Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Chrysippus schon längst tot. Und von drinnen waren vorher keine Geräusche zu hören? Sie waren nicht da, und die Schreiber haben nichts gemerkt, bis die Leiche gefunden wurde?« Euschemon nickte erneut, als würde er träumen. »Ich muss überprüfen, dass niemand durch das Skriptorium kam, nachdem Chrysippus nach drinnen gegangen war«, sinnierte ich.
    »Das haben uns die Vigiles schon gefragt«, berichtete mir Euschemon. »Die Schreiber sagen alle, sie hätten niemanden gesehen.«
    »Glauben Sie ihnen?«
    Er nickte. »Die sind froh, wenn man sie in Ruhe lässt.«
    »Keine glücklichen Arbeiter?«
    »Ganz gewöhnliche.« Er merkte, dass ich nachbohrte. »Sie machen ihre Arbeit, aber es ist ihnen am liebsten, wenn ihnen kein Aufseher im Nacken sitzt. Was nur natürlich ist.«
    »Stimmt.« Ich trank meinen Becher aus. »Sind Sie hineingegangen und haben die Leiche gesehen?«
    Wieder nickte er, sehr langsam. Das Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Vielleicht würde er es nie wieder loswerden. Sein Leben war heute stehen geblieben, in dem Augenblick, als die aufgeregten Vigiles den Korridor entlanggestürmt kamen und die ruhige Mittagspause unterbrachen. Möglicherweise würde er den alten Rhythmus seines Lebens nie wieder finden.
    Er starrte mich an. »So etwas hab ich noch nie gesehen«, sagte er. »Ich konnte nicht …« Er gab auf, wedelte hilflos mit den Händen, fand keine Worte.
    Ich ließ ihm einem Moment Zeit, seine Fassung wiederzufinden. Dann wandte ich mich generelleren Fragen zu. »Ich muss herausbekommen, wer es getan hat. Dazu brauche ich Ihre Hilfe. Fangen wir mit dem Geschäft an. Offenbar läuft es gut?«
    Euschemon wurde etwas zurückhaltender. »Ich habe nur mit den Autoren zu tun und organisiere die Kopisten.«
    »Personalverwaltung.« Ich war höflich, aber unbarmherzig. »Und hatte einer der Männer, die Sie verwalten, etwas gegen unser Opfer?«
    »Die Schreiber nicht.«
    »Die Autoren?«
    »Autoren haben immer was zu meckern, Falco.«
    »Irgendwelche besonderen Beschwerden?« Er zuckte mit den Schultern, und ich beantwortete die Frage selbst: »Schlechte Bezahlung und abschätzige Kritiker!« Zur Bestätigung verzog er das Gesicht ein wenig. »Kein so starker Groll, der einen kreativen Menschen zum Töten veranlassen könnte?«
    »Ach, das glaube ich nicht. Man rastet nicht aus, nur weil das eigene Werk schlecht aufgenommen wird.« Wirklich?
    »Und wie sind die Verkäufe?«, fragte ich beiläufig.
    Euschemon antwortete in trockenem Ton. »Wie gewöhnlich. Wenn man auf die Leute hört, die etwas in Auftrag geben, besitzen sie einen Stall voll wunderbarer Autoren und erwarten, in Kürze ihre Konkurrenz zu ruinieren. Die Konkurrenz wird jedoch behaupten, die anderen stünden vor dem Bankrott. Wenn man in den Schriftrollenläden nachfragt, ist das Leben ein einziger langer Kampf; an Manuskripte zu vernünftigen Preisen ist schwer ranzukommen, und die Kunden sind uninteressiert. Schaut man sich um, lesen die Leute trotzdem, wenn vermutlich auch nicht das, was die Kritiker loben.«
    »Und wer gewinnt?«
    »Fragen Sie mich nicht. Ich arbeite in einem Skriptorium – für einen Hungerlohn.«
    »Warum tun Sie es dann? Sind Sie ein Freigelassener des Chrysippus?«
    »Ja, und mein Patron überträgt mir eine Menge Verantwortung.«
    »Befriedigende Arbeit ist so wunderbar! Sie sind sehr loyal. Und zuverlässig, und nützlich – ist das alles?«
    »Liebe zur Literatur«, sagte er. Von wegen. Genauso gut hätte er Anchovis verkaufen können oder Blumenkohl.
    Ich wechselte den Ellbogen und hatte jetzt einen Blick den Clivus Publicus hinauf statt hinunter. »Dem Schriftrollengeschäft geht es demnach anscheinend gut. Gönnerschaft zahlt sich aus.« Euschemon sagte nichts dazu. »Ich hab das Haus gesehen. Sehr hübsch!«
    »Geschmack und Qualität«, stimmte er zu.
    »Bin mir nicht sicher, ob das auch auf die Gattin zutrifft«, meinte ich.
    »Er schon.«
    »Wahre Liebe?«
    »Ich möchte keinen Klatsch verbreiten. Aber sie würde ihn nicht umbringen. Das glaube ich nicht.«
    »Waren die beiden glücklich? Ein alter Mann und sein kleiner Liebling? War die Verbindung solide? War sie echt?«
    »Echt genug«, erwiderte Euschemon. »Für Vibia hat er seine Frau verlassen, mit der er dreißig Jahre verheiratet war. Diese neue Ehe bedeutete ihm alles – und Vibia hatte Geschmack an dem gefunden, was sie erreicht hatte.«
    »Erklären Sie mir das näher.«
    »Ein einflussreicher Mann mit Geld und

Weitere Kostenlose Bücher