründen erleben wollte, weil er es als faszinierende Recherche betrachtete.«
    Hinter mir stieß Fusculus ein hohles Lachen aus.
    »Unser erstes Gespräch verlief ergebnislos«, fuhr ich fort. »Leider hatte ich später keine Gelegenheit mehr, ihm weitere Fragen zu stellen.« Falls Avenius ein Mordopfer war, könnte diese verpasste Gelegenheit bedeutungsvoll sein. Jemand hatte ihm das Maul gestopft. »Wir haben hauptsächlich über seine Arbeit gesprochen. Er habe eine ›Schreibblockade‹, erklärte er mir.« Ich schaute direkt zu Turius, den anderen Burschen, der seine Abgabetermine überzog. »Avenius hatte das Ablieferungsdatum überschritten. Wissen Sie, wie weit er sich verspätet hatte?«
    Turius schniefte ungeniert und schüttelte den Kopf.
    Ich sah zu Urbanus, dem Dramatiker, der kurz antwortete: »Um Jahre!«
    Scrutator setzte sehr viel rüder hinzu: »Um verdammt viele Jahre, ja!«
    »Ich bekam den Eindruck, dass diese ›Schreibblockaden‹ häufig auftauchten«, bemerkte ich. »Chrysippus schien sehr großzügig damit umzugehen. Wurde Ihnen dieselbe Nachsicht gewährt, Pacuvius?«
    »Nie«, schnaubte der große, schlaksige Satiriker. »Er erwartete, dass wir unsere Sachen pünktlich ablieferten.«
    Die meisten der Gruppe saßen passiv, aber wachsam da. Nur Urbanus wirkte entspannt und fragte: »Gab es eigentümliche Besonderheiten bei Avenius’ angeblichem Selbstmord, Falco?« Ich schaute zu Petronius Longus. »Eigentümliche Besonderheiten? Zur Kenntnis genommen!«, erwiderte er, als wäre der Hinweis auf Besonderheiten etwas, das ihm neu war.
    Ich vermied es, mich darüber auszulassen, wie der Historiker gestorben war. »Die Einzelheiten erspare ich Ihnen. Ich möchte einem zukünftigen Gerichtsverfahren nicht vorgreifen«, sagte ich bedrohlich. »Aber warum könnte Avenius Selbstmord begangen haben? Wir glaubten, er hätte Geldprobleme. Tatsächlich hatte er aber vor kurzem seine Schulden bezahlt. Doch woher

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