Tod Eines Mäzens
Zypressen vor einem provinziellen Schrein aussahen. Hier präsentierten sie alle die einfachsten Geldwechseltische, offenbar bemannt mit heruntergekommenen Sklaven. War das eine absichtliche Fassade? Bankiers arbeiten gern mit Täuschungsmanövern und Geheimnistuerei. Vielleicht besaß jeder ein gewaltiges Hinterzimmerbüro mit Marmorthron und Nubiern, die Straußenfächer schwangen, wenn einem danach war.
Ich trat an den Aureliustisch und erkundigte mich unschuldig nach dem Tageskurs für griechische Währung. »Wie nennen die noch gleich ihre Münzen?«
»Drachmen.« Der Typ hinter dem Tisch zeigte nur brutale Gleichgültigkeit. Ohne zu wissen, dass ich ihm von Palmyra und Tripolitanien, Britannien und dem Germania Libra erzählen konnte, alles aus eigener Erfahrung, hielt er mich für einen Trottel, der nie östlich vom Marsfeld gewesen war. Er nannte mir einen mittleren bis hohen Wechselkurs. Ein schlechtes Geschäft, aber auch nicht schlechter als das, was mir die meisten anderen Geldhaie hier bieten würden.
Mein Blick wurde unstet. Na ja, auf jeden Fall verlegener als mein sonstiger argwöhnischer Lauerblick. »Ähm … geben Sie auch Darlehen?«
»Wir geben Darlehen.« Er sah mich an, als wäre ich eine Fliege am Busen einer Göttin.
Ich sagte mir, dass ich gerade einen ordentlichen Batzen vom Zensus bekommen hatte und jedem ins Auge blicken konnte. Außerdem war das hier eine professionelle Ermittlung, ein legitimer Test. »Und was brauche ich, um ein Darlehen von Ihnen zu kriegen?«
»Die Genehmigung vom Chef.«
Es erschien mir unhöflich zu erwähnen, dass ich seinen Chef gestern auf dem Bauch im Blut hatte liegen sehen, mit einem Schriftrollenstab im Nasenloch und klebrigem Zedernöl am ganzen Körper. Offensichtlich machte die Bank weiterhin Geschäfte, als ob die Tragödie nie geschehen wäre. Hatte noch niemand den Angestellten gesagt, dass der Besitzer verschieden war, oder hielten sie das kommerzielle Vertrauen nur mit falscher Ruhe aufrecht?
»Genehmigung?«
»Treffen Sie ein Übereinkommen.«
»Und wie funktioniert das?«
Er seufzte. »Wenn Sie ihm gefallen, wird ein Vertrag aufgesetzt. Während der Konsulschaft von Bla und Bla-bla und am so und so vielten Tag vor den Iden des März bestätige – hier kommt der Name – wie nennen Sie sich?«
»Dillius Braco.«
»Ich, Ditrius Basto …« Die Zeiten waren hart. Jetzt brachten die Leute auch schon meine Pseudonyme durcheinander. »… bestätige, dass ich ein Darlehen von Aurelius Chrysippus erhalten habe, in seiner Abwesenheit durch Lucrio, seinen Freigelassenen, gegeben, und dem Aurelius Chrysippus hundert Millionen Sesterzen – das ist eine angenommene Zahl – schulde, die ich auf sein Verlangen zurückzahlen werde. Und Lucrio, Freigelassener des Aurelius Chrysippus, hat sich versichert, dass die erwähnten hundert Millionen Sesterzen ordentlich und rechtmäßig übergeben wurden – das steht drin, damit Sie uns nicht übers Ohr hauen oder das Geld unrechtmäßig verwenden –, und ich, Ditrius Basto, gebe als Pfand und Sicherheit – was haben Sie?« Er betrachtete mich höhnischer denn je. So wie ich in meiner drittbesten streifigen roten Tunika, den blöden Stiefeln mit den ausgefransten Riemen und immer noch unrasiert aussah, konnte ich es ihm nicht verübeln.
»Was ist denn das Übliche?«, quiekte ich.
»Alexandrinischer Weizen in einem öffentlichen Kornspeicher. Kichererbsen, Linsen und Hülsenfrüchte, wenn Sie knickerig sind.« Ich sah ihm an, was seiner Meinung nach auf mich zutraf. »Arabischer Pfeffer«, prahlte ich. »Unter Verschluss im Lagerhaus des Marcellus in der Granatgasse.«
»Ah ja! Wie viel?«
»Ich hab in letzter Zeit nicht nachgezählt. Etwas davon ist verkauft worden, aber wir halten uns zurück, um den Markt nicht zu überschwemmen … Enorme Mengen.«
Allmählich wirkte er etwas unsicher, obwohl sein Unglaube immer noch überwog.
» Arabischer Pfeffer aus meinem Besitz, hinterlegt im Lagerhaus des Marcellus, sicher aufbewahrt auf mein eigenes Risiko. So was in der Art«, sagte er höflich, »mein Herr.«
Betrüger haben es leicht. (Der Pfeffer hatte einst tatsächlich existiert, aber selbst da gehörte er Helena, eine Hinterlassenschaft ihres ersten Mannes, dem abscheulichen Pertinax; sie hatte alles längst verkauft.)
Da er jetzt glaubte, ich sei wohlhabend, änderte sich sein Benehmen total. »Kann ich für Sie eine Verabredung mit Lucrio treffen? Wann würde es Ihnen am besten passen?«
Ich
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