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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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rechnete damit, Lucio, Freigelassener und vielleicht Erbe das toten Besitzers, zu meinen eigenen Bedingungen und einem von mir gewählten Zeitpunkt zu treffen.
    »Nein, das ist nicht nötig. Ich habe nur für einen Freund gefragt.«
    Ich gab ihm einen halben As, den ich in einer Grenzfestung in Niedergermanien gefunden hatte, wo Kupfer so knapp war, dass sie die Münzen halbieren mussten. Ein beleidigendes Trinkgeld, selbst wenn es die vollständige Münze gewesen wäre. Ich schlenderte die Straße hinunter, während er mich immer noch als gemeinen Tagedieb beschimpfte.
    Danach ging ich aufs Forum.
    Ein kurzer Spaziergang vom Ende des Clivus Argentarius und an der Kurie vorbei brachte mich zu dem herrlichen Portikus Aemilius, eines der schönsten öffentlichen Gebäude aus der augustäischen Zeit. Davor und an den Portikus des Gaius und Lucius anschließend lag eine zweistöckige Ladenkolonnade, wo mein eigener muffliger Bankier dieser Tage herumlungerte. Sein Platz hier war vermutlich gesetzwidrig, aber die Ädilen vertreiben aus irgendeinem Grund Bankiers nicht. Seine angeketteten Geldtruhen standen im Hauptgang des Portikus auf massiven Marmorplatten in verschiedenen Schattierungen: numidisches Gelb, carystanisches Grün, lukullisches Schwarz und Rot, chinesisches Rosa und Grau – und der phrygische Marmor mit den dunkelroten Einschüssen, aus dem die Tischfüße im Haus des Chrysippus bestanden und an denen ich gestern Flecken vom Blut des Toten entdeckt hatte. Die Truhen meines Bankiers befanden sich zusammen mit einem Klappstuhl und einem unbemannten Wechseltisch auf der unteren Ebene des Portikus, darüber ein Fries mit Szenen aus der römischen Geschichte und beschattet von einer überlebensgroßen Statue eines Barbaren. Passend, wenn man daran glaubte, dass Geld eine unheilvolle Rolle in unserer edlen Vergangenheit gespielt hatte und die Zukunft der ungezähmten Gegenden der Welt beeinflussen würde. (Ich tobte innerlich. Meine Begegnung mit dem Geldwechsler der Aurelianischen Bank hatte mich überreizt.) Das Quartier war ebenfalls unpassend, wenn man daran glaubte, dass Bankiers nur Männer mit dreckigen Händen vom Münzenzählen waren – das heißt, wenn einem nie aufgefallen war, wie viele elegante Kunstwerke die meisten Bankiers in ihren Privathäusern hatten.
    Ich ging nach oben zu Nothokleptes. Wenn er nicht bei seinen Geldtruhen war, fand man ihn bei seinem Barbier zwischen zwei schlanken, mit Akantusblättern verzierten Säulen in der oberen Kolonnade. Noch mehr schönes Dekor. Und die Erhöhung erlaubte ihm einen guten Blick auf jeden, der sich näherte.
    Er war schäbig und misstrauisch, fast so überzeugend wie ein römischer Bürger, von Geburt jedoch wahrscheinlich Alexandriner und in Gelddingen ursprünglich von ptolemeischen Steuereintreibern ausgebildet. Ein schwergewichtiger Mann mit Hängebacken, die wie geschaffen schienen, eine Serviette unter das Kinn zu klemmen. Er verbrachte viel Zeit bei seinem Barbier, wo man ihn gemütlich sitzend fand, als wäre der Barbierstuhl eine Erweiterung seiner Geschäftsräume. Da seine Räume unten so öffentlich waren und normalerweise von einem pisidischen Schläger bewacht wurden, hatte der Barbier seine Vorteile. Während man darum bettelte, sein sowieso schon leeres Bankkonto überziehen zu dürfen, konnte man nach einem kühlen Getränk schicken und sich die Fingernägel von einem süßen, lispelnden Mädchen maniküren lassen. Obwohl oft genug überschuldet, hatte ich meinen Bankier noch nie wegen eines großen, formellen Darlehens angegangen. Damit war offensichtlich – aus Höflichkeit vor seinem Geschäftspartner – ein Bimssteinabrieb und ein vollständiger Haarschnitt verbunden; die eigentümliche ägyptische Art, in der sich Nothokleptes rasieren ließ, war noch nie mein Fall gewesen.
    Nothokleptes war nicht sein richtiger Name. Er war ihm von Petronius Longus verliehen worden, als wir beide uns nach unserer Rückkehr aus der Armee ein Jahr lang ein Bankfach teilten. Sobald er die Stellung bei den Vigiles angenommen hatte, sorgte Petro dafür, das sein Gehalt und die Mitgift seiner zickigen Frau meinem Zugriff entzogen wurden, aber der Name, den er unserem ersten Bankier gegeben hatte, blieb hängen und war sogar von der Öffentlichkeit übernommen worden, die ihn für seinen richtigen hielt. Zivilisierte Zweisprachler werden erkennen, dass es in etwa diebischer Bastard bedeutet. Doch trotz des starken Geruchs übler Nachrede hielt der

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