Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
kam dieses Geld? Keine Bezahlung seines schließlich doch abgelieferten Manuskripts?« Ich schaute zu Euschemon, der den Kopf schüttelte.
    Petronius stand auf und trat zu mir in die Mitte des Raumes. »Falco, worum ging es in dem großen Werk, an dem Avenius so lange gearbeitet hat?«
    Ich tat so, als zöge ich meine Notiztafeln zu Rate. »Ich zitiere: ›Aufarbeitung treuhänderischer Transaktionen seit der augustäischen Zeit‹. Klingt eher trocken. Avenius gab zu, dass es sich um ein kleines Gebiet handelte.«
    »Tut mir Leid, dass ich gefragt habe!« Petros Stimme krächzte, als er sich umständlich wieder hinsetzte.
    »Konnte Avenius ein Ende seiner Arbeit absehen?«, fragte ich die Autoren. »Einige von Ihnen haben sich regelmäßig mit ihm in der Popina ein Stück die Straße hinunter getroffen. Hat er je darüber gesprochen, wie er vorankam?«
    Sie warfen sich verschwommene Blicke zu, dann stupste Scrutator Turius an und meinte in hinterhältigem Ton: »Du warst doch sein eigentlicher Kumpel!« Ja, der Satiriker hatte es wirklich drauf, andere reinzureiten.
    »Wir haben einmal über seine Arbeit gesprochen«, bestätigte Turius, der verärgert aussah, so bloßgestellt zu werden. »Aber da war er betrunken.«
    »Waren Sie auch dabei?«, fragte ich Constrictus scherzhaft – den Lyriker, der zu viel soff.
    Der ältere Mann schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Erinnerung daran. Avenius hielt seine Recherchen sehr geheim. Wenn er nüchtern gewesen wäre, hätte Turius nie was aus ihm rausgekriegt.«
    »Manche Autoren geben nur ungern Einzelheiten über ihr Werk preis, bevor sie es beendet haben«, meinte ich.
    »Ja«, maulte Constrictus. »Und manches Werk sieht niemals das Tageslicht. Ich hab nie daran geglaubt, dass Avenius überhaupt etwas geschrieben hat.« Constrictus seinerseits gab wenigstens Manuskripte ab. Passus hatte seine neuesten Gedichte gefunden, auf denen Chrysippus bemerkt hatte: »Die üblichen Patzer. Kleine Auflage; Honorar herabsetzen …«
    Ich übte weiter Druck auf Turius aus. »Sie und Avenius müssen ein gemeinsames Thema gehabt haben. Sie wollten über den Idealstaat schreiben, über die Zukunft. Er listete die Vergangenheit auf. Da muss es Überschneidungen Ihrer Gebiete gegeben haben. Wohin sich die Gesellschaft als Nächstes bewegt und wo sie bereits gewesen ist, hängt doch augenscheinlich zusammen. Was hatte Avenius Ihnen also zu sagen?«
    Das ließ ihn aufhorchen. Er wand sich unruhig, was seinem schicken neuen Ledergürtel, den er damit außer Form brachte, gar nicht gut bekam. »Avenius war an wirtschaftlichen Themen interessiert. Ich nähere mich meiner idealen Republik durch Moral an.«
    Ich lachte kurz auf. »Finanzen und Moral haben keine so enge Verbindung – würden Sie mir da nicht zustimmen, Lucrio?«
    Lucrio hatte vor sich hin geträumt, während wir intellektuelle Ideen austauschten. Aber es gelang ihm, ein mattes Lächeln zu Stande zu bringen. Manche Berufe verdammen einen zu endlosen, gemeinen Witzen, also musste er daran gewöhnt sein. Womit ich nicht andeuten will, dass Witze über Bankiers irgendwelche Wahrheiten enthalten.
    Turius dachte, er sei entkommen. Rasch belehrte ich ihn eines Besseren. »Auf welchem Gebiet hat Avenius recherchiert, Turius? ›Treuhänderische Transaktionen‹ – was bedeutet das?«
    Er zuckte mit den Schultern, gab sich desinteressiert.
    Ich schaute wieder zu Petro. Er erklärte rasch: »Treuhänderisch – jemandem etwas anvertrauen. Transaktionen – klingt für mich nach Geld.«
    »Bankeinlagen!« Ich wirbelte zu Lucrio herum. »Hat Avenius Nachforschungen über die Aurelianische Bank angestellt?«
    Lucrio richtete sich etwas auf. »Nicht dass ich wüsste.«
    »Sie waren der Agent und daher die offensichtliche Person, an die man sich wenden würde.«
    »Tut mir Leid; ich kann Ihnen nicht helfen, Legat«, bekannte er. Diskretion gehörte zu seiner Geschäftspraxis, daher hatte ich nichts anderes erwartet.
    »Die Bank wird uns also nicht helfen«, seufzte ich und wandte mich wieder an Turius. »Nun, dann probiere ich meine Theorie an Ihnen aus. Mal angenommen, Avenius begann eine Art Wirtschaftsgeschichte zu schreiben. Er stellte Material zusammen, um Aspekte der römischen Gesellschaftsstruktur zu veranschaulichen, vielleicht wie Privatfinanzen die Klassenbewegung beeinflusst haben oder so was in der Art. Klingt für uns, die Allgemeinheit, ziemlich versponnen, aber Sie wissen ja, wie Historiker sind … Vielleicht untersuchte er

Weitere Kostenlose Bücher