Tod Eines Mäzens
lange Gebrauch den Mann vermutlich davon ab, uns zu verklagen.
»Nothokleptes!« Ich genoss es jedes Mal, ihn bei diesem Namen zu rufen.
Er schaute mich wie immer neugierig an. Ich konnte mich nie entscheiden, ob er es tat, weil er mich verdächtigte, an der Umbenennung beteiligt gewesen zu sein, oder ob er einfach nur darüber staunte, wie jemand mit meinem Einkommen überleben konnte. Das halbe Jahr meiner Arbeit für den Zensus hatte schließlich einen ordentlichen Aufschwung für meine Ersparnisse gebracht, aber als Vespasian mir gestattete, meinen Namen auf die Liste der Ritter zu setzen, zwang mich die Qualifikationsregel sofort, Geld in Land zu investieren. Das Geld war direkt aus meinem Bankfach geflossen, und Nothokleptes schien jetzt zu zweifeln, ob er es überhaupt je gesehen hatte. Ich empfand genauso.
»Marcus Didius Falco.« Sein Auftreten war auf drollige Weise formell. Er wusste, wie man einem Schuldner gerade lange genug das Gefühl gab, ein vermögender Mann zu sein, um ihm einen weiteren Kredit aufs Auge zu drücken.
Ich hatte Jahre damit verbracht, diesem Kerl auszuweichen, wenn ich finanziell auf dem Zahnfleisch ging. Wir hatten uns oft darüber unterhalten, ob es sich überhaupt lohnte, den Mietpreis für ein Bankfach zu bezahlen, das nichts enthielt. Bei diesen zahllosen Gelegenheiten hatte Nothokleptes mich sowohl mit seinem gesunden Menschenverstand als auch mit seiner starren, unnachgiebigen Haltung beeindruckt. Die Parzen hatten mich stets im letzten Moment mit einer Einnahme gerettet. Den weniger Glücklichen wurde die Darlehensrückzahlung oft mit grausamer Distanziertheit abgeknöpft. Wie viele Männer, die Macht über Unglückliche haben, sah Nothokleptes wie ein sanfter Fettsack aus, der nie die Energie aufbringen würde, anderen zuzusetzen. Wie sehr sie sich irrten.
»Wie geht es Ihnen an diesem schönen Tag, Marcus Didius?«
»Sparen Sie sich das Gesülze!« Das war das übliche Geplänkel. Ich bildete mir gern ein, dass er meine gaunerhafte, ungehobelte Art heimlich bewunderte. Er betrachtete mich nur mit einem Blick ständiger Verwunderung. »Hören Sie zu, Sie fiese Landplage …« Tapfer überging er die vorgetäuschte Zuneigung. »Ich brauche Informationen von Ihnen.«
»Steuerlicher Art? Oder Investitionstipps?«
»Keines von beidem. Ich bin nicht hier, um mich ausplündern zu lassen.«
Nothokleptes schüttelte traurig den Kopf. »Marcus Didius, ich sehne mich nach dem Tag, an dem Sie mir sagen, Sie seien ein Questuosus geworden.«
»Was – ein kommender neuer Mann, der schnell reich werden will? Ich bin jetzt reich!«
Er schnaubte laut. »Nicht nach den Maßstäben der Welt.«
»Sie meinen, ich soll Sie gefährliche Spielchen mit meinem Geld zu Ihrem eigenen Nutzen machen lassen?«
»Typisch!«, stöhnte er. »Das ist Rom, wie es leibt und lebt. Ihr seid vorsichtige Menschen. Der gute Römer beschützt sein väterliches Erbe, schaut nur auf Sicherheit, nicht auf Gewinn.«
Ich setzte mich auf einen Hocker neben ihn, während der Barbier eifrig fortfuhr die geölten pharaonischen Locken zu bearbeiten. »Das fasst es in etwa zusammen. Je höher ein Römer auf der gesellschaftlichen Leiter klettert, desto höher werden die ihm auferlegten Verpflichtungen und umso weniger Freiheit hat er, sein Geld auszugeben … Ich verspreche nichts, aber ich bearbeite einen Fall, bei dem am Ende vermutlich ein Honorar herausspringt. Haben Sie von Aurelius Chrysippus gehört?«
»Ich habe gehört, dass er tot ist.« Nothokleptes warf mir einen scharfen Blick zu. Er wusste über meine Arbeit Bescheid.
»Jeder hier im Portikus ist zweifellos ganz heiß auf die Einzelheiten?« Mein Bankier legte den Kopf elegant schräg. Gleichzeitig spitzte er die fleischigen Lippen, als wollte er mich für meine grobe Anspielung tadeln. »Was können Sie mir über ihn und sein Geschäft erzählen?«
»Ich, Falco? Ich soll Ihnen helfen? Bei einer Ihrer Ermittlungen?« Wenn er aufgeregt war, hob sich seine Stimme und er neigte dazu, auf eine affektierte Art zu sprechen, die mich verrückt machte.
»Ja. Er ist auf ziemlich sensationelle Weise gestorben. Sie haben vielleicht schon gehört, dass ich die Ermittlungen leite?«
Er winkte ab. »Wir sind hier auf dem Forum! Sogar die Steine schwitzen Gerüchte aus. Ich wusste es vermutlich, noch bevor Sie davon erfahren haben.«
»Das bringt mich zu der Frage, ob Sie wussten, dass Chrysippus dem Untergang geweiht war, noch bevor der Mann überhaupt das
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