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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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die Möglichkeiten, wie Privatpersonen durch die Verbesserung ihres finanziellen Status gesellschaftlich aufsteigen können. Oder er war möglicherweise an kommerziellen Investitionen interessiert … Wie auch immer, er muss, vermutlich vor ein paar Jahren, dem Goldenen Pferd etwas zu nahe gekommen sein.«
    Man hörte, wie laut eingeatmet wurde. Erneut wirbelte ich zu der anderen Reihe herum und nahm Lucrio in die Zange. »Auf dem Forum hört man, dass Ihr Laden inzwischen einen guten Ruf hat – zumindest hatte, bis Sie gestern liquidiert haben –, doch das war nicht immer der Fall. Als Chrysippus in Rom ankam, war er bereits ein zwielichtiger Kredithai.«
    Lucrio wollte etwas einwenden, besann sich dann aber anders. »Das war vor meiner Zeit, Falco.«
    »Lysa?«, fragte ich sie unverhofft. Sie funkelte mich böse an. »Irgendwas beizusteuern?«
    Lucrio wollte ihr unbedingt einen Blick zuwerfen, aber Vibia saß ihm im Weg. Lysa, die Exfrau seines toten Patrons, seine zukünftige Braut, betrachtete mich nur mit formeller Verachtung. »Sie wollen nichts sagen, Lysa? Noch jemand, der fest an geschäftliche Vertraulichkeit glaubt! Sie werden mir wohl keine Anklage wegen übler Nachrede schicken, wenn ich sage, dass es da Dreck gegeben hat und Avenius das herausfand. Sieht aus, als hätte er aufs richtige Pferd gesetzt und Chrysippus erpresst – nicht zu gierig –, nur um einen permanenten Honorarvorschuss gebeten. Das erklärt, warum er nicht unter Druck geriet, sein Geschichtswerk zu beenden. Es lag im Interesse der Bank, dass er nie seine Darlegung einreichte! Auf diese Weise konnte er sehr angenehm überleben. Es hätte Jahre anhalten können …«
    »Alles bloße Spekulation, Falco«, forderte mich Lysa heraus.
    »Klingt aber überzeugend.« Ich grinste sie an. »Als Avenius seine Forderungen erhöhte, wurde ihm ein enormer ›Kredit‹ gewährt. Aus irgendeinem Grund verlor Chrysippus schließlich die Geduld und wollte das Geld zurück.« Ich hielt inne. »Aber vielleicht war es gar nicht Chrysippus, der das tat …« Wieder wandte ich mich an Lucrio. »Sie haben ihn um die Rückzahlung gebeten, nicht wahr?«
    Das hatte Lucrio mir bereits erzählt. Ich zwang ihn zu wiederholen, dass er im normalen Verlauf seiner Pflichten als Geschäftsführer der Bank die Rückzahlung gefordert hatte. Dabei hatte er sich vorher nicht mit Chrysippus abgesprochen.
    »Also hatte Chrysippus keine Möglichkeit, Sie aufzuhalten. Sie wussten nichts von der Erpressung. Chrysippus hatte das selbst vor Ihnen, dem Freigelassenen, dem er am meisten vertraute, geheim gehalten. Na ja, vielleicht spielte sich die schmutzige Vergangenheit der Bank ab, als Sie noch Sklave waren. Stimmt das, Lucrio?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Falco.«
    »Mein lieber Lucrio, es spricht für Sie, dass Chrysippus Sie für zu redlich hielt, um Sie über die schändliche Vergangenheit der Bank zu informieren.« Lucrio wusste nicht so recht, ob es ihm gefiel, redlich genannt zu werden. Ich unterdrückte ein Lächeln.
    »Das ist unerträglich!«, rief Lysa aus, an Petronius Longus gewandt, damit er dagegen einschritt, aber der zuckte nur mit den Schultern.
    Aus Höflichkeit ihm, meinem Arbeitgeber, gegenüber sagte ich: »Ich werde das alles später erforschen.« Petronius nickte und bedeutete mir, fortzufahren.
    »Ihre Beschuldigungen sind unbegründet«, beharrte Lysa wütend.
    »Ich werde sie begründen«, erwiderte ich. Dann sagte ich, dass ich meine Ermittlungen zu Avenius’ Tod beenden wolle. »Es mag so aussehen, als hätte die Erpressung zum Mord geführt. Als Lucrio Avenius bedrängte, den Kredit zurückzuzahlen, platzte Avenius der Kragen. Er traf sich hier mit Chrysippus, nicht, um sein Geschichtswerk zu besprechen, sondern um sich über Lucrio zu beschweren und zu drohen, alles aufzudecken. Chrysippus weigerte sich aus irgendeinem Grund, ihm zu helfen; vielleicht hatte er es inzwischen satt, erpresst zu werden. Avenius ertrug es nicht, das Geld zu verlieren – also prügelte er Chrysippus zu Tode.«
    »Glauben Sie das wirklich?«, fragte Vibia, (offenbar) erpicht darauf, auf diese Weise eine Erklärung für den Tod ihres Mannes zu bekommen. Lysa wiederum gab dazu keinen Kommentar ab.
    Ich schaute Vibia einen Moment lang an. »Was – und dann hat sich Avenius aus Gewissensbissen am Pons Probus erhängt?« Ich lächelte spöttisch. »Oh, das bezweifle ich. Es gab nichts, was ihn mit dem Mord in Zusammenhang brachte; wenn er es getan hatte,

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