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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Nörgeln nach. Sein Tresengehilfe war nicht da, vermutlich nach Hause geschickt, nachdem das warme Essen weggeräumt worden war. Euschemon war vom Laden aus schweigend hinter mir hergeschlurft. Ich bestellte ihm einen Becher ausgepressten Fruchtsaft, was anscheinend als Einziges noch zu bekommen war. Der Saft war nicht schlecht, wenn man sich auch über die verwendeten Früchte streiten konnte. Die Rechnung, die mir mit unüblicher Formalität ausgestellt wurde, nahm mir jede Freude am Geschmack. Wir lehnten uns auf den Tresen, und ich funkelte den Besitzer böse an, bis er sich ins Hinterzimmer verzog.
    »Ich bin Falco. Sie erinnern sich?« Er rang sich ein kaum wahrnehmbares Nicken ab. »Ich war heute Morgen im Skriptorium, Euschemon. Sie waren nicht da. Ich habe kurz mit Chrysippus gesprochen.« Unsere Meinungsverschiedenheit erwähnte ich nicht. Sie schien mir lange zurückzuliegen. »Kurz darauf muss er zu seiner Arbeit in die Bibliothek zurückgekehrt sein. Jetzt bin ich zum offiziellen Ermittler der Vigiles ernannt worden. Daher muss ich Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    Er blieb stumm, hielt sich an seinem Becher fest. Er schien wie betäubt, gefügig – aber vielleicht auch unzuverlässig.
    »Gut, vergegenwärtigen wir uns die Szene. Wann sind Sie zurückgekommen?«
    Er musste erst mal Luft holen, bevor er antworten konnte, und dehnte beim Sprechen die Worte aus. »Gegen Mittag. Während des Durcheinanders, aber das hab ich zuerst gar nicht mitgekriegt.«
    Ich trank ein wenig Saft und versuchte Euschemon in Schwung zu bringen. »Wie weit waren die Dinge da schon gediehen? Waren die Vigiles bereits im Haus?«
    »Ja, sie müssen schon drinnen gewesen sein. Ich bemerkte zwar, dass draußen ungewöhnlich viele Leute rumstanden, muss aber in Gedanken mit was anderem beschäftigt gewesen sein …«
    »Mit was?«, fragte ich streng.
    »Ach … mit dem Sinn des Lebens und dem Tintenpreis.« Als Euschemon spürte, dass er mit seiner Schnoddrigkeit wohl Ärger bekommen würde, wurde er ein bisschen wacher. »Wie heiß es war, welche Art von Oliven ich für mein Mittagsmahl gewählt hatte, wessen verdammter Köter auf dem Bürgersteig direkt vor dem Laden seinen Gruß hinterlassen hatte. Intellektuelle Gehirnakrobatik.« Er besaß mehr Sinn für Humor, als ich ihm zugetraut hatte.
    »Aber die Angestellten wussten doch sicher, was da im Haus vorging?«
    »Nein. Sie haben von drinnen überhaupt nichts gehört. Den Aufruhr auf der Straße vor dem Laden hätten sie wahrscheinlich mitgekriegt, aber sie waren alle im Skriptorium. Die Jungs waren völlig erledigt, verstehen Sie, hatten gerade Mittagspause.«
    »War der Schriftrollenladen zu der Zeit geschlossen?«
    »Ja. Wir ziehen immer das Gitter runter und schließen alles ab. Die Schreiber müssen sich beim Kopieren so sehr konzentrieren, dass sie in der Pause totale Ruhe brauchen. Sie bekommen ihr Essen. Manche würfeln oder halten Mittagsschlaf.«
    »Wird das Gitter tatsächlich abgeschlossen?«
    »Das müssen wir tun, sonst drängen sich die Leute rein, selbst wenn sie sehen, dass wir Mittagspause machen. Die kennen keine Rücksichtnahme …«
    »Auf dem Weg kann also niemand hereingekommen sein – oder hinausgelangt?«
    Er merkte, dass ich den Mörder meinte. »Nein«, erwiderte er düster.
    »Hat der Laden früh geschlossen?«
    »Wie ich die Schreiber kenne, und da ich nicht da war, würde ich sagen, ja.«
    »Hm. Also war zur Todeszeit dieser Ausgang blockiert.« Wenn der Mörder keinen Versuch gemacht hatte, diesen Weg zu benutzen, kannte er vielleicht den Tagesablauf im Skriptorium. »Wie sind Sie dann bei Ihrer Rückkehr reingekommen?«
    »Ich hab gegen das Gitter gehämmert.«
    »Und man hat Ihnen aufgeschlossen?«
    »Nur, weil ich es war. Ich bin hineingeschlüpft, und wir haben wieder abgeschlossen.«
    »Die Angestellten waren bei Ihrer Ankunft nicht verstört?«
    »Nein. Sie waren erstaunt, als ich sie fragte, ob sie wüssten, was auf der Straße los sei. Mir war aufgefallen, dass sich die Menge vor der Haustür des Herrn versammelt hatte.«
    »Wo ist die?«
    »Ein Stück weiter die Straße runter. Hinter dem Schuster. Sie können den Portikus von hier aus sehen.« Ich schaute hinüber; hinter dem Skriptorium und dem Eingang zu einem anderen Laden sah ich imposantes Mauerwerk bis auf den Bürgersteig hinausragen. »Ich wollte gerade gehen und Chrysippus darauf aufmerksam machen, als einer der Vigiles aus dem Korridor zum Haus hereingestürmt kam.«
    »Da war

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