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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Vertrauens?«
    Nothokleptes stieß ein bissiges Lachen aus. »Genau das! Wir hier überprüfen die Solvenz eines Fremden, indem wir seinen Namen auf die Columnia Maena kritzeln und abwarten, ob einer unserer Kollegen uns was über dessen finanziellen Status sagen kann. Die Griechen wollen hören, dass der Großvater des Kreditnehmers und mindestens fünfzehn seiner Onkel aus Piräus hierher gesegelt sind. Sie wollen glauben, dass er einer der Ihren ist. Dann kriegt er bei ihnen Kredit. Er könnte abhauen und in Zahlungsverzug geraten, und sie würden ihn trotzdem noch als einen der Ihren betrachten – obwohl er natürlich nicht wagen würde, zurückzukommen, was für ihn ziemlich lästig sein könnte.«
    »Wie steht es mit ihrer eigenen Kreditwürdigkeit?«, fragte ich trocken. »Auch Banken können in Konkurs gehen.«
    »Ooh! Sagen Sie doch nicht so was Scheußliches!«
    »Irgendwelche Andeutungen, dass es bei der Aurelianischen Probleme gibt?«
    »Bisher nicht die geringsten. Ich kann mich für Sie umhören.« Seine Augen begannen eifrig zu leuchten, als röche er einen Skandal. Zweifel zu säen war nicht meine Absicht, aber Fragen beinhalten immer ein Risiko.
    »Machen Sie das bitte.« Ich schaute ihn an. »Chrysippus war sehr erfolgreich?« Ich spürte, dass Nothokleptes jetzt zu größerer Offenheit bereit war. »Wenn er sich also nicht auf den Kais rumtrieb, um Warengeschäfte abzuschließen, was war dann seine Spezialität?«
    »Darlehen gegen Zinsen zu geben«, verkündete Nothokleptes. Sein Ton hätte besser zu der Behauptung gepasst, der Mann habe es mit einem zahmen Muli getrieben.
    »Entschuldigung – aber was ist der Unterschied?«
    »Hängt vom Zinssatz ab. Zinswucher stinkt.«
    »Welche Zinssätze verlangt die Aurelianische Bank?«
    »Zwölf Prozent sind das gesetzliche Maximum, Falco.«
    »Und fünf mehr sind heutzutage üblich. Wollen Sie damit andeuten, dass sie unnachgiebig sind?« Er wollte etwas Schlimmeres andeuten. »Also, was muss man für ein Darlehen vom Goldenen Pferd bezahlen?«
    »Dazu kann ich nichts sagen.«
    »Tja, selbstverständlich nicht!«, höhnte ich. »Lassen Sie sich von mir bloß nicht in was reinziehen, das kommerziell heikel sein könnte.« Er verharrte in dickköpfigem Schweigen. Ich ging darüber hinweg. »Na gut. Was können Sie mir über den Freigelassenen erzählen, über den diese Darlehenssache läuft?«
    »Daran ist nichts Besonderes.« Er schien zu meinen, dass ich die Übereinkunft in Frage stellte. »Die übliche Taktik.«
    »Taktik?«
    »Na ja, Männer, die nach gesellschaftlicher Anerkennung streben, fassen doch das dreckige Zeug aus der Münze nicht mit ihren eigenen weichen Patschhänden an, oder?« Nothokleptes verachtete dünkelhafte Aufsteiger. Er war der Besitzer seines Geschäftes, obwohl er nur zu den untersten Rängen gehörte. Und seine Kunden daher auch. Nicht dass er deswegen arm war, genauso wenig wie seine meisten Kunden. Er genoss es, mit Geld umzugehen, wie ein Schneider gern seine Stoffe befummelt. »Freigelassene Sklaven können Handel treiben«, fuhr er fort. »Ein Bankier kann einen Sklaven dazu benutzen, für ihn tätig zu sein. Viele haben einen vertrauenswürdigen Freigelassenen aus der Familie, der das Tagesgeschäft der Bank organisiert, damit sie selbst mit Patriziern aus der angesehenen römischen Elite dinieren können.«
    Ich pfiff leise. »Eine Menge Vertrauen, wenn dieser Freigelassene mit Beträgen hantiert, die in die Tausende gehen – oder in die Millionen!«
    »Er wird belohnt.«
    »Mit Bargeld?«
    »Mit Ansehen.«
    »Status? Ist das alles?«
    Nothokleptes lächelte nur.
    »Und wenn er nun einfach abhaut? Oder für die Arbeit nicht geeignet ist? Was ist, wenn Chrysippus’ Agent ernsthafte Investitionsfehler gemacht oder Schuldner falsch beurteilt hat?«
    »Chrysippus würde Bankrott gehen. Und wir anderen würden zittern.«
    »Kennen Sie diesen Lucrio?«
    »O ja, ich kenne Lucrio«, erwiderte Nothokleptes. »Und ich kenne ihn auch nicht, wenn Sie mir folgen können.«
    »Nein. Ich brauche einen Ariadnefaden, um aus diesem kretischen Labyrinth herauszufinden.«
    »Ich weiß, wer er ist. Aber ich würde mich Lucrio nur nähern«, sagte mein Bankier, der mir bisher noch nie pingelig vorgekommen war, »wenn ich einen glühenden Fleischspieß von einer Elle Länge in der Hand hätte.« Er runzelte finster die Stirn, was wohl als väterliche Warnung gedacht war. »Und ich rate Ihnen, es nicht anders zu machen, Marcus

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