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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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heißt, Sie bezahlen sie?« Er antwortete nicht, vielleicht aus Rücksicht auf meine – vollkommen andere – Position, was die Gedichte betraf, die das Skriptorium in Auftrag zu geben versucht hatte. »Aber zahlen Sie ihnen auch genug?«
    »Wir bezahlen ihnen die übliche Beteiligung«, sagte Euschemon abwehrend.
    »Und die ist wie hoch?«
    »Das ist vertraulich.«
    »Wie weise. Sie wollen nicht, dass die Schriftsteller untereinander vergleichen, was dazu führen könnte, dass sie Diskrepanzen bemerken. Und das könnte Eifersucht hervorrufen.« Eifersucht war das älteste und häufigste Motiv für Mord.
    Die Namensliste kam mir bekannt vor. Ich zog Passus’ Notizen von Chrysippus’ heutigen Besuchern heraus. »Sieh an, sieh an. Alle Männer, die Sie genannt haben, waren heute Morgen bei Ihrem Herrn! Was können Sie mir dazu sagen?« Euschemons Blick wurde unstet. »Binden Sie mir ja keinen Bären auf«, warnte ich.
    »Wir waren dabei, unsere zukünftige Publikationsliste zu überprüfen.«
    »Es war geplant? Sie hatten alle Termine?«
    »Informell. Chrysippus führte seine Geschäfte auf griechische Weise – ein zwangloses Treffen, ein freundliches Gespräch über Familienangelegenheiten, Politik, die Gesellschaftsnachrichten. Dann kam er auf den eigentlichen Punkt zu sprechen, fast als wäre es ein nachträglicher Einfall. Man wusste, wann er einen sprechen wollte, also kam man bei ihm vorbei.«
    »Und welcher davon mag Nesselpastete?«
    »Wie bitte?«
    »Nichts. Hat einer dieser Burschen eine schwarze Markierung neben seinem Namen?« Euschemon schaute mich verwirrt an. »Welchen hatten Sie beschlossen aus Ihrem Katalog zu streichen?«
    »Keinen.«
    »Überhaupt keine Probleme mit ihnen?«
    »Ach, mit Autoren gibt es immer Probleme! Sie haben stets was zu meckern. Fragen Sie sie, Falco. Einer oder zwei brauchten Ermutigung, sozusagen. Chrysippus wird das sehr taktvoll angesprochen haben.«
    »Tun Sie, was ich Ihnen sage, oder Sie können Ihre Brötchen woanders verdienen?«
    »Bitte seien Sie nicht so grob.«
    »Was ich jetzt sage, mag noch gröber sein. Könnte ein verärgerter Autor seinem Mäzen einen Schriftrollenstab in die Nase gerammt haben?«
    Euschemon wurde ganz steif. »Ich ziehe die Ansicht vor, dass wir Mäzene kultivierter Männer sind.«
    »Wenn Sie das glauben, machen Sie sich etwas vor, mein Freund.«
    »Sollte Chrysippus Veränderungen geplant haben, dann hat er mir das nicht mitgeteilt. Als sein Verwalter wartete ich darauf, dass er mir sagte, was er wollte.«
    »Hatten Sie unterschiedliche Kritikmaßstäbe?«, riet ich.
    »Manchmal einen unterschiedlichen Geschmack.« Euschemon schien wirklich der loyale Typ zu sein. »Wenn Sie erfahren wollen, was heute Morgen im Einzelnen besprochen wurde, müssen Sie die Autoren selbst fragen.«
    Ich überlegte, ob ich einen Boten zu allen Autoren schicken und sie auffordern sollte, heute Abend bei mir in der Brunnenpromenade zu erscheinen. Das würde mir vielleicht erlauben, sie in die Mangel zu nehmen, solange nur der Mörder wusste, dass Chrysippus tot war, aber mir blieb nicht genug Zeit, Helena davon abzubringen, mich wegen des Eindringens in unsere Privatsphäre in Stücke zu reißen. Fünf Autoren in Folge entsprach nicht ihrer Vorstellung eines Abends im Familienkreis. Meiner auch nicht. Arbeit hat ihren Platz, aber zum Hades, ein Mann braucht sein Familienleben.
    Sie konnten warten. Ich würde sie morgen aufsuchen. Es war dringend (um Absprachen zu verhindern), aber nicht die dringlichste Aufgabe, die ich zu erledigen hatte. Vor allem anderen musste ich Lysa verhören, die gekränkte Exfrau.
    Sie wohnte in einer hübschen Villa, groß genug für Innengärten, in einer wohlhabenden Gegend. Als ich die Adresse schließlich fand, erfuhr ich leider von den beiden Männern, die Fusculus vorausgeschickt hatte, dass sowohl die Exfrau als auch ihr Sohn außer Haus waren. Selbstredend wusste niemand, wo sie waren. Und man konnte davon ausgehen, dass sie am Abend genau dann heimkommen würden, wenn ich in meiner Wohnung saß und zu Abend essen wollte. Mit vorausschauendem Trübsinn bat ich die Vigiles, mich zu holen, wenn die vermissten Verwandten wieder auftauchten.
    So viel für mein Familienleben, dachte ich missmutig. Aber als ich zu Hause ankam, war der Abend sowieso schon ruiniert. Helena hielt den Barbarenangriff mit einem Glitzern in den Augen in Schach, das mir sagte, ich sei gerade noch rechtzeitig heimgekommen. Wir waren von meiner Schwester

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